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42 der Tanz arrangirt. Ich tanzte ungefähr eine Stunde recht lustig nut, da es aber an Platz gebrach und der Tanz eigentlich nur für die Rinder be rechnet war, hörte ich bald auf, zumal da eine große, oft wehmüthige Sehnsucht nach Dir mich ergriff. Ich ging schon nach ff Uhr fort und überließ mich meinen Gefühlen und der Erinnerung an Dich. Nach f2 Uhr, hatte Pestalozzi gewünscht, daß es aufhören möchte, und so war denn das Tänzchen bald nach f2 Uhr auch zu Ende. . . . Dienstags den Aug. Der heutige Tag war, wie die Ausschlafetage nach einem Feste ge wöhnlich sind, etwas schläfrig und unordentlich; am Vormittags wurden noch keine LlassenH gegeben; die Rinder schlugen das Theater aus einander und trugen die entlehnten, wunderseltsamen Rleider wieder fort. Ich habe indeß die freie Zeit recht gut genutzt; fürs erste habe ich meinem Engel den ersten Brief geschrieben, dann auch einen langen Brief an Freund Zeis 2) nach Murten abgefertigt, ferner mancherlei Einrichtungen getroffen, einen Rapport über Dapples gemacht pp. Der Vater hielt heute Abend Gebet und er zeigte, wie aller äußere Anstand Folge des Gefühls seiner innern Menschenwürde sein müßte und wie jeder Mensch, der das bfeilige und Ewige in sich fühlt und erkennt, auch in seinem Äußern die Gesetze des Anstandes und der Sittsamkeit nicht verletzen wird, vor einigen Augenblicken war ich noch im Töchterinstitute, um den Erd globus von der Rasthofer zu holen; die Töchter standen scherzend um den Tisch herum und hatten einige Arzneyfläschchen in Händen; als ich nach der Ursache ihres Spaßes mich erkundigte, erfuhr ich, daß es Rropfpulver sei von H. Iaccard, innerlich und äußerlich zu gebrauchen, und daß zuerst Igf. Pfeffer und Schneider den Anfang machen wollten. Da sagte ich ihnen scherzend, sie möchten ja nicht vergeßen, es mir zu sagen, wenn das Pulver glückliche Wirkung thäte, ich wollte dann der R. auch ein paar solche Fläschchen nach Lindau senden: und so wurde scherzend Deiner gedacht. . . . Mittwochs den 5^" August. Mit meiner Thätigkeit darf ich heute zufrieden sein; zwar stand ich erst um 5 Uhr auf; doch arbeitete ich dann mit desto mehr Erfolg. Am Nachmittage versammelte Pestalozzi alle seine Lehrer und sprach mit uns über die Mittel, den Unordnungen einiger erwachsener Fremden abzuhelfen. Gegen Abend ging ich mit unfern Rindern spatzieren an Schachts Stelle, der bis morgen auf den Iura gegangen. Er will dort ein Mädchen aufsuchen, das die Frau von Meng sehr geliebt und oft auch beschenkt hat, da es ihrem verstorbnen Rinde so geglichen habe. Von 7 — 8 Uhr war Singstunde im Töchterinstitute. Ach wie ist mir doch immer, als müßte ich Dich noch finden im Rreise der Töchter — wie lockt es mich fast un- willkührlich die Treppen hinauf in Dein Stübchen. Heute Abend sprach mir Rawerau viel, wie er bald nach seiner Anstellung, wahrscheinlich schon jetzt übers Jahr die Ietzler zu heirathen gedenke. Er will sie nicht mehr sehr lange hier laßen, damit sie bei ihrer Schwester im Hauswesen noch Wir sagen „Stunden", gemeint ist Unterricht. 2) Zeis, Kandidat der Theologie aus Sachsen, war dort Hauslehrer.