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II der i) den er ungemein schätzt. Unter dem Gespräche war die Tischzeit genaht, er lud mich ein, dazublciben, und ich —blieb mit Freuden. Seine Frau ist ein edles sanftes Gemüth, mehr interessant als schön; ich konnte mich der Vergleichung mit der reinen herrlichen Seele in seiner , unsichtbaren Loge' nicht erwehren. Lr hat zwei liebenswürdige Rinder, ein Mädchen von 7 und einen Rnaben von 8 Jahren; der kleine Paul wollte durchaus mit in die Schweiz, die er nur der Maulesel wegen kannte, auf denen es sich so schön über die großen Ncrge hinwegreitet; cs sind liebenswürdige, kraftvolle, reine Rinder; wie sehr der kleine Paul nach dem Vater geräth, läßt sich aus folgendem Zuge erkennen: ich fragte ihn unter andern, was er wohl werden möchte; statt mir darauf zu ant worten, fragte er mich augenblicklich wieder: was ist mehr, ein Rönig oder ein Raiser? als ich ihn darauf lächelnd fragte, ob er wohl Raiser werden wollte? antwortete er ganz keck und ernst: ja! — und was willst du den» da machen? erwiderte ich — ich will mir ein großes Pferd kaufen, war seine Antwort und damit alles nicderrciten, was nicht Raiser und Rönia ist. Des Nachmittags war für die Naireuthcr ein großes Fest in dem herr lichen englischen Park der Fantasie, wo man dem Herzog von Abrantes zu Lhrcu im Sonnentempcl einen Nall gab; auch Jean Paul lockte der vortreffliche Herbsttag ins Freie, seine Familie und ich begleiteten ihn, doch mischte er sich wenig unter die fluchende Volksmenge, sondern suchte die stillen, reizenden Partie» des Parkes auf; ich bemerkte allgemein die Ach tung und Nebe, welche er genießt, fast jedes Rind kennt den Jean Paul, aber vergebens fragte ich, als ich seine Wohnung noch nicht wußte, nach Friedrich Richtern." In Nürnberg suchte er Schubert auf, in München Jacobi und Niethammer. Der Anblick und die Durchwanderung der Alpen ergreift ibn tief; um seine Empfindung recht zu schildern, sagt er, müsse er sic be singen oder — schweigen. Am l4. Oktober traf er in Jferten ein und suchte „obne Verzug in dem alten viertbürmigen burgundischen Schlosse den Mann aus, der diese alternden Mauern nicht nur mi't frischem, jugendlichem Leben anfüllte, sondern in ibnen auch eine lebenverjüngende und'völkcrkräftigcndc Erziehungsweise ans Lickt förderte--. «Ich traf ihn nicht im Schlosse--, fährt er fort, »er war bei Niederer, der in der Stadt wohnte. Als ich in dessen Zimmer tretend, Beide mit Ehrerbietung begrüßt und gesagt hatte, wer ich sei, kam Pestalozzi auf mich zu, zog mich mit seiner Hand kräftig an sich, sah mit forschendem, aber liehevollem Blick mir einige Sekunden ins Auge und küßte mich dann. , Cbämet der über Leipzig? Sid der by miner Schwester gsi? 2) Händ der Nües über üs chhört? was händ d'Lüet über mi und mis Hus gsait? Chämet au und erzählt üs öbbis.' So folgte eine Frage der andern im stärksten Zürcher Dialekte, und ich verweilte unter Mit theilung dessen, was ich unterwegs über seine LcbenSbestrebungen und Methode in mannigfachen Urtheilen vernommen hatte, über eine Stunde bei ihm und Niederer.-- Der berühmte Philolog Hermann Pflegte selbst ins Kolleg zn reiten, daher die Be zeichnung: Ritter Hermann. 2; Die Schwester Pestalozzis war an den Kaufmann Groß in Leipzig verheiratet. Pestalozzi hat sie 17V2 dort besucht, llnterin 3. September 1812 berichtet Blochmann im Tagebuch: „Vater und Platter (Pestalozzi) sind nach Bern verreist. Der Vater hat seine liebe Schwester Groß und ihre Tochter, die er nun wohl im irdischen Leben nicht wieder sieht, begleitet. Sie reisen unmittelbar wieder nach Leipzig zurück.--