Volltext Seite (XML)
Vorstellung von der Methode zu erfrischen, ja sie . . . zu immer größerer Klarheit bringen. . . . Hier wäre der Meister an seinem Platze gewesen. Er war es aber nur höchst selten, ja er war, eben wegen seiner Vertiefung in etwas besonderes, auch dazu nicht geeignet; auch möchte bei seinem Alter und bei seiner sonstigen rastlosen Thätigkeit dies Geschäft ihn nur belastet haben. Zum Glück besaß er einen Mann dafür in der Person Niederers." Aus der trefflichen Charakterisierung Niederers, die nun folgt, sollen vor läufig hier nur wenige Sätze mitgeteilt werden: „Seine öffentlichen Vorträge über Pestalozzis Leben und über das Wesen der Methode werden noch jetzt denen, die ihn hörten, unvergeßlich sein; so wie er in die Behandlung der Zöglinge, von streng sittlichen und methodischen Prinzipien ausgehend, einen Ernst und eine Folgerichtigkeit brachte, die schwerlich ohne ihn das Produkt der Lehrer versammlung gewesen wäre. Er hätte in der Anstalt herrschen können; er strebte aber nicht darnach, teils durch seine Polemik beschäftigt, teils sich be gnügend an dem gelegentlichen Übergewicht feiner Aussprüche. . . . Später erschien er nicht mehr als gewöhnliches Mitglied in der Lehrerversammlung, sondern als Vorsitzer derselben im Namen und Auftrag Pestalozzis. Schade, daß seine eigene Natur ihn hinderte, diesem Auftrage kräftig zu entsprechen, denn, fast gleich dem Alten, ließ er sich zu viel gehen und machte sich öfterer Vernachlässigung der Tagesordnung schuldig. Hätte er zugleich praktische Thä tigkeit besessen, so war er damals der Einzige, der ohne Widerrede des Alien noch des Hauses die ganze Leitung desselben über sich nehmen konnte." Das Weitere bleibt einer besonderen Arbeit über Niederer Vorbehalten. Schließlich sei aus der Schilderung Schmids folgendes heraus gehoben: „Den zahlreichen Fremden, die sich im Schlosse zu Jferten herumführen ließen, wird Pestalozzis Besuchszimmer erinnerlich sein, wo den Haupt platz über dem Sopha ein gelungenes Porträt Pestalozzis zierte, ein Knie stück von Schöner gemalt, i) . . Der Ausdruck darin war überaus treffend und anziehend. Rechts und links hingen die Brustbilder Krüsis^) und Niede rers, gleichfalls sprechend, indem auf jenes Antlitze das ruhig Herzliche und Redliche waltete, aus den Augen und von der Stirn des letzteren die geistige Schärfe hervorleuchtete. Außer ihnen sah man an den Wänden umher die andern ältesten Gehilfen des Meisters. In ihrer Reihe befand sich nun auch das Abbild Schmids, noch knabenartig, noch nicht durch entwickelten Cha rakter ausgeprägt. Das Vollrunde und Frische des Gesichts konnte gefallen, nicht heute das und morgen etwas andres befehle, damit nicht mehr durch seine ewigen Versuche alle Klassen zerstückelt und der Zusammenhang aller Unterrichtsfächer unmöglich ge macht werde. ... In diesem Plane sollte berücksichtigt und gesondert festgesetzt werden der Elementar-, der Experimental- und der Seminarunterricht. Dann weiter sollten ökonomische Maßregeln getroffen werden, damit wir nicht Uber die Linie, die uns vom Abgrund trennt, gestoßen und unrettbar verloren, begraben werden unter den Ruinen von Pestalozzis Ruhm und Größe." Rosette Kasthofer an Muralt, 10. Juli 1813. Mors IV, S. 416. Das Fragezeichen, das Mors zu „Experimentalunterricht" setzt, wird durch die oben S- 110 erzählten Thatsachen beantwortet. Ein auch von Schöner gemaltes Bild Pestalozzis schenkte 1841 Ritter dem Herrn von Türk, wie dieser an Blochmann schreibt: „das beste, das existirt", und das er litho graphieren lassen möchte. Uber die Pestalozzibilder vergi. Pest.-Bl. XV, 49. Zürich 1894. 2) Krüsis Bild, das später Jos. Schmid „in einen Stall werfen ließ", schenkte Frau Niederer 1845 der Witwe Krüsis. Brief Hermann Krüsis d. I. an Blochmann vom 16. Hor nung 1845. Die Bilder Krüsis und Niederers dürfte auch Schöner in Pestalozzis Auftrage gemalt haben.