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Blitz Blochmann die ganze Lage erhellte: Renatens Liebe war nicht so stark und allen Hindernissen trotzend, wie die seine. Im tiefsten Herzen getroffen, schnitt er unverzüglich das Band, das ihn mit Renate verband, äußerlich ent zwei. Er schrieb ihr: „Schwachheit, dein Name ist Weib — sonst war mirs ein frevelnder, unwürdiger Ausspruch — setzt ist er meiner tiefsten Ueberzeugung Wahl spruch geworden. Emilie that Unrecht, mir aus Schonung Deinen Brief an sie bis diesen Augenblick vorzuenthalten. Er hätte früher die kämpfende Flamme meines Glaubens und meiner Liebe ausgelöscht. Nun ist alles ent schieden. Du bist frei. Beiliegenden Brief gieb Deinem Vater, er ent hält die Entsagung aller meiner Ansprüche auf Dich. Line Renate mit diesem schwachen Glauben, mit dieser dürftigen, gemeinen Liebe hatte ich nie geliebt. Meine Renate, die ich einst liebte, stand in meiner Seele als ein starkes, treues, deutsches Mädchen, als ein Wesen mit ewiger Treue, mit Riesenglauben, mit unauslöschlicher Liebe. Diese liebte ich, nicht Dich. G ich Thor, ich belachenswerthes Kind, hatte solchen Glauben, daß ich getrost in die Schlacht gehen wollte, bei jedem Ausgang meines Schicksals getrost, fest, unerschütterlich auf Deine Liebe und ihre ewige Dauer zählend, und sagte mir Jemand: aber fürchten Sie nichts für ihre Liebe? so lacht' ich ihm höhnend ins Gesicht. Ach ich Thor! ... da schon eine mißliche Lage, die in weniger als einem Jahre hergestellt war, da der Schmerz eines noch ein paar Jahr fortzusetzenden Kampfes dies Irrlicht von Liebe, diese Sumpfflamme des Glaubens auslöscht. . . . Schreibe mir nur wenig, durchaus keine Entschuldigung, von meiner Seite ist dies der letzte Brief. B." Der Brief an den Vater lautete: „Durch die Erklärung gegenwärtiger Zeilen gebe ich alle meine Ansprüche auf Ihre Tochter Renate auf. Sie ist vollkommen frei, in ein Verhältniß zu treten, welches Sie ihr bestimmen. Mein heißester Wunsch ist, daß sie glücklich werde. Justus Blochmann." Renate aber schreibt am 3. Mai, wieder nicht an Blochmann, sondern an Emilie: „Nun jetzt ist das Loos über mich geworfen; ich bin frei! Emilie! ich bin frei? Gott! ists möglich? Hätte Blochmann mir mein Herz herausgerissen und zertheilt, es hätte nicht mehr geblutet, wie als ich seinen Brief bekam. Emilie, ich kann Dir meine Lage nicht be schreiben . . . Emilie, kann mein Blochmann so handeln? Ach! er ist ja nicht mehr mein! Emilie, ich kann nicht weiter fortsetzen, verzeihe! Lebe wohl. Deine Renate." 1. Nachschrift: . . . „Blochmann wird mir nicht mehr schreiben, aber ich bitte Dich um alles, was Dir heilig ist, schreibe mir oft, gieb mir Nachricht von ihm; sei ihm, was Du kannst, wenn er nur recht glücklich wird, ich will gern leiden; es dauert sticht mehr zu lang; wenn Bl. schon glaubt, Leichtsinn und Schwachheit führe mich zu diesem Schritt, so glaube Du doch es nicht, denn ich leide sehr; — ich bin frei; aber Gott weiß es, wie! Deine Renate."