Vorwort rur ftrkjten Ausiilge. ck nch dcr Shakcspcarc-Band meiner „Dramaturgie des Schau- spicls" (ein Titel, unter dem das Werk sich als Gegenstück zn meiner „Dramaturgie der Oper" eingebürgert hat und den cs hinfort nicht wieder ablegcn wird) erscheint hiermit in sechster Auslage. In dem Ansturm dcr naturalistischen Flnth wider die „alte" Kunst, die zumeist auch die wahre, die ewige Knust war, ragte das Monument, das der gewaltige Dichter sich und der Menschheit mit seinen Dramen errichtet hat, wie ein Leuchtthurm, unerschütterlich, über das Treiben der Parteien hoch hinaus. Jene Flnth, eine der großen revolutionären Entladungen, die von Zeit zu Zeit kommen müssen, um mit der vermorschten Technik einer überholten Periode aufzuränmen, hat sich inzwischen verlaufen. Wcrthlosen Trödel hat sie fortgeschwemmt, Keime neuen Lebens auf fruchtbares Land getragen, aber die Kunst ist im Prine ip dieselbe geblieben. Das haben gerade diejenigen Dramatiker, unter deren Zeichen die „Modernen" sich sammelten, durch ihre eignen Schöpfungen am Glänzendsten bewiesen. Seit dem Gerhart Hauptmann aus demselben Versmaterial, mit dem auch die „alten" Poeten arbeiteten, seine „Versunkene Glocke" geformt, ist es mit dem conseqnenten „Naturalismus", d. h. mit dcr genauen Nachahmung der Wirklichkeit im Drama glücklicher weise vorbei. Möglich, daß noch einmal ein Rückschlag kommt; aber gefährlich kann er der Kunst nicht mehr werden. Wenn Shakespeare in den nun verrauschten Kümpfen Allen, ob rechts oder links, sei» Licht spendete, so wird er auch ferner-