in der Natur und ahmte es nach; Rottenhain wer nahm es von Beiden. Besonders ist im Schatten die durchsichtige klare Fleischfarbe meisterhaft, mit allein Zauber, welchen die Farbe eines schönen beschatteten Frauenhalses giebt. Möchte ihn nicht eine ungeschickte Hand verwischen! Man erstaunt über die Kunst, mit der er die Farbe» behandelte und sau ber austrug. Engel umschweben die Krippe; sie sind leicht und zierlich gestaltet und ihre Wendungen äußerst graziös. Auch hier denkt man an Tintoretto'ö fliegende Figuren. Das Ganze ist eine Liebcsgluth! Unter die vorzüglichsten Schüler des Leonardo da Vinci gehören die Gebrüder Luini. Ich sah von jedem einige Arbeiten und lernte sie von einander unterscheiden, indem ihre Werke, wie auch mehre ihres Meisters hier bei sammen waren. Ihr Colorit ist warm und die Fleischfarbe natürlich; sie hat vielfarbige Tinten und ist sanft und wollig, mehr als in Leonardo's Werken, wo sie bei allzu strenger Genauigkeit, die Form zu bestimmen, verloren gegangen ist. Hiermit ist nichi gesagt, daß durch die Bestimmtheil der For me» das Colorit leide. Bei Hol bei» findet sich auch neben der äußersten Ausführung und strengsten Genauigkeit jedes Contours der Flächen und Erhöhungen das schöne Colorit. Sein kleines Bildchen, unter dem Namen „der schönen Phrync in Athen", kann als Muster hierin ausgestellt wer den. Auch ein weiblicher Kopf von Luini erregte meine vollste Bewunderung. Mit der saubersten Reinheit hat er die Farbe, als wäre sie Wasser ohne Fett, hingesetzl und sie so behandelt, daß der Contour so scharf zu sehen ist, als ob er mit der feinsten chinesischen Tusche gezogen wäre. Diese Geschicklichkeit muß man von Leonardo da Vinci gelernt haben. Er mischte seine Töne auf der Palette und dann setzte er sie aus die Tafel, ohne sie gleich mit anderen zu