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58 fahr f2) uns alle, zu Hülfe zu eilen — Pestalozzi billigte unfern Ent schluß, und so stürzten wir denn rasch durch die Allee nach DräoovaAno. — Als wir näher kamen, ward das Schauspiel immer fürchterlicher, und das Stürmen von allen Dörfern umher hallte fürchterlich durch die Stille der Nacht. Kaum waren wir bei dem großen Haus (dem schönsten in Drö- oovLKne, wie Du Dich erinnerst, links mit einem schönen Garten), das über und über schon in lichten Flammen stand, angekommen, so wurden wir sogleich dringend zur Spritze mit gefordert. Da arbeitete ich lange nut, die Gefahr wurde aber immer größer, schon stürzten brennende Balken nahe vor uns nieder — ich glaubte mich des Lebens nicht mehr recht sicher, verließ daher diesen Posten und stellte mich in die Neihe der Limer- zulangenden, und da habe ich 4 volle Stunden unausgesetzt nut der größten Anstrengung gearbeitet. Am Ende war ich so ermüdet, daß ich kaum mehr stehen konnte, und doch durfte ich meinen Posten nicht verlaßen, weil die Gefahr noch immer dringend war. Das wenige Waßer in 'I'räcovaKns war zum Unglück bald erschöpft, und es mußte eine Reihe gebildet werden bis tief in den Sumpf hinab zum Lanal. Das einmal brennende Haus nebst Scheuern und Ställen war nun einmal nicht zu retten, aber von den benachbarten ward die Gefahr glücklich abgewendet. Erst um 6 Uhr nach 5stündlicher! angestrengten Arbeiten war alles niedergebrannt und die Gefahr für die andern Gebäude vorüber. Da gingen wir denn nach Hauße, und da ich den Tag über wegen der vielen Tlassen nicht schlafen konnte, so war ich immer außerordentlich ermüdet. Zum Glück ist der Besitzer des abgebrannten Hauses ein ziemlich reicher Mann, der noch andre Besitzungen hat. Durch Entzündung des Heus, welches zu naß war eingefahren worden, war das Feuer ausgekommen. Man versichert, das Heu habe schon seit mehreren Tagen gerochen, man habe den Besitzer auch darauf aufmerksam gemacht, er habe es aber nicht geachtet. Soviel für heute Abend nur, meine Renate. Morgen will ich Dir mehr schreiben — gute Nacht, Du Theure! O ich werde so gut schlafen nach dieser Anstrengung. Donnerstags Morgen d. 3'°" Septbr. M wärest Du nur heute in Iferten, liebe, theure Renate. Wie würde der schöne Tag mir zum wonnevollsten werden. Höre nur — „los nur!" — was die lieben scheidenden Preußen für heute veranstaltet haben. Gleich nach Tische fährt Alles, was irgend zum Institute gehört, auf einer großen Barke mit Ianitscharen Musik nach Grandson — ach denk nur, Renate, wie freudig schmerzvoll wird das für mich sein — wie wird so manche Thräne sich mir in die Augen drängen — wie werde ich Dich immer vor mir sitzen sehen, auf derselben Stelle, wo Du den schönen Nachmittag saßest, ehe die Nachricht von Deiner g. Mutter Ankunft uns in Bestürzung setzte — ach wie Du damals im Vorgefühl der nahen Trennung still vor Dir weintest, so werde ich es heute im schmerzlichen Gefühle der Sehn sucht und der Entbehrung. — Dann zur Nacht ist Ball. Stelle Dir nur vor, der große Bettsaal, wo wir an den Neujahrstagen immer tanzten; wird ausgeräumt; nur die Lehrer und einige erwachsene Fremde tanzen, auch nur die Töchter allein (aus der Stadt werden nur Hennings Wirths- tochter und Igf. peyrek gebeten). Wahrscheinlich werden wir bis zum frühen Morgen tanzen. . . .