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70 Henning reiste über Zürich und wurde dort mit seiner Martha getraut. Dreist traf mit Kawerau in Schaffhausen zusammen und reiste mit ihm und den beiden ihm anvertrauten Knaben nach Preußen zurück. Kawerau holte seine Julie erst im Februar 1814 heim. Nur von Dreist ist ein auf der Reise geschriebener charakteristischer Brief erhalten, der hier folgt. Ulm den 7. Oktober 1812. An meine Freunde in Iferten, abzugeben an Schacht. Seid mir nicht gram, aber ich kann nicht viel schreiben, dann bin ich auch noch immer so voll, daß ich die angefangenen Briefe zerreiße — Ich habe mir unterwegs Goethe's Faust gekauft — wenn ich Luch so schreiben könnte, so warm, so rein — und tiefinnig, wie Goethe an vielen Stellen dort, so schriebe ich. — Wir haben bisher alles Glück auf der Reise gehabt. Kawerau und ich, wir freuen uns aneinander und ver mögen die beiden Buben wohl im Zaume zu halten. — Ich freue mich, Wien nicht zu sehn. — Jetzt fahren wir schon immer durch große Lbenen hin, und um st Uhr scheint uns die Sonne schon so hoch über dem Horizonte, als Luch um ff, daß wir uns gestern recht gewundert haben. — Die Leute, welche wir finden an der Landstraße, sind meist deutsch und brav; es lebe das Vaterland! — Nur ist Sorge und Angst um die Lntfernten H in aller Augen, auf allen Zungen. Aber, wenn man das Volk so sieht, gedrückt, winterlich erstarrt, und doch den edlen, herr lichen Keim und die deutsche Natur noch im Innersten — dann freut's einen erst recht, bei Pestalozzi gewesen zu seyn, und von ihm den Sinn und die Liebe dafür gewonnen zu haben — — Ganz anders gehe ich heim, als ich kam; ich habe die Menschen mehr lieb, weil ich hoffe, ihnen mehr seyn und helfen zu können. Und dann alle die deutschen Gesichter, so lieb und gut und treu und empfänglich. — Ich hätte die drei Jahre doch in der deutschen Schweiz, mit Pestalozzi in Burgdorf leben mögen — — Lebet ihr aber auch zufrieden und wohl in Iferten; euer dort-Zusammenleben ist wichtig, in der That recht wichtig für das Ganze. Fühlen sollt Ihr das tief und daran glauben, aber laut es selber sagen — thut nicht Noch. Die Luch trauen, bedürfen deß nicht, und die Luch schief ansehen, lachen nur darüber. Lin kräftiges Aufrechterhalten und öffentliches Vertheidigen der Sache thut aber Noch, denn mancher Boden ist eben jetzt für den Saamen bereitet. Aber freilich, nur wer viel thut, hat das Recht viel zu reden und zu schreiben, und Gewicht und Rückhalt in seinen Worten. — vom wichtigsten aller Punkte ein ander Mal mehr. — Von Ulm habe ich bis jetzt etwa 3 Häuser gesehn; es war Nachts, als wir ankamen, und in einer Stunde gehts fort. Adieu alle, lebet alle, alle wohl, ihr lieben Menschen und habet Geduld mit meiner Schwach heit. Meine Angedenken an Iferten schaue ich wie Reliquien an — und Kostbareres habe ich, in einem kleinen Raume auf Lrden ist nicht, als st Die in Rußland im Felde stehenden Söhne!