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Contarino. Nun... du verstehst mich. Abellino Muß er dran? Nur er allem? Parozzi. Dandolo ... auch Flodoardo . .. C outarino. Erst Canari! Hörst du? Abellino. Sterben? Contarino. Ja doch! Parozzi. Aber unverzögert! Abellino. Gut. Die Nacht schon wird er tief Im Lagunenschlamme schlafen. Falieri. Wieviel forderst du dafür? Abellino. Nichts, als hundert Golddukaten, Fünfzig heut zum Hand- und Aufgeld, Fünfzig nach vollbrachter Arbeit. Parozzi. Du bist theuer. Abellino. Das ist Taxe. Seltne Waare, hoher Preis! Was ist in Venedig seltner, Als die unbefleckte Treue? Als der Staasmann ohne Ränke, Als der Pfaffe ohne Stolz, Als der Noble ohne Schulden? Je rechtschaffener der Mann, Um so besser muß man zahlen. Denn der braven Leute find ja Wenig aus der Welt zu räumen. Alltagsmenschen liesr' ich Euch Jederzeit um halben Preis; Und so liebe, lose Seelen, Wie, zum Beispiel, unscrs Gleichen, Nun — ich gebe sie um Spottgcld. Memmo. Meinerseits verkitt' ich höflich Diesen Witz von „unsers Gleichen!" Zahlt dem Kerl und laßt ihn ziehn; Denn, wenn ich nicht irre, riecht er Ganz nach Satans Schwefelpfuhl. Parozzi (wirft ihm einen Beutel zu). Abellino, hier die Summe. Morgen also . ..? Abellino. Jst's verrichtet! Eurer Gnaden, Herrlichkeiten, Unterthän'ger Knecht! Adio! (Will fort.) Contarino. He, wo treffen wir uns wieder? Abellino. Ueberall, an allen Ecken; In der Kirche, im Theater, Auf dem Markt und in der Messe. Sorgt doch nicht! Ich häng' an Euch, Wie ein Schalten an der Ferse; Wie Beelzebub am Sünder! (Schnell ab.) Dritter Akt. Ein Insel-Garten. Im Hintergründe das Meer der Lagunen und in der Ferne die Stadt Venedig. Erster Auftritt. (Der Doge wandelt schwermüthig auf und ab. In einiger Ferne Flodoardo nachdenkend an einem Baum gelehnt.) Doge (bleibt stehn, trocknet die Augen). Wirklich? — Thränen? Seltne Gäste, Seit der Kuabenzeit mir fremd! O, der Mittag meiner Jahre Ist vorbei! Der Abend kömmt. Nur der Morgen und der Abend Pflegen ihren Thau zu weinen; Und der Greis ist wieder Kind. Nein, ich würde so nicht trauern, Waffenbruder, mein Canari! Hätt' in offner See- und Landschlacht Dir ein Todesengel lächelnd Des Vollenders Kranz gereicht. Aber du, — so schmählich, meuchlings, In dem mitternächt'gen Schlummer