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76 Ls waren mehrere Fremde, die sich jetzt hier aufhalten, mit zugegen, z. B. H. Lßlinger, ein Student von Heidelberg ro. Um sO Uhr war ich zu müde, um länger da zu bleiben, ungeachtet man bis gegen H Uhr tanzte, ich empfahl mich im Stillen und eilte meinem Stübchen zu. Dienstags den 29'°" Septbr. . . . Die liebe Ietzler hat uns nun heute auch verlaßen; nachmittags gegen 2 Uhr begleiteten alle Töchter, Burkhard, ich und patzig die Liebe bis auf den halben Weg nach Hvonand, wo der Wagen ihrer wartete. Lmilie wird Dir das Weitere ausführlicher schreiben. In diesem Augenblicke tritt Freund Schacht zu mir, und da er sieht, daß ich an Dich schreibe, dreht er das Blatt schnell um und — grüßt Dich freundlich, wie Du siehst. . . . (Verkehrt auf das Blatt geschrieben: Alleweile schreibt Schacht diese Worte und grüßt freundlich.) Lmilie (Stephani i)) ist doch ein vortrefliches Mädchen; sie ist mir unter allen Töchtern weitaus die liebste; auch ist sie unter meinen geo graphischen Schülerinnen die beste; sie hat ein herrliches Gedächtniß und merkt alle Namen vortreflich. Dabei ist sie von sehr gutmüthigem sanftem Lharakter und ich unterhalte mich sehr oft mit ihr, wenn ich unter den Töchtern bin, weil ich dann sogleich und recht von Herzen mit ihr über Dich sprechen kann, und das thun wir gar oft; so theilt sie auch mit mir jezt recht schwesterlich den Schmerz wegen des langen Außenbleibens Deiner Briefe. Die Llise (Rinkel'H) ist auch ein seelengutes Rind; es ist auch nicht das geringste Arge an ihr und ich spreche so gern mit ihr, da ich auch mit ihr frei von Herzen über die liebe ferne Renate sprechen kann. — Die Lisette (Imhoff)) ist so schwer in ein Gespräch zu ziehen; sie spricht fast immer nur ja und nein; so oft ichs auch versuche, sinnige lebendige Worte mit ihr zu wechseln. Sonst ist sie sehr brav, und besorgt ihre Stunden mit den kleinern Rindern zur allgemeinen Zufriedenheit; ich hoffe immer noch, sie wird aufgeweckter, und für den Zweck einer Erzieherin geeigneter werden. Die Igsr. Ra st Hofer wird nun bald wieder auf -s Wochen nach dem Genfersee reisen, um die Traubenkur zu brauchen, wofür sich die l. Töchter sehr fürchten; sie wird dieß Jahr in die Nähe von Genf gehen; ich gönne der guten Rasthofer diese Erholung von Herzen. Sie ist bisher in allen meinen geographischen Stunden gewesen und intreßirt sich vorzüglich sehr für die mathematische Geographie. Ich habe oft sehr lange und intreßante Gespräche mit ihr; sie hat in der That sehr viele Bildung und ein recht tiefes Gemüth. . . . Freitags, den 2. Gktob. Daß Du Herrn Schmid oft siehst, freut mich recht herzlich; er ist ein kräftiger Mensch, der das Gute sucht und liebt. Schade nur, daß er Labei so anmaßend und selbstsüchtig ist und die große Tugend der Be scheidenheit, der Anerkennung seiner Beschränkung nicht kennt. Ls wird Spätere Frau vr. Schacht. 2) Ihre Eltern wohnten in Lindau, den Eltern der Renate gegenüber. 3) Sie sollte in das Oelschlegersche Institut (vergl. S. 72).