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23 durchschnittlich 40 Jünglinge und Männer, welche die Grundsätze und Mittel der Methode durch eigne Anschauung kennen und durch unterrichtliche Betä tigung handhaben lernen wollten. Somit beherbergte das Schloß — die Schar der Lehrer mitgerechnet — über 200 Personen. Die vielen Externen aus der Stadt, die nur den Unterricht besuchten, sind dabei nicht mitgezählt" (Mors IV, 134 u. 193). Das Töchterinstitut, seit dem I. April 1809 unter der trefflichen pädagogischen Leitung von Rosette Kasthofer (Mors IV, 161), zählte, wie schon S. 13 bemerkt wurde, um diese Zeit 22 Pensionärinnen und 8—10 Externe. Auch fällt in den Sommer 1809 die zweite Zusammen kunft der Schweizerischen Erziehungsgesellschaft in Lenzburg, bei der Pestalozzi als deren Präsident die bekannte große Rede »über die Idee der Elementar bildung und den Standpunkt ihrer Ausführung in der Pestalozzischen Anstalt zu Jfcrten" hielt, die, durch Niederer auf 22 Bogen „erweitert", in die Ver handlungen der Gesellschaft ausgenommen wurde. Und Schmids Elemente der Form und Größe, von Pestalozzi auf eigne Kosten zum Drucke befördert, fanden nach Diesterwegs Bericht »enthusiastische, fast anbetende Verehrer". Was aber Pestalozzi in diesem Jahre am meisten beglückte, das war das Ein treffen der fünf Kandidaten der Theologie, die die preußische Regierung aus ihre Kosten zu Pestalozzi sandte. Fichtes Antwort auf die Frage, die das Thema seiner neunten Rede an die deutsche Nation bildet: An welchen in der Wirklichkeit vorhandenen Punkt die neue Nationalerziehung anzuknüpfen sei? hatte gelautet: An den von Johann Heinrich Pestalozzi erfundenen, vor geschlagenen und unter dessen Augen schon in glücklicher Ausübung befind lichen Unterrichtsgang soll sie sich anschließen. Fichtes treffliche Begründung dieser Antwort hatte es zuwege gebracht, daß der Freund und Verehrer Pesta lozzis, Nicolovius,^ mit seinem Vorschläge, befähigte junge Männer zu Pestalozzi zu senden, bei der Regierung Friedrich Wilhelms III. durchgedrungen war. »Endlich, mein alter, ehrwürdiger, nie vergessener Freund," schrieb er, »erlebe ich die Freude, einige Strahlen Deines Lichtes hierher in mein fernes Vaterland geleitet zu sehen. Was ich an Deiner Seite in Neuhof träumte, was wir in vielen Briesen berieten, soll nun geschehen als Werk der allge waltigen Not .... Ich lebe in treuer Freundschaft mit Dir fort. Alle Deine Schriften sind mir Schreiben an mich .... Deine Bekanntschaft ist mir heilig, und die Tage, die ich mit Dir gelebt habe, so viele Jahre auch dazwischen liefen, wirken noch sort, wie eine fromme Wallfahrtsreise das ganze Leben eines Gläubigen heiliget. . . . Wir werden aufleben in Deinem Lichte, und Du wirst auch in uns Wunderkräfte wecken." Pestalozzi aber antwortete: »Ich werde nicht sterben, ohne daß die Frucht, die ich gesäet, sich ihrer Reife nähere. Mein Vater im Himmel, der mein Werk rettet, hat es jetzt auch dem Herzen Deines Königs nahegebracht. Ich werfe jetzt mein Auge auf ihn und nähre wieder Hoffnungen, die ich kaum mehr in mir selber nähren durfte. . . . Freund! Wie glücklich bin ich! Du sagst mir: Hilf uns! Aber Ihr helft ja mir. Ihr helft mir zu meiner Befriedigung aus dem Totenbette, die ich nie hoffte und ahnte." Nicolovius antwortete: »Unser Plan ist der: außer den beiden jungen Leuten, die in diesen Tagen abreisen 0 Auskunft über das Freundschaftsverhältnis zwischen Nicolovius und Pestalozzi giebt die Denkschrift auf G. H. 8. Nicolovius, herausgegeben von vr. A. Nicolovius. Bonn 1841. Die dieses Verhältnis betreffenden Stellen der Schrift sind abgedruckt in den Pesta- lozziblättern VI, 81 — 96. Zürich 1885. Fünfzehn der herrlichen Briefe von Nicolovius an Pestalozzi aus den Zähren 1792 — 1821 enthalten ebenfalls die Pestalozziblätter XVII, 35—49. Zurich 1896.