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i) Diese vier Bogen Groß-Oktav umfassende, bei E. Blochmann <L Sohu in Dresden gedruckte Biographie umfaßt nur die Zeit von 1786 bis 1824, bis zur Begründung der Er ziehungsanstalt. Sie ist, wie es scheint, nnr in einem Exemplar, das noch etliche Bleistift korrektureu für den Reindruck enthält, verbanden. Der Verfasser ist unbekannt, er schöpft aber aus zum Teil verloren gegangene» Quellen, insbesondere Briesen. Auch aus dem Tagebuch Blochmanns sind einzelne Stellen abgedruckt. Warum schließlich der Druck unter- blieben ist, war nicht zu ermitteln. auffordert, ihn nach dem Linkischen Bade zu begleiten, wo wir den durch seine Briefe über Italien bekannten Reisenden ör. Küttner mit mehreren Freunden finden würden. Ich folgte der Einladung, wir treffen Küttncrn, er fesselt uns lange durch seine anziehenden Mitteilungen über Italien, geht dann zu Schilderungen der Schweiz und seiner Alpenwanderungen über, und ver weilt mit besonderer Vorliebe in Nverdon bei Pestalozzis großartiger Persön lichkeit und seiner bereits durch ganz Europa berühmt gewordenen Erziehungs anstalt. Da ich wenige Wochen vorher Pestalozzis trefflichste pädagogische Schrift , Wie Gertrud ibre Kinder lehrt ° gelesen hatte, und von ihrem eigen tümlichen, schöpferischen Geiste ungewöhnlich ergriffen und bewegt worden war, drängte ich mich mit immer neuen Fragen über die Individualität und den Lebenskreis dieses seltenen Mannes an Küttner heran, dessen belebte und klare Schilderungen nur geeignet waren, das stille Feuer meiner Begeisterung zu nähren. Wir blieben an jenem schönen Frühlingsabend bis in die zehnte Stunde vereint und wanderten dann gemeinsam dem schwarzen Thore zu, wo wir uns trennten. Kurz vorher hatte Küttner erzählungsweise mitgeteilt, es babe ihm Pestalozzi den Auftrag gegeben, sich in Deutschland, namentlich in Sachsen, nach einem Kandidaten umzusehen, welchem er in einigen Abtei lungen seiner Anstalt den Unterricht in Religion, Geographie und deutscher Sprache mit Vertrauen übertragen könnte. Diese leicht hingeworfenen Worte waren mir bis in den Mittelpunkt meiner ohnedies schon stark bewegten inner» Welt gedrungen. Ich ließ mich über die Elbe sehen und wandelte in d»m Walde von Blasewih in der stärksten Erregung bei immer neuen Bil dern der Phantasie und immer heftigerem Drange einer tiefen Sehnsucht einem Somnambülen ähnlich bis nach Mitternacht umher. Meine Zukunft, meine nahe Entscheidung, die Doppelbilder, im Norden eine sichere gewinn reiche und lebensfrohe Bahn, im Süden ein dürftiges Auskommen und große Anstrengung, aber ein reiches Leben für Gemüt und Geist, eine hohe schule für eigene Bildung und Vervollkommnung — dies Alles wogte in wechselndem Zuge an meiner Seele vorüber. Ich könnte noch den Baum in jenem Walde bezeichnen, unter welchem endlich erschöpft niedergelagert ick meine Blicke und mein Herz in die sternerleuchteten, nächtlichen Räume senkte und den da Wal tenden suchte und fragte und kindlich bat, mir selbst den rechten Weg zu zeigen. Und bald darauf ward es still und klar in meiner Seele. ,Du fragst Pestalozzi, ob er dich wolle und mit Vertrauen als den zu erkennen vermöge, den er bedürfe und suche/ Mit dieser festen inneren Entscheidung kehrte ich heim zur Stadt, ergriff noch in derselben Nacht die Feder, legte Pestalozzi in aller Einfalt und Wahrheit das seit wenig Stunden innerlich und äußerlich Erlebte vor, nannte ihm meine Liebe und Verehrung und sprach meine starke Sehnsucht aus, bei ihm zu sein. Nach drei Wochen schon empfing ich seine Antwort.» Sie ist von Niederers Hand und lautet im Beginn und Schluß (nach der als Manuskript gedruckten Biographie Blochmanns i)) folgender maßen :