Einleitung. Umfang dieses Bnchcs könnte, wen» man es nach seinem ursprünglichen Titel bcnrtheilen wollte, sicherlich erweitert werden: ein Zugesländniß, durch das sich der Verfasser hin länglich vor dem Verdacht bewahrt zu haben glaubt, er wolle für den Begriff der „Classicität" pedantisch enge Grenzen festsetzen. Dieser Begriff ist vielmehr, faßt man ihn nun im Gegensatz zur Romantik, zum Modernen, oder im Sinne einer „Mustergültigkeit", die wohl immer zu den Idealen gehören wird, einem beständigen Wachsthum unterworfen. Mit der Kunst, mit dem Leben neuer Jahre und Jahrhunderte wird er immer voller und reicher, anstatt, wie der Schulverstand möchte, immer enger und ärmer werden. Manches Werk wird „classisch", weil es grau vor Alter ist. Mancher Künstler, der wie ein Revolutionär in den geheiligten Hort der Regeln zu brechen schien, stellt sich dem geklärten Blicke nach und nach wohl als ein genialer Fortbildner des Alten, nicht aber als ein sinnloser Zertrümmerer aller Form dar, und was im Bereich der Oper dereinst Mozart und Beet hoven widerfuhr, widerfährt jetzt bereits Richard Wagner. So ergeht es auch unser» Dramatikern. Alle künstlerische Entwicke lung befindet sich wie das Leben in beständigem Fluß, und der Zukunft müssen wir es überlassen, wen Zeit und Neigung unsern bis herigen „Klassikern" anreihen werden. Es lag jedoch dem Wunsche, aus dem vorhandenen, zum größten Theil so herrlichen Material allgemeine Vorstellungen und Gesetze zu entwickeln, nahe, zunächst BuUhaupt, Dramaturgic. H- 1