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Löwenkopf vom Parthenon zu Athen. Blatt 1. Ueber der Kranzplatte des aufsteigenden Giebel-Gesimses bilden die gleichsam aufgebogenen Plattziegel einen erhöhten Rand, Sima bei den Alten, der das Regen wasser hindert, an der Front abzutröpfeln. Durch ein ähnliches Aufbiegen wurde auch an den beiden Traufseiten die Regenrinne gebildet, aus der das Wasser durch die als Wasserspeier gestalteten Löwenköpfe ausgespieen wurde. Die Sima war jedoch nicht bei allen Bauwerken an der Lang-oder Traufseite des Daches fortgesetzt, sondern endigte auch wohl, kurz um die Ecke biegend, an einem Löwenkopfe, der das Wasser ausspie, wel ches sich in der Plattziegelreihe zunächst hinter der Sima sammelte. Das Wasser der übrigen Plattziegelreihen lief dann zwischen den Stirnziegeln über die Traufe odei - das Stillicidium unmittelbar ab. Hinter dem Löwenkopf befindet sich, zwischen dem Stirnziegel der ersten Hohlziegelreihe und der Sima, eine Erhöhung mit horizontaler Oberfläche. Am Parthenon und an den Propyläen zu Athen und Eleusis hatte eine ähnliche Anordnung stattgefunden. Von letzterer giebt in den architektonischen Ordnungen die Taf. 12 ein Bild. Auf Taf. 8, die aus dem Normand’schen Werk in die dritte Auflage der architektonischen Ordnungen überging, worauf unter anderm auch das Kranzgesims des Parthenon dargestellt ist, vermisst man jedoch gänzlich die in Rede stehende Vorrichtung, obgleich schon von Stuart eine Abbildung davon gegeben wird. Um nun diesen Mangel zu ergänzen, habe ich den Löwenkopf, sammt der Sima, nach einem Gypsäbgusse, von vorne und von der Seite, in einem Viertel der wirklichen Grösse für unser Blatt gezeichnet. Die Skulptur - an dem Löwenkopfe ist nach der Forderung der Architektur stylisirt, mit Geist ausgeführt und lässt den Meister der Metopenreliefs vermuthen. Der Kopf macht eine Wen dung nach vorn, so dass ein mitten vor der Front des Tempels stehender Betrachter die Köpfe an beiden Ecken im Profil sehen konnte. Von hier aus zeigt die Mähne drei Reihen kurzer, borstiger Locken, während sie auf der anderen Seite fünf hat, weil dort der Grund neben dem Stirnziegel tiefer liegt. Der Rachen des Kopfes ist hier nicht, wie bei andern Beispielen, durchbohrt, weil beim Parthenon in der ersten Plattziegelreihe sich kein Wasser sammeln konnte, da sie ganz mit Marmorplatten ausgefüllt war. Alle beschädigten Theile, besonders die Ohren, habe ich für unsere Darstellung ergänzt. Die Sima war einst mit einer gemalten Verzierung ge schmückt, wie ich sie nach L. Vulliamy’s Examples No. VIII, pl. III, eingezeichnet habe. Die ehemaligen Farben und ver- muthlichen Vergoldungen waren nicht mehr zu erkennen. Eine ähnliche gemalte Blumen Verzierung fand Stuart auch am Architrav des Pronaos vom Tempel am Ilyssus. S. archi tektonische Ordnungen Taf. 21 bei A. Einen Stirnziegel vom Parthenon habe ich schon in den architektonischen Ordnungen Taf. 14, Fig. 7, mitgetheilt. Auf der Erhöhung über dem Löwenkopf, die mit der Spitze der Stirnziegel im Niveau liegt, stand einst ein anderes Skulpturwerk, wovon sich jedoch keine Spur erhalten hat. Unter den Ueberresten des Tempels auf Aegina und des Tempels der Nemesis zu Rhamnus haben sich die ursprüng lichen Akroterien in Bruchstücken erhalten. Abbildungen geben architektonische Ordnungen Taf. 6 und 9, und der beschreibende Text die weitere Erklärung. Stirnziegel, in den Ruinen der Propyläen zu Athen gefunden. Blatt 2. Die Stirnziegel, auch Antefixe genannt, bilden den schön verzierten Schlussschild jeder Hohlziegelreihe des Daches an der Traufe, wo sie schon von ferne den geradlinigen Contur angenehm beleben. Die Verzierung mehrerer dieser Stirnziegel ist von grosser Schönheit, In den architek tonischen Ordnungen finden sich einige Beispiele mit getheilt und auf den Tafeln 11 und 14 dargestellt, doch nicht in dem Maassstäbe, wie er für Detailzeichnungen erforder lich ist. Den auf unserem Blatte dargestellten Stirnziegel habe ich, in halber wirklicher Grösse, nach einem etwas beschädigten Bruchstück ergänzt und mit zwei Profilen versehen, in Schatten und Licht gezeichnet. Beim Nachzeichnen oder Modelliren wird es gut sein, denselben auf die wirkliche Grösse zu über tragen, weil es von grosser Wichtigkeit ist, die schönsten Details aus dem Alterthum in derjenigen Grösse kennen zu lernen, für welche sie erfunden worden sind. Beim Modelliren dieses Stirnziegels wird ein weit gründlicheres Studium seiner schönen Erfindung sich erschliessen, als es beim Zeichnen möglich ist.