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»ran ihm bei seinem jezzigen Dortsein erklärt, wenn er auf seinem Vor haben, eine Reformierte zu heirathen, bestehe, so verliere er nach ihren -andesgesehen das Bürgerrecht; ohne einen Heimathsschein kann er sich nun nicht trauen laßen — er will das Bürgerrecht in St. Gallen kaufen — dazu fehlt ihm aber wieder das Geld — die Sache wird mit jedem Tage dringender — er ist in einer traurigen Lage. Wahrscheinlich wird er, so bald er sie geheiratet hat, nach Bergerac gehen. Du kannst Dir den Triumph der Stadt-Herrn und -Mädchen gegen die vom Schloße vorstellen, das sich, so lange es besteht, von dieser Seite ganz rein und tadellos er halten hat. Jetzt rufen sie: ja es hat ihnen nur an Gelegenheit ge fehlt — wenn diese kommt, da sieht man es ja nun, sind sie nichts beßer als wir, und was dergleichen hämische Reden mehr sind. Kurz es ist ein heilloses Ereigniß, und der Leichtsinn, mit dem R. die ganze Sache behan delt, der frohe Muth, mit dem er noch jedem in die Stirne sehen kann und sich wenig draus zu machen scheint, macht mir ihn am meisten ver ächtlich. . . . Das Kind K.s starb bald nach der Geburt, und er heiratete nach Über windung großer Schwierigkeiten die Ach,ter desselben. Über das Verhältnis der französischen Stadt zu den meist deutschen Schleßbewehnern berichtet Dreist: «Nirgends kann man auch weniger zerstreut sein, als in dieser Freiheit von allen Verhältnissen, in der so großen Entfernung von den vaterländischen Verbindungen, nirgends zu neuem weniger gereizt, als in einer französischen Stadt. Wie die Gletscher und die Thäler dazwischen steht hier deutsche und französische Welt nebeneinander, doch absolut getrennt; die Anstalt bildet eine Stadt in der Stadt. So kann man aber auch Konvenienz und Schein leben nirgends mehr verlernen und verachten lernen, als hier." Pest.-Stud. III, INS. Sontags den 23'°" Aug. Heute, meine theure Geliebte, bin ich mit den Rindern unsrer Rlasse auf dem Luolwt gewesen; ich hatte die Aufsicht dem H. Egger abge nommen, der nicht recht wohl war. Um 4 Uhr des Morgens waren wir aufgcbrochen, wanderten lustig und frohen Muthes nach Lsaulmas und bestiegen von dort den Berg. Die Hitze wurde allmählig sehr stark, und wir athmeten langsam. Der gute Gott hatte aber so herrlich für unsre Erfrischung gesorgt, überall fanden wir große Strecken voll von Erd beeren und Himbeeren, und Du kannst Dir vorstellen, wie die Rinder und ich mit ihnen darüber herfielen; noch nie erinnerten wir uns, sie in so außerordentlicher Menge und von so gewürzreichem Geschmacke gefunden zu haben. Auf dem Gipfel verweilten wir nicht lange, weil die Hitze zu drückend war, sondern stiegen, uns selbst einen Weg bahnend, durch Dick und Dünn gerade den Berg herab — die Töchter wären dabei nicht fort gekommen, aber für die rüstigen Rnaben war so ein kühnes Stück gerade recht willkommen. Schon um 7 Uhr des Abends waren wir wieder zurück und badeten uns im See, was die müden Glieder sehr erquickte und stärkte. Einige liebe Blümchen, die ich heute gepflückt und eingelegt, werde ich Dir bald übersenden, und sie sollen zur Erinnerung an diesen Tag und überhaupt zur Erinnerung an den lieben Suchet einst uns dienen. Weißt Du noch, liebe Seele, wie wir vorm sichre, da Du noch in Bullet 4"