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27 heit und das Wesen meines Thuns. Wenn ich auch unter demselben er liegen werde, so werde ich froh von hinnen scheiden. Das Gute, was ich suche, hat Wurzel gefaßt und wird bleiben, meine Persönlichkeit mag glücklich oder unglücklich sein. Ich schweige hiervon. Ich bin erschreckt, daß ihr Braun zurückrufet. Ls wäre ihm noch so wohl gewesen, eine weile zu bleiben. Ich bitte Dich, thue Alles, daß die Uebrigen nicht schnell zurückgeruft werden. Ihr dürft in R awerau, Henning, preuß, Dreist wirksame Thätigkeit in meinem Geiste hoffen, aber laßt sie noch reifen, laßt mich noch selbst reifen; denn so wahr alles ist, was wir hier wollen, so wenig ist Alles vollendet. Die Zeit der Reifung von Vielem naht, und ich bin Gott Lob gesund und leide nicht physisch an den Rebeln, die mein Herz zerreißen. Die Sendung Marsch war gefehlt; zu alt, zu verschroben, konnte er sich unfern Gang nicht mehr eigen machen. Asion- zeck hat polnische Ligenheiten und lebt, als wenn er uns nichts anginge. Ls ist gut, daß auch er bald fortkomme. Alle andern sind glücklich gewählt, verschieden in ihrer Anlage, fassen sie die Sache nach ungleichen Ansichten, aber im Wesen stimmen sie zusammen. Ihr Dasein macht mich glücklich. Schreibe mir wieder, verzeihe meine Kürze. Noch bin ich nicht heiter. Schreibe bald wieder. Gott gebe Euren Grenzen Frieden und erhalte mir Deine Liebe. Dein Dich liebender Freund Pestalozzi am ff. September f8fO. Nicolovius' Antwort auf diesen Brief ist, wie es scheint, nicht erhalten. Über die Schmidsche Schrift aber schreibt Süvern den Eleven unterm 7. Ja nuar 1811: . Der ununterbrochene deklamatorische Ton macht sie höchst langweilig und die monströse Sprache widerlich. Die Hauptgedanken sind weder neu, noch so gut gesagt, als sie gesagt werden könnten. . . . Wenn Pestalozzi keinen andern E)egner zu fürchten hat als diesen, so kann er ruhig sein." (Pest.-Bl. XV, 55.) Die Rückberufung Brauns stand in gar keinem Zusammenhänge mit den Vorgängen in Jferten (Pest.-Stud. III, 39 bis 41), und auch Marsch war nicht vergebens bei Pestalozzi gewesen. Der Direktor Gedike in Leipzig schreibt am 26. November 1810 über ihn an Blochmann: „Bald nach Herrn Muralt begrüßte mich auf seiner Rückreise aus Hverdon in sein Vaterland Schlesien Herr Marsch, der mir auch viel Schönes und Erfreuliches von Ihrem dortigen Leben und Handeln mit- theilte. Sein Urtheil über den Werth der dortigen Lehrart und die Re sultate ihrer Anwendung war zwar etwas anders, als das vieler andern Reisenden, und keineswegs durchaus lobpreisend, indessen war darin eine gewisse ruhige Besonnenheit und reines Interesse für die Wahrheit, sowie eine tiefe Hochachtung für Pestalozzis Geist und edlen Sinn gar nicht zu verkennen. Der Mann, der schon viele Jahre vorher, ehe er nach Hverdon kam, Schullehrer gewesen war, schien mir viel praktische Geschicklichkeit zu haben; so urtheilte auch Kanzler Niemeyer, den er in Halle besucht hatte, über ihn." Süvern jedoch beurteilt ihn schärfer, er schreibt an die Eleven am 15. Fe bruar 1812: „Marsch steht jetzt an einer Schule in Potsdam und arbeitet mit einigen Niemeyerischen, zu denen er auch eigentlich gehört, unter Natorps Leitung. Sie wollen da ein synkretistisches Gebräu von Pestalozzianischer, Rochowscher und was weiß ich von sonst noch welcher Methode versuchen. Verbote und Zurechtweisungen können da gar nichts helfen, wo das Bessere nicht aus der Natur und eignen Ansicht des Menschen hervorkeimt. Darum