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82 gemeßener, er hat keine großen Ansichten vom Leben, Kunst und Liebe. <Lr kehrt vielleicht bald nach Lachsen zurück — und dann lernst Du ihn auf alle Fälle kennen, da er über Stuttgard reisen und Dir Briefe von mir mitbringen wird. H . . . Samstags den 24. Gktbr. Gestern Nachmittag um 4 Uhr ward der verstorbene Krüsi ge öffnet — ich war bei der Section mit zugegen, da mich alles, was das Innere des Menschen angeht, außerordentlich anzieht. Lehr bald fanden die Doktoren (Flaxion und Mrloß) das Uebel im Magen, wie sie schon vorher, als er noch lebte, erklärt hatten. Gerade an der Stelle, wo die Speise aus dem Magen in den großen Darmkanal tritt, sah man eine gewaltige, knotenartige Verhärtung, welche den freien Durchgang verhin dert und folglich auch den Umfluß der Säfte der Speisen verhindert hatte — daher die allmählige Auszehrung, die am Lude nichts als die bloße Haut auf den Nippen übrig gelassen. Das Herz, die Leber und andre Theile waren alle noch gut. Das Uebel hatte blos im Magen gelegen. 2) . . . Sontags den 25'°" Gktbr. Der heutige Sonntag, Du liebes theures Mesen, hat zwei glückliche Stunden für mich gehabt — die erste zwischen l,—2 am Lanal, die zweite zwischen 4— 5 im Gebetsaale. Am Vormittage war kein Gottesdienst, da der Vater nach dem Begräbniß sprechen wollte — ich war heute Auf seher und daher fast immer bei den Kindern, die Stunde zwischen s und 2 ausgenommen. . . . Nach 3 Uhr begann Las Leichenbegängnis <Ls ward der Sarg in den Betsal gesetzt, worin sich Alles versammelte, auch sehr viele Personen aus der Stadt; dann sangen wir die 2 ersten Verse des Liedes: Auf erstehn, ja pp., dann las Niederer ein Gebet und den HO' Psalm vor, drauf wurden die 3 letzten Verse desselben Liedes gesungen. Nach Be endigung derselben Huben die Träger den Sarg auf und die Trauergesell schaft folgte, zunächst der Bruder, H. Krüsi, mit H. Pestalozzi, dann Iac- queli, von H. Heusi geführt, dann General Iullien und H. Olivier, dann 2 Pfarrherrn, drauf H. Niederer, ich und alle übrigen Lehrer in schwarzen Mänteln, nachher sämtliche Kinder von den kleinsten an paar und paar bis zu den größten, an diese schloß sich endlich ein großer Zug von Be gleitenden aus der Stadt an — so ging's dann still auf den Kirchhof, man verweilte, bis die Erde auf dem Sarg war, ging dann in derselben Ordnung heim, stellte sich, wie es hier gewöhnlich ist, vor das Schloß und ging bei den Leidtragenden vorüber. Unmittelbar dem Begräbniß folgte nun die Feierlichkeit im Betsaale; er war an den Fenstern schwarz hehangen und mit vielen Kerzen erleuchtet. Mir sangen die erste Hälfte des Liedes: Wie sie so sanft ruhn pp., drauf hielt der Vater einen Vor trag — c> meine Renate — das war meine zweite selige Stunde — fast r) Er fand zunächst in Pforzheim wieder Anstellung als Hauslehrer. In Dresden hat Blochmann zuletzt den vereinsamten Mann teils durch einzelne Stunden, die er ihm zuwies, teils auch durch Kleider und Geld lanAe Jahre hindurch unterstützt. Die Briefe, die Blochmann in der Jfertener Zeit an Zeis geschrieben und die ihm dieser 1834 zurückgegeben hat, sind leider verloren gegangen. 2) Berg,, auch Morf IV, S. 325 ff.