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28 läßt man sie gewähren in fester Überzeugung, daß das höhere Streben unsrer Zeit eine Mine gegen alle dergleichen Werke mechanischer Künstelei anlege, der sie gewiß einmal werden fallen müssen.» (Pest.-Bl. XV, 58. Ausführ liches über Marsch Pest.-Stud. III, 29—39 u. 145.) Die Folgen der Zerwürfnisse unter den Lehrern und des Wegganges so tüchtiger Männer wie Muralt, Schmid, Mieg und Hofmann äußerten sich in einem bedenklichen Rückgänge der Schülerzahl, die bald unter 100 sank. Die Bemühungen Blochmanns im Mai 1810, seinen Freund Buchmann für die Anstalt zu gewinnen, scheiterten. »Buchmann dürfen Sie vorjetzt meinem Freunde, dem Minister Nostiz, nicht entziehen", schreibt der Kanzler Herrmann in Bautzen an Blochmann. Buchmann nämlich war, bevor er Theologie studierte, einige Jahre Lehrer gewesen; ihn erschütterten die Schriften Pestalozzis, und die methodischen Versuche in Burgdorf zogen ihn ganz besonders an. Seine Briefe an Blochmann sind Zeugnisse eines sehr verständigen und anhaltenden Eifers für die Sache Pestalozzis, die er u. a. auch gegen seinen Prinzipal, den Minister Nostiz, bei dem er Hauslehrer war, und der Pestalozzis Schriften unklar fand, zu vertreten sucht. Buchmanns Absicht, später nach Jferten zu pilgern, hat sich nicht erfüllt, er erhielt 1812 die Schloßpredigerstelle in Annaburg und die Aufsicht über 370 Soldatenknaben, die dort erzogen wurden, somit reichlich Gelegenheit, in Pestalozzis Sinne zu wirken. Im Institute zu Jferten aber traten jetzt die preußischen Eleven kräftig als Lehrer mit ein, nachdem sie sich hinlänglich mit der Methode vertraut ge macht hatten, insbesondere unterrichteten sie auch im Töchterinstitut, wo auch Theodor Schacht (Ende August 1810) eintrat, i) Niederer aber zog sich oft lange Zeit in seine Klause zurück und hatte für nichts Zeit und Interesse als für den leidigen Streit mit Bremi, auch Krüsi hatte in seinem Eifer sehr nachgelassen. i) Schacht schreibt am 30. August 1810 an eine Freundin: „Ich bin also in Jferten, bin da und eingewohnt, voll Muth, Arbeit«- und unglaublicher Lebenslust. In den ersten Tagen, als ich mich so allein sah in dem Gewühl des Instituts und so fremd in der fremden französischen Stadt und nichts hatte, was meinen ungestümen Drang nach Anschließung be friedigte, hatte ich ein wahrhaftes Heimweh. Ich faßte mich indeß bald, wie es sich geziemt, griff in die Idee der Erziehung ein, schleppte Bücher zusammen, studierte gewaltig, und so stehe ich jetzt wieder kräftig da und erhalte mich frisch. Der Ort liegt nicht übel. Das lange Juragebirge in der Nähe, daneben liegt der breite Neuschatellersee, dessen Ende man nicht sieht, ja nur ahnt aus den bläulich duftigen Bergen in der Ferne. Schön ist vor allem, wenn der Sturm über die grünblaue Fläche fegt und Wellenschaum aufregt, daß es anssieht, wie eine ungeheure Wiese voll lebendiger weißer Blumen. — Und steigt man einen Hügel nahe der Stadt hinauf, so sieht man in Süd- Osten die ungeheuren Schneeberge, die wie erstarrte Ungeheuer dastehen — ein Anblick, der stumm macht und unergründlich ist. Und nun von den Menschen hier! Herrliche Menschen sind da, und die andern nehme ich, wie sie sind. Ist nur Fröhlichkeit in Jemand, so bin ich schon zufrieden. — Ich habe dem Pestalozzi meine Kraft und mein Wissen geweiht, und so lange ich hier bin, soll'« mein Fehler nicht sein, wenn das Institut zu keiner Vollendung gelängt Wenn einer die echte Menschenliebe in einer Person darstellen wollte, so könnte er nichts besseres wählen als den alten Pestalozzi, für den ich mich todtschlagen lasse. Wenn die Idee P. viel vortreffliches hat, wenn einzelne Zweige de« Unterrichts treff lich ausgeführt werden, so sind doch noch manche Lücken, die einer tüchtigen Ausfüllung be dürfen. Die Vollendung fehlt, es ist kein völliges Jneinandergreifen der einzelnen Theile der Bildung. Es ist ein reges Wesen unter den Leuten, sie suchen etwas zu leisten, und die Knabenwelt ist im frischen, ungezwungenen Wuchs, sich ungestört entfaltend. Es giebt manche Lehrer, — und das ist gut — die nur Maschinen sind und nach der Vorschrift gewissenhaft thun; es muß aber auch solche geben, die sich des Gedankens einer völligen umfassenden Menschenbildung bemächtigen können und aus dem eigenen Innern hervorschaffen. Zu den