Volltext Seite (XML)
5> Reichsstädter Pfarre, v. Schönberg, als Gouvernante Aufnahme und lebens lange Unterkunft wie in einem zweiten Vaterhause fand. 1813 nach der Schlacht bei Dresden erkrankte die jüngste Tochter Minna, die mit der Mutter aus ihrer vor den Palissaden gelegenen Wohnung in der Pirnaischen Vorstadt zu den verwundeten und kranken Soldaten gegangen war, »um die vom Tische der Armut gesammelten Brosamen zu verteilen und die Dür stenden zu erquicken", am Typhus; durch die aufopfernde Pflege der Mutter und ihres Bruders Ernst ward sie gerettet, aber nun erlag die erschöpfte Mutter dem Fieber (15. November 1813). Justus ließ die Schwester Minna, bei der die Folgen der Krankheit und des Schreckens in somnambulen Zu ständen sich äußerten, nach Jferten kommen, wo sie dann bis 1825, erst als Schülerin, dann als Gehilfin in Niederers Institut geblieben ist. Sie ist schon 1829 als Gattin Lavits, eines Lehrers am Institut Justus Blochmanns, gestorben, dessen Entwickelungsgang wir nun verfolgen. Rektor des Bautzener Gymnasiums, als Justus Blochmann Ostern 1799 dort eintrat, war 8. F. E. Gedike (geb. 1761, 1791 — 1803 in Bautzen, 1803—1832 Direktor der ersten Bürgerschule in Leipzigs). Dieser hat auch noch später an seinem Schüler, den er »vor vielen seiner Gefährten in gleicher Laufbahn liebgewonnen hatte", und an der Sache Pestalozzis, wie wir noch sehen werden, den lebhaftesten Anteil genommen. Mit mehreren Mitschülern aus der Bautzener Schulzeit ist Blochmann auch später in Beziehung ge blieben, hervorragend darunter ist Leopold Schefer, der Dichter des Laien breviers. 42 Briefe Schefers aus den Jahren 1823 — 1852 an Blochmann, darunter einige von allgemeinerem Interesse, sind noch vorhanden. Im Mai 1805 bezog Blochmann die Leipziger Universität, um Theo logie zu studieren. Es scheint nicht, daß er große Befriedigung darin ge funden habe. Und zwar lag das weniger an ihm, da er von Haus aus ein empfängliches religiöses Gemüt und von Kindheit an Neigung für den Beruf seines Vaters besaß, als an der prosaischen und dürren Art, wie man damals Theologie lehrte. Als armer Student war er auf das Unterrichtgeben in Fa milien angewiesen, und er widmete sich bald mit Vorliebe dem Geschäfte des Lehrens und Erziehens. Übrigens trat er mit Freunden zu einer engeren Vereinigung zusammen: da »nährte man sich", wie einer der Genossen sich ausdrückt, »mit dem Marke der Kraftmänner aller Jahrhunderte und erlebte Stunden, deren Genuß den Pöbelseelen unbekannt ist". Der junge Bloch mann besaß „die herrliche Gabe, vom Herzen zum Herzen zu reden, zu über zeugen und zu gewinnen, klar und deutlich auszusprechen, was im Gemüt den In den „Gedanken eines Schulmannes über eine dem Schulwesen in Chursachsen bevorstehende Veränderung, mit besonderer Beziehung auf die Oberlausitz" (Budissiu 1795), tritt er dafür ein, daß die Zahl der gelehrten Schulen in der Oberlausitz vermindert werde, daß nur die größeren Städte (Budissin, Görlitz, Zittau und Lauban) sie behalten, die klei neren (Löbau und Camenz) dafür größere Bürgerschulen, die kleinsten (Hoyerswerda, Pulsnitz, Ruhland, Königsbrück, Weißenberg rc.) reine Bürgerschulen an Stelle der Lateinschulen er halten sollten. Auch die vier größeren Sechsstädte müßten neben der gelehrten Schule noch eine besondere Bürgerschule, in der kein Latein gelehrt würde, haben, und diese könnten auch mit zu Seminaren zur Bildung guter Lehrer dienen, das einzige zu Friedrichstadt-Dresden reiche für das Bedürfnis des Landes bei weitem nicht hin. Es bedürften die sächsischen Lande endlich auch noch eines oder einiger besonderen Institute, in welchen Lehrer für städtische Bürgerschulen gebildet würden, zu deren Anlegung Dresden, Leipzig und Wittenberg vielleicht am besten gelegen sein möchten. Von großem Interesse ist auch seine „Nachricht von der neuen Bürgerschule zu Leipzig. Leipzig iin Oktober 1803", womit er die baldige Eröffnung der Anstalt aukündigt und über Zweck und Namen derselben Auskunft gicbt (50 Seiten 4").