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105 nütze Steine auf seinen Acker? Das Latein und Vorsprechen sind wahre Rieselberge." Es erscheint von der größten Wichtigkeit, daß Schacht zehn Jahre später ein zusammenhängendes Urteil über das Jfertener Institut während der Zeit, da er dort lehrte und lernte (1810—1813), veröffentlicht hat, von dem er bei Gelegenheit an Blochmann schreibt: „Was ich mitgeteilt habe, stützt sich auf meine Wahrheitsliebe. Ich kann sagen, ich schrieb es mit Sorgfalt." Schacht, der im Jahre 1870 als Oberstudienrat in Darmstadt gestorben ist, hat offenbar in erster Linie Anspruch, daß wir sein Urteil beachten. Er hat während der drei Jahre seiner Thätigkeit in Jferten als freiwilliger Lehrer und begeisterter Verehrer der Pestalozzischen Sache und Person die ausgie bigste Gelegenheit gehabt, das Institut zu beobachten; Scharfsinn, weiten Blick und WohlwoÜen vereinigt er in hohem Maße, auch berichtet er über viele Interna,, die Blochmann übergeht, teils weil sie für seine Braut kein Interesse hatten, teils auch, weil er als bezahlter Lehrer nicht die freie Stellung besaß, deren sein Freund Schacht sich erfreute, und nicht den freien Überblick über das Innere und Wesentliche der Bestrebungen Pestalozzis. Der Aufsatz bildet also eine wesentliche Ergänzung unsrer Mitteilungen, die wir nicht besser schließen können, als daß wir ihn aus dem ersten Stück des Hermes, Jahrgang 1823 (Leipzig, Brockhaus), in seinen wesentlichen Stücken ans Licht ziehen. Die Veranlassung war die Schrift Jer. Meyers, Wie Herr Josef Schmid die Pestalozzische Anstalt leitet (Stuttgart, Metzler, 1822). Darin werden die Zustände des Instituts unter Schmids Leitung in sehr grellen Farben geschildert. Schacht wollte nun nicht sowohl »eine Kritik schreiben, als eine Einleitung zu Meyers Buch verfassen, um darzuthun, daß die Schilderung der jetzigen Verdorbenheit des Instituts sehr glaubwürdig sei, wenn man auf den früheren Zustand zurückblicke". Der (wie alle Beiträge zum Hermes anonyme) Aufsatz ist überschrieben: Aber Pestalozzis Institut. Wie Herr Jos. Schmid die Pestalozzische Anstalt leitet, von Jerem. Meyer. Stuttgart, bei Metzler, 1822. Hermes oder krit. Jahrbuch der Litte- ratur. Erstes Stück 1823 (Nr. XVII der ganzen Folge). Leipzig, Brockhaus. S. 289—322. (König!. Bibl. zu Dresden. Lpll. lit. 654.) »Herder hat Pestalozzi einen Mann des Volkes genannt. DaS war er auch: Verbesserer des Zustandes der unteren Volksklassen, Vater ihrer Kinder zu sein, war sein Ideal. Er wollte sie aber nicht bloß aus dem Schmuz des Verderbens ziehen, nicht bloß Unterhalt und Beschäftigung für sie suchen; er dachte vielmehr auf Mittel, ihren Unterricht zu bessern . . . indem er hierüber nachsann, ist er auf edlere Erfindungen gekommen, als nach ihm Bell und Lancaster . . . sein Blick richtete sich auf das Innere des Lehrens, der Lehrstoff sollte eine so bildende Kraft erhalten, daß der kindliche Geist notwendig achtsam, ja mehr noch, daß er selbstthätig werde und seine eigene Bildung sich gleichsam erzeuge. . . Manche Pädagogen und Sprachgelehrte hielten seine Lehre der Annahme oder Bestreitung würdig. Ein Denker, wie Fichte, sah Bedeutsames in ihrer möglichen Entwickelung; ein Staatsmann, wie v. Wang en heim, beschäftigte sich wirklich mit dieser Entwickelung, und der besonnenste der jetzigen Philosophen, Herb art, verschmähte, wiewohl selbst gelehrter Mathematiker, die Pestalozzischen Übungen so wenig, daß er