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103 zartesten Banden ans ewig verbunden sind. — Ich habe nun keinen Herzensfreund mehr hier Nun noch einige Worte über meine geographischen Stunden bei den Damen der Stadt. Es sind 6 OsmoissIIss aus den ersten hiesigen Familien z. B. Dem. Oscoppet, Vilatin, Iwup, Ooxat, Hindert und Naci. Rognin, alles Mädchen von j8—24 Jahren, denen ich täglich diese Stunden gebe, 3 mal von sO—ff und 3 mal von ss—s2. Da denke Dir denn Deinen Blochmann in dem großen Hause rechts auf der Pleins in einem großen herrlichen Saale, auf rothsammtenen Stühlen täglich im Kreise dieser Mädchen, die sehr artig und gefällig sind. Mit der französischen Sprache geht es wider Vermuthung gut; ich spreche ganze Stunden lang ohne sehr anzustoßen — wo mir etwas fehlt frag ich die Damen in Umschreibungen; ich habe mich gleich von Anfangs auf einen sehr freien ungezwungenen Fuß gesetzt, da Lomplimente und französische Feinheiten gar nicht in meiner Natur liegen. Ich habe jetzt die mathematische Geogr. mit der Erd- und Himmelskugel mit ihnen. Ich gebe sie in der That recht gern, diese Stunde, einige von den Damen haben eine recht bedeutende Bildung und die Unterhaltung über allerhand wissenschaftliche Gegenstände wird oft recht belebt und intreßant. Am meisten hat mich indeß der Ertrag dieser Stunde zu ihrer Annahme bewogen, den ich zu meiner Himmelfahrt — zur Reise nach Lindau bestimmt habe — es sind bis dahin doch s2 Louisdor. Ach wie süß macht mir oft dieser Gedanke diese Stunden; mitten unter diesen geputzten, weichlichen, französ. Damen erblicke ich dann mein einfaches, natürliches, edles, liebereiches, deutsches Mädchen, und all diese Gesichter, kommen mir wie Irrlichter auf den Stühlen vor. — Damit schließt das Tagebuch. Blochmann schreibt in der Folge weniger, da er täglich 10, an drei Tagen sogar II Stunden zu geben hat und da ihn auch die Nachrichten aus der Heimat sehr beunruhigen. Er fürchtet, daß ansteckende Krankheiten im Gefolge der Armeen auch Dresden Heimsuchen könnten. Im Institut aber geht es bergab. „Der liebe Burkhard verläßt im August mit seiner Schwester auch Iferten, theils um seinen alten Eltern wieder nahe zu sein, theils auch, weil jetzt ein unglücklicher, unbefriedigender Geist und viele Verkennung und Bedrückung hier herrscht. Es ist traurig, der alte gute Vater thut mir oft in der Seele weh, doch es ist nicht zu ändern. Das Institut muß ganz klein und häuslich werden, oder — es wird sich auflösen (4- Juni). Egger ging nach Ungarn und Ramsauer begleitete ihn bis Lindau. Am 8. Juli verließ Schacht Iferten, um zur Armee zu gehen. Aus einem langen, prächtigen Briefe an Blochmann vom 26. Juli, im Hause der Re nate geschrieben, die inzwischen nach Lindau zurückgekehrt war, ist folgende Stelle bemerkenswert, da sie erkennen läßt, daß der Schwärmer für Pestalozzi (vergl. S. 28 u. 29 Anmerkung) ernüchtert ist. Sie lautet: „Schließlich am Abende gab Renate den Hut nicht heraus mit der Entschuldigung, wenn es unartig sei, so könne man mein Nichtbleiben auch unartig nennen und eins höbe das andre auf. So mußte ich bleiben und thats nicht ungern. Sieh, tsclssco, das ist nun ein trocknes Skelett von gestern, nur wenig mehr als ein eompenclium bistoricuiu oder eine dumme Geschichtstabelle. Wär ich bei Dir und die Töchterli mit uns, so wollt ich anders erzählen, aber die Skizze ist's ja doch und Du kannst immerhin