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I. I>. Karl Justus Blochmann. Am 12. August 1798 stand Juliane Blochmann, die Pfarrfrau in Reichstädt bei Dippoldiswalda, ihr jüngstes halbjähriges Töchterchen auf dem Arm und neben sich ihre sieben andern Kinder, am Sarge ihres geliebten Mannes, mit dem sie 14 Jahre in der bescheidenen Pfarre so glücklich gelebt hatte. Der Pfarrer N. Gottlieb Sigismund Blochmann, aus einer Familie stammend, die um ihres evangelischen Glaubens willen aus Böhmen in die Lausitz vertrieben worden und dort namentlich in Lauban zu Ansehen gelangt war, hatte bei so reichem Kindersegen und da er auch über die Maßen wohlthätig war, der Witwe nichts hinterlassen, und Witwenpension kannte jene Zeit noch nicht. Sie mußte sich von den ältesten drei Knaben trennen, die alle den Namen ihres Vaters zu hohen Ehren gebracht haben. ft Der älteste, Rudolf Sigismund (geb. 1784, gest. 1871), kam, feiner Neigung ent sprechend, zu einem Mechaniker in die Lehre. 1809 schon ward er Vorstand der Frauenhoferschen mechanischen Werkstälte in Benediktbeuern, 1818 In spektor des mathematischen Salons in Dresden. Von ihm rührt das Pro gramm der 1828 eröffneten Polytechnischen Schule in Dresden her; in Dresden, Leipzig, Berlin, Breslau und Prag richtete er 1827—1847 die Gas beleuchtung ein,'die er schon 1819 in seinem mechanischen Institut eingeführt hatte; er erfand Apparate für die Bereitung künstlicher Mineralwässer und eine Bohrmaschine für die steinernen Wasserleitungsrohre Dresdens. Zum Danke dafür trägt eine der neueren Straßen in Dresden seinen Namen. Des zweiten und dritten Knaben nahm sich ein Verwandter in Bautzen an, der ihnen den Besuch des dortigen Gymnasiums ermöglichte, nämlich unsers Karl Justus (geb. am Sonntage Sexagesimä 19. Febr. 1786) und Heinrich August (geb. 1787, gest. 1851). Dieser hat sich um die Land wirtschaft große und bleibende Verdienste erworben. 1832 übertrug ihm die Regierung die Oberleitung der Ablösungsgeschäfte. Die Gräfin v. Vitzthum, die alle ihre Söhne im Institut Justus Blochmanns erziehen ließ, hatte, wie so viele, die ökonomischen Ratschläge August Blochmanns befolgt; sie schreibt (1835) an Justus Blochmann: »eine eigne Fügung des Schicksals ist's, daß ich das geistige Wohl meiner Söhne Ihnen, Ihrem Herrn Bruder die bessre Bewirthschaftung unsres Guts verdanke". Auch der jüngste Bruder Ernst, den die Mutter mit nach Dresden nahm, die dort vom Ertrage der Anfertigung künstlicher Blumen und von der Anleitung junger Mädchen in dieser Aunst und in weiblichen Handarbeiten sich und ihre unmündigen Kinder ernährte, hat als Buchdrucker (bis 1812 im Pestalozzischen Institut zu Jferten, dann bei Meinhold L Söhne in Dresden) später in Dresden eine eigene Druckerei errichtet und zu hoher Blüte gebracht. 1895 hat sie sein Sohn Clemens der Stadt Dresden für die wohlthätigen Zwecke der Günzstiftung überlassen und sich jeden öffentlichen Dank für dieses fürstliche, damals aus eine halbe Million Mark geschätzte, aber schon 1898 einen Jahresertrag von 90 000 »F bringende glänzende Geschenk verbeten! Der ältesten Tochter Julie gab die Mutter eine so gute Erziehung, daß sie im Hause des Patrons der 9 Alle drei haben in der Allgemeinen deutschen Biographie nicht nur Erwähnung, sondern wirkliche Ehrenplätze erhalten: Sigismund durch Karmarjch, Justus durch Paldamus, August durch Lobe.