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41 Lj. Krüsi entgegen; er habe geschrieben, daß er heute Mittag in payerne essen und gegen Abend in Iferten eintreffen wolle. Diese Nachricht freute mich außerordentlich; ich hatte geglaubt, er wäre schon vor einigen Tagen gekommen und die Komedie sei vielleicht auch schon vorbei. Ich eilte nun vollends nach Iferten, badete mich im See, denn ich war sehr voll Staub, kleidete mich um und ging nun auch dem lieben Papa Krüsi und seinem jungen Weibchen entgegen. Das ganze Institut hatte sich auf die Straße nach Ljvonand begeben, selbst der Vater kam bis Lleinthy i) ihnen entgegen. Beim Nachtigallenwäldchen schon traf ich Llrüsi in seinem Wäglein, das so schnell vorüberrollte, daß ich ihn kaum begrüßen konnte. Weiter oben, — bei der Brücke, die so mit Lphcu um zogen ist, wenn Du Dich besinnst, — kam der ganze große Zug von Töch tern, Knaben und Ljerren, das Trineli wie im Triumph voranführend. Ich sprang ihnen freudig entgegen und — das erste Wort nach gegen seitiger Begrüßung ist: „ich habe Renaten in Bern im Naturaliencabinet noch gesehen!" — wie ein elektrischer Schlag durchzückte mich die Freude — es konnte mir keine Nachricht süßer sein — fürs erste Deinen innigen Wunsch — Llrüsi und Trineli noch einmal zu sehen, erfüllt zu wissen und dann — Nachrichten von Dir o — wie sich's später auch zeigte, ein Brief chen — o Wonne, Wonne! Unser Triumphzug ging lustig vorwärts, und es war eine wahre Freude, mit anzusehen, wie das ganze Institut, und der Vater mit Trineli und der Frau Auster 2) voran, die Allee hinab, über die Brücke in's Schloß zogen. Da suchte ich nun sogleich Arüsi auf und ließ ihm keinen Augenblick Ruhe, bis er mir den Brief an die Stephani 3) gegeben, in dem ich mit Gewißheit auch ein paar Zeilchen an mich er wartete. Ich sprang mit dem Briefchen in den Garten der Töchter — fand Lmilien in der Laube am Bache; sogleich wurde er eröffnet, und ich flog mit meinem Theil, da es schon zu finster war, ihn zu lesen, in's In stitut zurück ans erste beste Licht. . . . Montags d. 3'°" August. Der größte Theil des Tages ging heute mit Vorbereitungen zum Fest am Abend 4) hin; das ist ein Leben, ein Laufen und Arrangiren unter den Kindern; den größten Spaß machte mir der Esel, den sie 2 Stunden weit herbeigebracht hatten und den sie den ganzen Tag gewöhnten, auf dem Theater hin und herzugehen. — Um 5 Uhr ging das Schauspiel an; es war dießmal geräumiger als das vorigemal, das Stück selbst aber hat mir und auch den Andern bei weitem nicht so gefallen, als das erste; es war größtentheils zu wild und zu roh; Senn^) hatte vom Bauernleben nur die grobe wilde Seite aufgegriffen, dabei wurde fast immer getrunken und viel geprügelt. Das Nachspiel aber mit dem Esel war sehr lustig und gab viel zu lachen. Ls wurde nicht gemeinschaftlich gegessen; desto schneller aber wurde h Llendy. 2) Pestalozzis Schwiegertochter, nach dem Tode Jacob Pestalozzis an Küster ver heiratet. »t Emilie Stephanie, später die Gattin Theodor Schachts. 4) Der oben gedachten Komedie. °) Senn war später Zeichenlehrer am Seminar zu Bautzen, dann an der Friedrich- August-Schule in Dresden Blochmanns Kollege, an den er von Bern aus, wo er dann an der Realschule angestellt war, noch zweimal geschrieben hat.