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EINLEI TUNG. Jahr der Stadt 71 5, im Herb ft. Als Calfius und Brutus 712 bei Plülippi gefallen waren, ▼crtheilte der Triumvir Gäfar Öctavianus den liegenden Legio nen die verbrochenen Äcker der republikanifchen Städte, wor unter Cremona war. Der wilde Schwarm, der allenthalben die Anweifungen überfchritt, brach auch hier in das Gebiet von Mantua, und bedrohte Virgils Erbgut in dem Dorfe Andes. Die Preisgegebenen, da ihre Klagen in Rom nichts halfen, flüchte ten oder vertheidigten fich, von dem Konful L. Antonius, des Triumvirs M. Antonius Bruder, begünftiget, der gegen das Ende des Jahrs 713 den perufinifchen Krieg gegen Öctavianus anfing. Virgil hatte indefs die Achtung des antonifchen Befehls habers im cisalpinifchen Gallien Afinius Pollio gewonnen, und durch dielen und Mäcenas in Rom, wohin er im Frühling bei der Befiznehmung Cremona’s mit den Seinigen geflüchtet war, Verfchonung feines Gütchens bewirkt; und Cäfars Wort wurde fowohl durch Pollio , als durch die Auffeher der Äckerverthei- lung, Varus und Gallus, geltend gemacht. Im Herbft, da Pollio, dem L. Antonius beizuftehn, abzog, und die raubgierigen Soldaten aus Cremona auch gegen Andes andrangen, fuchte Virgil durch diefe Idylle Schonung für fich und feine flüchtenden Nachbaren. Ein auswandernder Ziegen hirt, dichtet er, ßöfst im Bergwalde auf Tityrus, der ruhig Virgils Rinder weidet. Auf feine Verwunderung erzählt ihm der Alte, er habe diefen Sommer in Rom, wohin er, fich frei zu kaufen, feiner Herfchaft gefolgt fei, die Entfcheidung des künftig unter den Hausgöttern zu verehrenden Jünglings Gärar gehört, dafs ihnen ihr Grundftück bleiben folle. Der Auswan dernde wünfeht ihm Glück, und bejammert fein eigenes und der Nachbaren Verhängnis.