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Moralisch schon um viele Grude stumpfer, ohne Witz und Anstund, selbst in seinen Schelmenstreichen beschränkt, schwer fällig und gemein ist Falstuffs rothnusiger Diener Bardolph. Nur dem kleinen Pugen gegenüber hat er ein großes Wort, nur dem dummdreisten Knecht des Friedensrichters imponirt er. Schuul und Stille darf man nicht zu ernsthaft nehmen. Es sind moralische Halbmänner, kleine Geister, weder gut noch böse, aber unsagbar belustigend in ihren albernen Schwächen und Thor- heiteu. Stille besonders ist eine harmlose Seele, deren selige Bekueiptheit fast rührend wirkt. Des geschwätzigen, subalternen Schaal Versprechen, dem Schelmen Wilhelm Visor oorckra, Clemens Perkes durchznhelfen, fällt nicht schwer gegen ihn ins Gewicht — kann sein, daß seine Justiz nicht die lauterste ist, aber wir wissen Nichts davon, und jene Stelle dient zu nichts Weiterem, als Schuals Abhängigkeit von seiner eigenen Creatur, seinem Factotum David, ans das Bündigste zu beweisen. Derselbe Mann, der von Johann von Gaunt so vertraulich schwatzt, als „wäre er sein Dutzbruder", der sich der tollen Streiche seiner Jugend rühmt, als wäre er der tüchtigste Durchgänger gewesen, steht unter dem Pantoffel seines Dieners! Um Haupteslänge ragt selbst der muntere, Pfiffige Page Falstaffs, der sich trotz der verderbten Atmosphäre, in die seine Unschuld allzu früh geratheu, doch ganz tüchtig entwickelt und der des Soldateutodes bei Azincourt für würdig befunden wird, über solche Gesellen wie diese hinweg. Auf der untersten Stufe stehen der Schalksknccht Gadshill, dem selbst die Kärrner ihre Laternen zu leihen Bedenken tragen, und der Ausbund aller Renommisten, der verkommene Komödiant Pistol, „der schimmlige Lump", der von „Schmorpflaumen und altbackenem Kuchen lebt", diese Caricatur von einem Menschen, nur durch den lächerlichen falschen Pomp seiner Citate und seine unfrei willige Parodie des tragischen Stils vor dem Ekel sicher. Keiner kann ihn vertragen. Die gesunden Sinne der Demoiselle Laken reißer wenden sich ebenso von ihm ab, wie Falstaffs Ueberlegen- heit und Schaals die Geduld der Andren selbst so stark heraus fordernde Redseligkeit. „Herr", sagt dieser, „wenn ihr mit Neuigkeiten vvm Hofe kommt, so giebt es, so viel ich sehe, nur