16 liches Papier genügte ihm nicht, daö war ihm zu grob und höckerig, deshalb hatte er es mit Kreidegrund überzogen und dann mit einem Silberstift darauf gezeichnet. Auf diese Weise konnte er die Grenzen der Form mit allen, auch den geringsten Ein- und Ausbiegungen, nach seinem Willen be stimmen, denn sein scharfes Auge sah, was Anderen un- entdeckt blieb. So machte er's ebenfalls mit den Schatten; auch diese waren bis auf die geringsten Nüancen der Flä chen, Höhen und Tiefen ausgeführl. Einige nackte Figuren nach der Natur, nicht viel größer als ein Finger, waren zum Erstaunen ausgeführt, besonders ein Hieronymus, vermulh- lich um ein Bild danach zu malen. Zu seinen schönen Frauen scheint er ein gewisses Lieblingsgesicht aus der Natur genommen zu haben, auch sieht man in den Werken seiner Schüler oft das nämliche. Ich gab mir viele Mühe, wo möglich Alles von Leonardo und seinen Schülern in den Kirchen und Gallerieen von Mailand aufzufinden, fand auch Verschiedenes von ihm und Vieles von seinen Nachahmern. Unter anderen sah ich einige Bilder mit nackten Kindern, wo Form und Zeichnung den Antiken sehr nahe kam; die Contoure waren äußerst rein und bestimmt. Sie waren nicht ganz fertig, aber desto geistiger. Von Luini sah ich noch verschiedene, die alle ein schönes, warmes und Helles Colorit hatten; auch von anderen Nachahmern, ebenfalls äußerst fleißig ausgeführt, das Colorit war aber zu braun. Vermuthlich hatte die Zeit viel dabei gethan, sodann das viele Uebermalen und Anseuchtcn, wie es schien, mit Oel oder Firniß, was denn mit der Zeit nachdunkelte. Doch waren alle diese Bilder voll Verdienst, nicht allein wegen der äußersten Vollendung der Formen, sondern auch wegen des Ausdrucks in den Physiognomiken; besonders war in einem Kopfe des Johannes das sanfte Gemülh ansprechend