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72 soll gemacht sein."H Ackermann blieb aber der Sache Pestalozzis treu, ob wohl er in seinem Vaterlande als alter Lühower keine Anstellung fand. Auch Schacht suchte, nachdem er mit dem siegreichen Heere in Paris gewesen war, in Deutschland vergebens eine Anstellung, und er kehrte in die Schweiz zurück. Warum er zu Fellenberg nach Hofwyl, nicht, wie man erwarten sollte, zu dem von ihm so hochverehrten Pestalozzi (vergl. S. 28 und 29, An merkung) ging, wird am Schlüsse dieses Abschnitts klar werden. Wir fahren vorerst mit den Auszügen aus Blochmanns Tage buch fort, dessen Blätter bald nach Stuttgart wandern. Seine Renate hatte dort auf Wunsch ihres Vaters, Blochmann ganz unerwartet, eine Stelle als Lehrerin und Gehilfin der Hausfrau an dem neugegründeten Institut eines Pestalozzianers Namens Oelsch leger angenommen. Sie sollte dort nur 3/4 Jahre bleiben, bis die Lisette Imhof, die mit der Frau Oelschleger, die auch das Töchterinstitut in Jferten besucht hatte, eng befreundet war, dort so weit vorgebildet sein würde, daß sie an ihre Stelle treten könne.2) Renate war sehr eifrig in ihrem Berufe, besonders sagte ihr die Thätigkeit in der untersten Knabenklasse zu, mit der sie das „Buch der Mütter" durchnahm. Da sie auch von der Wirtschaftsführung sehr in Anspruch genommen war, kränkte sie ihren Blochmann oft durch ihre Lässigkeit im Briefschreiben, ja sie bringt ihn manchmal in die größte Aufregung, wenn sie üher das Gebot ihres Vaters hinaus, nur alle Monate einmal zu schreiben, ihre Antworten noch um 2—3 Wochen verzögert. Im Tagebuch lesen wir: Donnerstags den (7. Sept. (181,2). . . . vorgestern war unerwartet der Bruder zur Igf. Aast Hofer, der Herr Oberförster aus Bern, mit seiner Familie hier angekommen. wir sangen deshalb auf Igfr. Rasthofers Wunsch zwischen st—10 des Morgens, und La der Bruder um H Uhr schon wieder fort mußte, begleitete ihn Igsr. Rasthofer bis Neuchatel; Herr Schacht führte sie in einem Limr L oütö und kam gestern Abend nach einer recht vergnügten Fahrt wieder mit ihr zurück. Heute war wieder der Fremden wegen Singstunde; das war mir etwas wahrhaft peinliches; diese Paraden sind mir doch unaus stehlich. — Freitags den (8' Sptbr. (Früh morgens um 2 Uhr, als ich die Wache hatte.) In diesen Augenblicken, meine theure, liebe Renate, liegst Du gewiß noch in tiefem Schlafe. Ich sitze so einsam in mitternächtlicher Stunde, der einzig Muntere im Schloße da. . . . Sonntags den 20' Septbr. Gestern Abend, meine theure Renate, habe ich eine selige halbe Stunde gehabt, die mir nicht geworden wäre, hätte ich das schon gestern gewußt, was ich heute weiß. So ist es oft ein Glück für uns Menschen, manches nicht zu wissen. Ich hatte Dir doch vergangenen Dienstag durch die n Ackermann, Erinnerungen aus meinem Leben bei Pestalozzi. Frankfurt a. M., 1846. S. 12 ff. Vergl. auch Morf IV, S. 337 ff. 2) In Württemberg war der Minister v. Wangenheim für Pestalozzis Sache ge wonnen. Er hat sich 1817 bemüht, u. a. auch Niederer und Krüsi nach Württemberg zu ziehen. An der von Oelschleger begründeten Schule hat Ram sauer von 1817 bis 182S