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Drum gkht Kunst naturgerecht. Also, Meister unsrer Zunst, Laß mich frei und eigen schalten . .. Matteo. Still, das Beste kommt zuletzt! Dieser Dolch, mit feiner Spitze, Feiner, als der Sonnenstrahl, Gleicht dem mörderischen Blitze; Denn er tilget schnell das Leben, Hinterläßt kein blut'gcs Mal. Nur ein Schrämmchcn in die Haut, Nur ein Punkt, wie Mückenstich, Liefert ans die Todtenbahre; Denn die kaum sichtbare Spitze Ist in's schärfste Gift getaucht. Nimm ihn, denn schon heut bedarfst du, Heut des cdeln Kleinods schon. Abellino. Schön! das giebt ein Meisterstück. Aber sprich, an wem? und wo? Matteo. Kennst du, Bursche, in Venedig, Endlich alle Weg' und Stege; Alle Mauern, alle Gassen; Jedes Loch, um aufzupasscn; Jede Gondel, jedes Boot? Abellino. Ho! in meinem eignen Wamse Weiß ich besser nicht Bescheid. Matteo. Und dann unsre edeln Kunden, Die ich alle dir schon mehrmals Nannte und mit Fingern zeigte, Wenn sie zum Senate gingen, Oder in die Freudenhäuser; In die Kirchen; und am Spieltisch, Bei Gelagen, Saufereien, Tänzen und Prozessionen? Abellino. Bester kenn' ich sie, als dich. Matteo. Jener prächtige Parozzi... Abellino. Prächtig, bei St. Paul und Peter, Wie ein Silbersarg voll Aas; Reizend wie ein SodomSapfel I Matteo. Und der kluge Falieri... Abellino. Der, mit seiner Vipernzunge, Freund und Feind und sich vergiftet. Matteo. Und der kecke Contarino ... Abellino. Keck aus Stolz, und stolz aus Dumm heit. Matteo. Dann der umsichtsvolle Memmo. . . Abellino. Umsichtsvollcr, als ein Hase! Matteo. Lästermaul, so wirst du doch Pater Tolomeo ehren? Abellino. Ehre dem ehrwürd'gen Fuchs, In dem Hühnerstall Venedig! Alle, alle kenn' ich sie. Diese lust'gen Springinsfelde, Diese Lebemänner, diese Lockern Zeisige von Haus aus, Die den Juden und den Wuchrern Längst ihr väterliches Erbe, Und dem Teufel in der Hölle Leib und Seel' verpfändet haben. Matteo. Sie sind unsre besten Kunden, Und wir zählen deren mehr. Abellino. O ich weiß, der Schurken Menge Wird Venedig bald zu enge; Drum ist'S Billigkeit und Noth, Daß man unsre Hilfe fordert, Bloß ein wenig Raum zu schaffen. Also frisch, ich bin bereit; Fordre, Meister, und gebeut! Welchem reichen Geizhals soll ich, Welchem läst'gen Nebenbuhler, Welchem Oberen im Amte, Seine Himmelspforte öffnen? Matteo. Höre mich! Vor allen Dingen Wirst du deine Andacht halten; In der Kirche von San Marco Zehn Ave Maria beten; Deinem Heil'gen dich empfehlen, Daß er seinen Schutz gewähre. Beide gehn wir dann verkleidet, Schwarz, im pelzvcrbrämten Lcibrock,