Volltext Seite (XML)
85 bahrung alles Göttlichen immer näher, die große Verheißung wird unser Teil: „ich werde dein Gott sein und du wirst mein Sohn sein." wer überwindet, der findet Gott erst recht; wer den Kampf beginnt, ahndet ihn mehr und glaubt ihn; wer überwindet, hat ihn. Denn wie der Mensch, so sein Gott. Je höher die Stufe der Vollendung, die wir er rungen, desto vollkommener ist unser Schauen Gottes, immer beseligender fühlen wir, wenn wir treu sind, seine Nähe, unsre Einheit mit ihm. Das größte Beispiel von Überwindung und Beharrlichkeit zeigte ich dann in unsrem Heiland, der das göttliche Wort aussprechen durfte: „Ls ist voll bracht". Das Lude war dann Ermunterung unsrer Aller zu dieser Be harrlichkeit und Überwindung im Gebet zu Gott um seine Kraft im Kampfe. — Im Ganzen, glaube ich, war ihre Ausarbeitung ziemlich gut gerathen, wiewohl ich immer noch mehr dabei gefühlt hatte, als ich aus gesprochen, ich werde sie Dir gelegentlich einmal mitschicken, meine Renate. Nach der predigt war Versammlung auf H. Pestalozzis Zimmer im Be treff mehrerer zu machender Einrichtungen; bei nichts ist der Vater selt samer und wunderlicher als bei zu treffenden Einrichtungen und Organi sationen. Er hat eine natürliche Unbehülflichkeit zu Allem, was Direktion angeht; es fehlt ihm dann der klare, ordnende verstand und das Ein treten in die Details. Er spricht dann immer nur seine Gefühle aus, ohne irgend zu bestimmen, was und wie es nun werden soll. Wird ihm dann widersprochen, so glaubt er, man sei gegen ihn und wolle ihn nicht mehr wirken lassen — dann wird er oft hitzig und bitter, so wie dies heute mit Niederer der Lall war. Seine gute Natur kehrt aber bald wieder zurück und er wird wieder herzlich. — Diesen Nachmittag, wo stürmisches Regen- und Schneewetter ist, habe ich auf meinem Stübchen zugebracht und mancherlei Nothwendiges ange ordnet, auch war ich eiue Zeitlang bei den lieben Töchtern, die ganz einsam mit mancherlei sich beschäftigten. — Jetzt tanzen die Kinder und ich — bin bei meinem Engel. . . . ?o8t 8eriptuiu: um 9 Rhr Les Abends. Soeben bin ich mit Schacht von den lieben Töchtern zurückgekommen, wo wir ein paar Stunden recht sehr lustig spielten und scherzten. Zuerst spielten wir: „Jakob, wo bist du?" — Du kennst es wohl? — ich und Schacht gaben dabei viel zu lachen. - Schacht war oft Jakob und ich erreichte ihn nicht selten mit dem derb gedrehten Plumpsack. Dann spielten wir auch: „Spiritus, merkst du was?" — kennst Du das Spiel? es ist sehr unterhaltend. Und am Ende „was erkaufen die Herren zu Paris und souoim au oorblllon." Ich habe die Töchter lange nicht so lustig, aufgeräumt und witzig gesehen. . . . Freitags den 20. Nov. Daß Dich in Tübingen der liebe KieserH so freundlich begrüßt hat, freut mich innig; er ist ein lieber, kräfüger Mensch, wir haben einst, als wir zusammen die Stube auf der Plaine, worin nachher Dreist war, bewohnten, manche frohe Stunde und manche belehrende Unterhaltung gehabt. . . - Daß Du an Herrn Schneider einen so lieben Landsmannn von 9 Erzieher der königlichen Prinzen. Der Briefwechsel zwischen ihm und Bl. lebt später wieder ans.