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Iferten, den 2. Juni Mist. Ew. Wohlgeboren habe das Vergnügen, Vater Pestalozzis herzliche Freude über Ihren An trag, sich mit ihm in seiner Anstalt zu vereinigen, auszudrücken, erwünscht, auf Ihre edleu Äußerungen hin, mit Sehnsucht, Sie bei ihm zu sehen. Zeitliche Vortheile kann er Ihnen nicht anbieten, sinnlichen Lebensgenuß keinen versprechen, lvas aber seine Umstände und der Gang seines großen, jedoch zugleich Anstrengung und Hingebung erfordernden Werkes erlauben, bietet er Ihnen gerne an, freie Wohnung und Nahrung bei ihm, wie sie seine Gehilfen und Zöglinge mit ihm theilen, eine Anstellung zweckmäßig auszumittelnder Thätigkeit an seinem Institute, die Benutzung und den Unter richt aller darin vorhandnen pädagogischen Hilfsmittel, und eine, nach Maß gabe Ihrer Verhältnisse zu seiner Unternehmung zu bestimmende Ihre übrigen Lebensbedürfnisse befriedigende Besoldung. Auf Ihren hohen Sinn für die Sache gründet er die Hoffnung, daß Persönlichkeitsansprüche Sie nicht leiten, und anvertraut sich daher Ihnen freudig, wie Sie sich ihm vertrauensvoll. — Wahrscheinlich ist es Ihnen lieb zu wissen, daß vier andre Ihrer Landsleute, ein Herr Zehme, ein Lehrer an der Leipziger Bürgerschule namens Herzog und noch zwei Ihrer vertrauten ebenfalls im verlaufe dieses und des künftigen Jahres hieher kommen und sich mit Herrn pesta lozzi vereinigen werden. H Der Eifer dieser edlen Sachsen für die Men schenbildung ist ihm ein hoher Trost des Lebens. Auch seine Gehilfen schätzen sich glücklich, so würdige Mitarbeiter zu erhalten, sowie sichs zur Ehre rechnet, Sie aufrichtiger Hochachtung bei diesem Anlasse versichern zu können Johannes Niederer, Religionslehrer am p. Institute. Anfang August l809 machte sich Blochmann auf den Weg. Durch den Plauenschen Gründ hinaus über das Erzgebirge gelangte er nach Bayreuth. „Dort", schreibt er, „habe ich einige unvergeßliche Stunden verlebt, ich war bei Jean Paul. Mein Herz trieb mich zu ihm. — Es war gerade Sonntag, dennoch traf ich ihn auf seinem Studirzimmer hinter einem Berge von Folianten, (Quartanten und einzeln gehäuften Manuseripten; er empfing mich mit vieler Heiterkeit und Gefälligkeit. Gleich seine ersten Worte frappirten mich: als ich um Verzeihung bat, ihn gestört zu haben, ant wortete er mir gar nicht im Tone der gewöhnlichen Welt, sondern: es wäre mir gar nicht lieb, wenn sie mich nicht gestört hätten — denn, setzte er darauf hinzu, es wäre ein Beweis gewesen, daß sie mich ohne Beschäf tigung gefunden. — Ich sagte ihm offen, daß allein mein Herz mich zu ihm geführt, daß ich zu Pestalozzi ginge pp.; er wurde sehr lebhaft, als er letzteres hörte, denn er liebt diesen Mann ungemein, was er auch in einem Paragraphen2) seiner Levana ausspricht; in der Unterhaltung fand ich oft dieselbe Eigenthümlichkeit, die in seinen Schriften herrscht, er spricht in abgebrochenen Sätzen, in feurigen, oft grotesken Bildern; vor züglich war die Erziehung der Gegenstand unserer Unterhaltung und nächst dem die jetzt lebende gelehrte Welt der Leipziger Universität, vor allem y Von diesen vier jungen Leuten verlautet jedoch später nichts weiter, als daß sie im Herbst 1809 in Zferten angekommen seien. Mors IV, 193; vergl. auch Pest.-Stud. IV, 37. 2) Im Z 133.