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Freunden nur dunkel vorschwebte". Diese „vermissen später sein Dichtertcilent sehr«, „ergötzen sich an dem funkelnden Strahl seiner glühenden Lebens- und Liebeslust", und danken ihm, „wenn er, der rüstige Sohn der Natur und des Lebens, mit seiner brennenden Fackel hinüberleuchtet in ihr prosaisches Dasein". Eine solche Fackel, ein Brief Blochmanns an „Herrn August Wolf, p. ullr. des Herrn vr. Plattner im neuen Paulino in Leipzig", datiert Uverdon d. 27. Juni 1810, ist erhalten und für Blvchmanns humorvolle Art, den Freunden zu schreiben, für sein Temperament und seinen Stil höchst charakteristisch. Er lautet: „Da kommen vor einigen Tagen zwei Leipziger Musen (söhne) ins Institut, biedre, liebe Landsleute, wissen vieles zu sagen vom Thun und Treiben jener wildbewegtsn Stadt; aber wornach mein Herz am meisten sich sehnt, wornach ich mit Ungestüm frage —: ob sie den Wolf nicht ge- sehn? — im Rosenthals vielleicht — oder vorm Grimmschen Thore - oder in der Haulinerkirche — ob sie nicht gar mit ihm gesprochen? — ob sie vielleicht LollsZia bei ihm gehört? — Da weiß keiner von den hoch gelehrten Herrn in diesem oxamino rixoroso zu bestehen; — die Klagen der Welt über alle Bücherwürmer sind doch gerecht — alles Leben um sie her, Alles was sich in Kraft und Lieblichkeit bewegt, alle Hoheit der Gegenwart ist todt sür diese Brüter auf den Nestern der Vergangenheit; was hilft es mir denn, daß sie auf VVolüi smsuctatus Isoüonss mit Fingern weisen können? wenn sie mir sagten, sie hätten den KuZust Walt herr lichen Feuerblicks daher schreiten sehn, als ob die ganze Welt sein wäre — wie hätte ich sie so warm an der Hand fassen wollen —ja, ja, lieben Landsleute, das ist er gewesen; — saht ihr ihn vielleicht mit Illattnsr gehn? — sie ziehen ihre Kreise, wie das Zwillingsgestirn am Himmels bogen, auf der Lindenbahn um ihre Lentralsonne; — nur daß vielleicht ihre Sonnen die gleiche Bahn oft mit wandeln, und sie dann Stundenlang nicht aus der Sonnennähe kommen; — seht ihr, lieben Landsleute, wie der so sanft und leicht dahingleitet, etwas "wiegend die schlanke Ge stalt, ein kurzes Röhrchen von Bambus in der Rechten, unter dem Hute, bescheiden aufgesetzt, rollen die Feueraugen, um die Lippen schwebt ein satyrisches Lächeln — — und dann den neben ihm, in Kraft und Fülle schreitend, daß die Erde dröhnt, voll und laut die Stimme sendend und herzig lachend, daß es jedem deutschen Gemüthe wohlthut; er die Harmonie, jener die reizende Melodie —? — Aber, Landsleute! Lands leute! wo sind eure Augen gewesen? könnt ihr von Leipzig kommen, dürft ihr euch Hverdon nahen, ohne Kunde zu bringen von dem Allen? — glaubt ihr es wieder gut zu machen, wenn ihr, nach Leipzig schreibend, mir anbietet, ein Blättchen beizulegen ^eurem Briefe? — ihr seht wohl, ich thue es — aber ach, ihr Guten wißt nicht, daß alle Töne der Sehn sucht verhallen und sterben, ohne wiederzutönen im fernen Gewölbe der Freundesbrust, ohne den seelenvollen Wiederhall zurückzusenden an die Ufer des Sees! — Hoffe nicht, Unerbittlicher Du! durch das kalte acherontische Süll schweigen die lästige Wärme eines verabschiedeten Herzens dämpfen zu können — mit jedem Widerstande wächst die Stärke der Gluth! — Mich hält ein Götterleben umfangen — nur ein Wurm nagt — Wolf, wann wird Deine Hand ihn heben von der beklommenen Brust, daß sie frei und selig athme?