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Rothen, warmen Menschenblutes. Bei St. Paul und bei St. Peter, Ich muß wieder Farbe schauen! Will der Mucker mir nicht trauen, Flieg' ich selber aus auf Fang. Matteo (zu Abellino). Hab' es dir der Teufel Dank, Wenn du solches Stückchen wagtest! Abellino (aufspringend). Heda! — Horcher!... Ha, seid ihr's? — Nun, was bringt ihr heim vom Markte? Nichts zu ritzen? Nichts zu kitzeln? Viel Bestellung? . .. Matteo. Bluthund, du! Unser eins treibt sein Gewerbe Ehrlich, um gerechten Lohn. Aber dich ergötzt es, spaßend Armen Teufeln vor den Nasen Ihre Lampe auszublasen. Ab ellino. Nicht den Lohn verschmäh' ich; aber Der dünkt mich ein lump'ger Waidmann, Welcher, wie ein Wolf der Wälder, Nur den Magen anzufüllen, Nach dem flieh'ndeu Wilde streicht. He, was sind wir? Menschcnjäger, Gleich dem Kriegerskuecht im Felde, Gleich dem Arzt am Krankenbett. Gold ist nicht das Ziel der Kunst; Jede lohnt sich in Vollendung Edler Frucht, die sie sich selbst zeugt. M atteo. Bei St. Marcus, schwatzen kann er, Wie des Teufels Advokat! He, wer hat dich das gelehrt? Bist du ein entsprungner Pfaff? Ein vcrdorbner Studiosns? Ein verpfuschter ... Abellino. Schweig, du Schlucker! Wahrlich, glaub' es, mir ward nicht An der Wiege schon gesungen, Daß ich dermaleinst bei euch Medizinisch Pfuschern sollte. Matteo. Zinn, ich glaub' es dir auf's Wort. Dir sind audre Herrlichkeiten In den Windeln prophezeit: Ordensbänder um den — Hals, Hohe Stellen in der — Luft!... Abellino, nichts für ungut, Aber Wunder bleibt's, und Wunder, Daß du nicht schon tausendmal In des Henkers Schlinge hingst. Kain nicht, der Brudermörder, War vom Herrgott so gezeichnet, Daß ihn tödte, wer ihn finde, Brüderchen, wie du. Abellino (grinsend). Hi, hi! Matteo. Wer sah zwischen Erd' und Himmel Je ein Belials-Gcsichtchcn, Ganz erkoren und geboren Für den Galgenarm, wie dies? Diese Stirn, ein Mauerbrecher, Ist der Frechheit Eiseuschild. Aus den häm'schen, scharfen Winkeln, Hier, um das verzogne Maul, Spottet schnöde Gotteslästrung! Aus dem einz'gen, finstern Auge Glüht der ew'gen Hölle Inbrunst. Abellino. Narr, das beste Büchlein trägt Oft ein falsches Titelblatt. Magst du mich darum beneiden? Sieh, das ist des Himmels Gabe. Tröste dich, du bleibst ja dennoch Futter für die jungen Raben. Nun, Maneo, Scherz bei Seite! Kurz zur Sache, sprich, wie steht's? Giebt es etwas auzuzapfen? Oder magst du mir nicht trau'n? Rede offen! Matteo. Höre, Burfche, Du gefällst mir, aber ... Abellino. Rede! Matteo. Ich bemerke: dir fehlt Eins nur. Unsere Profession, Stets im Angesicht des Todes, Fordert Eins: — Religion! Abellino. Bist du närrisch, oder trunken? Matteo. Du besuchst ja nie die Kirchen, Nie die Messe, nie die Beichte,