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24 (Preuß und Kawerau), und Henning (der schon in Basel war und den Pestalozzi kannte), schicken wir in kurzem noch 12 andre, und so von Zeit zu Zeit immer mehrere zu Dir, damit in allen Gegenden des Staats einst Männer seien, die von Deinem Licht entzündet, aus Deiner Quelle gestärkt, Dein Leben in das ihrige ausgenommen haben und — die Zeit mag um wälzen, was sie will — das Werk fortpflanzen und den Geist nicht sterben lassen." In dem Briefe, den Preuß und Kawerau mitbrachten, schreibt Nico- lovius an Pestalozzi: »Hier, ehrwürdiger alter Vater, empfängst Du die Erst linge des Vertrauens unserer Regierung. Du wirst sie mit Liebe aufnehmen, und auch durch sie wird Dein Geist uns zu teil werden. Widme Dich uns mit ganzer Seele. Fürchte nicht Wankelmut oder Leichtsinn von unsrer Seite. Die Wahrheit ist nun einmal erkannt, und man wird fortwandeln in ihrem Licht, und sie wird uns frei machen." — »Freund, wenn Du schreibst, so wallet unser Haus auf vor Dank und Freude", antwortet Pestalozzi. »Zähle darauf, wir lehen Dir, wir leben Deinem König, wir leben seinen Zwecken; wir können nicht anders — wenn wir uns selbst leben, so leben wir Euch." Später sandte der Minister Wilhelm v. Humboldt noch den von Schleiermacher empfohlenen Kandidaten der Theologie Dreist mit zwei seiner Aufsicht anvertrauten Knaben aus Schmiedeberg in Schlesien nach, und den Polen Ksionzek,*) den die Unterrichtssektion »für das reinste Gefäß hielt, Pestalozzis Liebe und Kraft und den Geist seiner Methode aufzunehmen". Und gerade in ihm hatte sich die Regierung getäuscht! (Pestalozzi-Studien von Seyffarth III, 17—29.) Entsprechend der ganz und gar nicht büreau- kratischen Art, mit der die jungen Männer auf mehrere Jahre bei Pestalozzi eingeführt wurden, wurde ihnen auch auf W. v. Humboldts 2) Veranlassung erlaubt, ihre Berichte in Form von Briefen an den Staatsrat Süvern ab zugeben, damit sie sich, befreit von dem Zwange amtlicher, unterthänigster Stilisierung, unbefangener, wie einem älteren Freunde gegenüber, äußern könnten. Auch über die Antworten Süvern s,b) von denen die Pestalozzi- blätter XV, 52 — 60 vier abdrucken, wird dort mit Recht bemerkt: „Selten ist wohl vom Regierungstische aus gegenüber Stipenoiaten mit solchem Ver ständnis für ihre Aufgabe und mit solcher Weitherziqkeit der Gesinnung ge redet worden." Eine Stelle aus dem ersten Briefe, dem Briefe, den Mors (IV, 187) nicht ganz zutreffend als »Instruction» bezeichnet hat (eine solche hat nur Henning erhalten; sie stammt von Nicolovius, ist datiert Königsberg, 25. März 1809, und abgedruckt in den Pestalozziblättern IV, 70/71, Zürich 1883), mag als Probe dienen: »Nicht eben das Mechanische der Methode sollen Sie dort erlernen; das können Sie auch anderswo und lohnte der Kosten fürwahr nicht. Auch das soll nicht Ihr Höchstes sein, die äußere Schale derselben durchbrochen zu haben und in ihren Geist und innersten Kern gedrungen zu sein, bloß der 0 So schreibt Seyffarth den Namen. In den Briefen Süverns, die in den Pesta lozziblättern XV, 52—60 (Zürich 1894) abgedruckt sind, liest man Kzionzieck. 2) Man geht wohl nicht irre, wenn man das lebhafte pädagogische Interesse, das der Minister Wilhelm v. Humboldt an der Angelegenheit nahm, damit in Zusammenhang bringt, daß er ein Schüler Joachim Heinrich Campes war, mit dem er auch im spä teren sieben in Beziehung blieb. So hat er die Reise nach Paris im Jahre 1789 mit Campe unternommen. Bei Leyser, I. H. Campe (Braunschweig 1877), II, 294—320 finden sich 9 Briefe W. v. Humboldts an seinen Lehrer Campe aus den Jahren 1781—1798, neben 7 von Alexander v. Humboldt, der ebenfalls Campes Schüler gewesen ist. Die Briefe Campes aus Paris (Braunschweig 179M) erlebten in 8 Monaten drei Auslagen. 2) Näheres über Süvern enthalten die Pest.-Stud- II, 153—161.