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Mittwochs Len 16' Septbr. Dieß war der Abschiedstag unsers lieben, braven Rawerau. Mn 7 Uhr ging er vom ganzen Institute, jung und alt, begleitet und unter Vielfachen Bedauern seines Verlustes fort. H. Pestalozzi mit den Rindern allen und übrigen Erwachsenen kehrten auf der Anhöhe der Straße nach pvonand wieder um. Die Töchter aber, H. Burkhard, patzig, Nenschmied und ich begleiteten ihn bis nach pvonand. Auch verließ uns an diesem Morgen mit einer unsrer besten, lieblichsten Rnaben, der gutmüthige Zündel, der zu seinen Eltern nach Mühlhausen zurückkehrte und von mehreren Rnaben auch bis pvonand begleitet wurde. Wir waren am Abend vorher noch einmal recht vergnügt gewesen auf der Insel, wo R. ein Abschiedsessen gab. In pvonand frühstückten wir mit den Töchtern Milch, Brod, Butter, Obst. Gegen fO Uhr schieden wir von ihm. Rawerau war den ganzen Morgen beim Abschied sehr gefaßt und heiter. Seine Julie und die Igfr pfyffer, welche auf 8 Tage zu einem Besuch nach Avenches geht, begleiteten ihn nebst patzig und Burkhard auf 2 Lkars L eotö. Beim Rückweg hatte sich der dicke Nebel, der am Morgen lag, gesenkt, und es ward ein herrliches Wetter; ich führte die Frau Rrüsi und unterhielt mich sehr mit Emilien und Elisen, auch mit der Lisette und Nanette. Es wurde unter andern eine Reise nach dem Genfer See pro- jectirt mit sämtlichen Töchtern, die gut zu Fuße sind, deren Annehmlich keiten wir uns gar schön ausmahlten; leider fehlt nur noch die höchste Bewilligung dazu. Um f2 Uhr waren wir wieder in Iserten. — So ist denn nun der liebe gute Rawerau auch fort. Diese trefflichen Menschen werden uns gar sehr mangeln. Überhaupt nimmt das Institut von Tag zu Tage gar sehr ab; es sind nur noch etliche 50 Rnaben; wie wird es ökonomisch bestehen können? mir ist in Rücksicht seiner Auflösung oft bange. Am Abend ging das ganze Institut, auch die Töchter in die Romödie aufs Stadthaus. Ls ist nämlich eine französische Gesellschaft hergekommen, von denen die Erwachsenen Ballet tanzen und mehrere kleine Rinder von fO — sH Jahren Schauspiele aufführen, sogar Opern und in der That recht gut spielen und singen. Dabei hat es mir aber doch ungeheure Mühe gekostet, bis ans Ende des Stücks auszuharren; denn mich empörte die Ünnatur und Abscheulich keit, womit diese kleinen Rinderchen auf dem Theater von Liebe sprachen, fast jedes sein Liebchen hatte, sich verheyratheten und alle möglichen fran zösischen Liebes-Intriguen spielten. Dieß mit anzusehen war mir bis zum Erbrechen ekelhaft. V Himmel, welche Unnatur, welche Verdorbenheit der Zeit; in jeder beßern Zeit hätte man so eine Gesellschaft zum Lande hinausgeprügelt. Den Rnaben hat es aber auch nicht gefallen und den Töchtern vollends gar nicht; die hat es fast alle auch empört. Es ist empörend, mit den heiligen Gefühlen der Liebe so ein Unwesen zu treiben im Munde kleiner Rinder. Bei dem hiesigen Stadtvolke findet dieß den größten Beifall, vom Schloß wird so leicht Niemand mehr gehen, ob gleich noch f2 mal gespielt wird. Die Rinder sind schon in allen mög lichen Rünsten der Theatralischen Verdorbenheit geübt und das kleine Mädchen hat einen ächt frech-französischen Blick. . . . (Vergl. S. 74.)