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Mit d« linken Hand hält unser Tragiker das Heft eines Degens in der Scheide, der ihm quer über dem linken Schenkel liegt, und beyde Schenkel sind mit einem rochen Tuche, aber von colore cangiante, (schillernd) bedecket, welches zugleich über das Gesäß des Stuhls herunter fällt; das Gehäng des Degen» ist grün. Der Degen kann mir demjenigen, welchen die Figur der Ilias auf der Vergötterung des Ho» merö hält, einerley Bedeutung haben: denn die Ilias enthält die mehresten Vorstellungen derHeldenger schichte zu Trauerspielen. An seinem Kothurn ist die Sohle dunkelroth, das übrige ist Heller, oder Lack« färb; die Bänder oder Riemen daran sind theils roth, theils gelb. Den Rücken wendet ihm eine weib liche Figur, welche die rechte Schulter entblößt hat. Ihre Haare sind blond, und mit grünen Bändern durchflochken. Sie sind wie hinaufgestrichen, dergleichen Haarbund oder Loesture hieß. Ohr ¬ gehänge und Armband sind goldfarb. Ihr Kleid ist grün und gelb schillernd, der Gürtel rosenfarb. Da» Oberkleid oder Mantel, welches ihr über den rechten Fuß, und die Hüften herabfällt, schillert hellroth und blau. Sie kniet mit dem rechten Beine vor einer tragischen Larve, die einen hohen Aufsatz von Haaren (ö^ro?) hat, welche auf ein Gestelle, wie auf eine Base, geseßet ist. Diese Larve stehet wie in einem nicht tiefen Lasten, dessen Seitenbretter von unten bis oben zu ausgeschnitten sind, und es ist dieser Kasten oder Futteral mit blauem Tuche behänget, und von oben hängen weiße Binden herunter, an deren Enden zwo kurze Schnüre mit einem Knoten hängen. Oben an der Base, an welche diese kniende Figur ihren Schat ten wirft, schreibet sie mit einem gelben Pinsel. Dieses Frauenzimmer stellt die Muse der Tragödie, Melpomene, vor, welche den Titel des Drama, und vielleicht auch den Namen des Schauspielers, aufschreibet. Im Grurer (p. 1024. N.6.) liefet man auf einem Begräbnißaltare zu Mayland eine Aufschrift zu Ehren eines PantomimS. Uebec der männlichen Figur stehet über der weiblichen, die eine Larve in der Hand hat, liefet man IKOA- weil dieser PantomimuS in beyden berühmten Stücken des Euripides milBeyfall agiret hatte. Der weißgekleidete Mensch, der einen Stab halt, ist wohl auch ein Schauspieler, und soll vielleicht nebst dem Frauenzimmer den Chor andeuken, der aus Manns-und Weibspersonen bestund, dergleichen einige in dem folgenden Gemälde zu sehen glaubten. Hinter dem Gestelle und der Larve sieht man eine weißgekleidete Mannsperson, welche sich mit bey- dcn Händen auf einen langen Stab stützet, und auf die schreibende Figur, oder Muse, siehetr auch der Tragikus hat sein Gesicht nach ihr g kehret. I^L. Xl.II. Dieses Gemälde, ein Gesellschaftsstück des vorigen, ist eben so vortrefflich, und so vollkommen auSger malet, daß es Miniatur zu seyn scheinet. Die sitzende werbliche Figur, mit entblößter Schulter, und mit Epheu und Blumen gekrönet, hat eine schillernde violete Kleidung zwischen blau und roth; ihr Oberkleid ist ganz weiß. Der Pantoffel ist gelb, dessen Sohle aber roch. Sie hält in der linken Hand eine aufge rollte Schrift, auf welche sie mit der rechten zeiget. Gegen ihr über stehet eine junge Harfenschlägerinn, die mit der linken Hand die größere Harfe sth'ägt; in der rechten hält sie das hölzerne Instru ¬ ment zum stimmen, wie die Muse Erato in einem der vorigen Gemälde des zweyten Theils dieses Wer kes (^). Diesen gelben Stimmhammer hält Herr Tarcani für ein Pleclrnm, oder Instrument, womit man die Saiten schlug. Die Harfe unserer Figur hat sieben Wirbel auf der Walze stehen, die «ri-c-E «v hieß (2), und also eben so viel Saiten. Der Flötenspieler, welcher zwischen beyden Figuren sitzet, bläset zugleich auf zwo langen geraden (dorischen) Flöten, von gelber Farbe, und von einem hal ben Palm in der Länge, die in den Mund durch eine weiße Binde gehen, welche 50/u/oi-, auch <po^/3r<«? (capistrum) hieß, und über die Obren hinterwärts gebunden wurde. Ma» sieht sie auf einem dreyseitigen Altäre im Campidoglio, wo ein Faun, indem er zwo Flöten bläset, diese Binde über den Mund (5) 1*sl>.6. wo ich diesen Stimnchammer aus Winkelmanno Geschichte der Kunst, S. 575. beschrieben habe. (2) Ijippol^t. v. uzz. Herkulan. Alrerchümer LV. Theis. E