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20 2. Nachschrift (mit zitternder Hand): „Lmilie, ich kann unmöglich an Bl. schreiben; er schrieb mir: nur wenig dürfe ich noch schreiben; und ich kann kein Wort; die Hand zittert, so oft ich die Zeder berühre. —" Sie war, wie ihre Nachbarin Elise Kinkel, die setzt auch aus Jferten nach Lindau heimgekehrt war, später an Blochmann schreibt, dem Wahnsinn nahe: „sie setzte sich auf einen Stuhl neben meinem Bette hin, und fing überlaut an zu lachen, dann weinte sie wieder und konnte kaum Atem holen. Dann rief sie einmal ins andre: Blochmann, Blochmann, und dann stam melte sie die Worte wieder hervor: er glaubt, ich habe ihn nie geliebt, das ist schrecklich, ach, ach! u. s. w. Ich kann es kaum ertragen, Dich in der Entfernung so unglücklich zu wissen und Renate hier beinahe in Verzweiflung, denn das Lachen, o es war unerträglich und es schaudert mich, wenn ich daran denke.» Die Angehörigen aber brachten es dahin, daß die halb willenlose Renate dem Bewerber aus Friedrichshafen ihre Hand gab, der anfänglich glaubte, das gelöste Verhältnis mit Blochmann sei ein ganz gewöhnliches, äußerliches gewesen, wie man sie so häufig schließt und auch wieder aufgiebt. Er schreibt später an Blochmann: „Ich konnte mich überzeugen, daß ich auch da noch, als ich durch Herrn Schmid und durch Renate von Ihrem früheren Verhält nissen unterrichtet war, trotz aller Schwierigkeiten hätte zurücktreten sollen, aber dazu fühlte ich mich nicht stark genug, dies gestehe ich Ihnen frei, ob ich es gleich auch schön und groß gefunden hätte. Daß ich aber mit Renate gar keine Verbindung angeknüpft haben würde, wenn ich gleich anfangs ge wußt hätte, daß ich dadurch zum Teil Veranlassung zur Auflösung heiliger Versprechungen würde, und wenn ich nicht in der Meinung gestanden hätte, daß dieser frühere Bund bereits ganz aufgelöst sei, darf ich Ihnen mit Wahr heit wiederholen.» Renate aber fand ihre Ruhe erst wieder, als ihr Blochmann nach längerer Zeit (im Mai 1815) u. a. schrieb: „Noch lebst Du in meinem Herzen." An dieses Wort klammert sie sich: „Nun ist erfüllt, wonach sich mein ganzes Mesen sehnte, wir sind vereint!" „Noch lebst Du in meinem Herzen" — Morte, wie werdet ihr mir aus mein ganzes Leben theuer sein, wie gaben sie meinem Gemüthe eine ganz andre Richtung, wie stillten sie des Hebens Toben, welches für Alles unempfänglich geworden war und dadurch das Leben nur halb genießen konnte, weil Unruhe es beherrschte . . . Mie wohl- thätig waren sie auch für das Glück unsrer Ehe, lieber Blochmann, wie kann ich nun meinen: l. Mann mehr sein, da das Herz nicht mehr so be klommen, das Gemüth heiterer ist; wie kann ich auch meine Umgebungen mehr zu beglücken suchen durch herzliche Theilnahme an Allem, als wie vorher, da ich so viel zu leiden und zu kämpfen mit mir selbst hatte. Ach Blochmann, Du schenktest mir viel!" Blochmann antwortete: „Mich hat die schwere Resignation reiner und gottliebender ge macht und desto unbedingter an die Verfolgung meines Lebenszweckes gekettet. Ich danke Gott, daß er Dir einen Mann gegeben, der Dich