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VORBERICHT ZU DEN ABTHEILUNGEN V—XXII. Uas Erscheinen der vorliegenden Abtheilungen V bis XXII unseres Werkes wurde wider Willen der Herausgeber durch verschiedene Umstände verzögert. Wir werden bestrebt sein, das Erscheinen der folgenden Abtheilungen thunlichst zu beschleunigen. Obwohl uns die Vervielfältigung der in den Abtheilungen V bis XXII enthaltenen Zeichnungen von allen Seiten in überaus entgegenkommender Weise gestattet und jede zulässige Erleichterung hierbei gewährt wurde, mussten doch die Blätter einiger öffentlicher Sammlungen an den betreffenden Orten selbst reproducirt werden. In anderen Fällen wurden die Originale nur auf ganz kurze Zeit nach Berlin geliehen. Hier durch ist manche Ungleichmässigkeit in den Wiedergaben der vorliegenden siebenzehn Abtheilungen ver ursacht, ein Uebelstand, den zu ändern nicht in der Macht der Herausgeber lag. Von der farbigen Nachbildung der aquarellirten Zeichnungen mussten wir diesmal in der Regel absehen, da diese Art der Reproduktion fast unüberwindbare Schwierigkeiten bietet. Sie verbot sich schon wegen ihrer Langwierigkeit für die uns nur für kurze Zeit anvertrauten Originale und sie gewährt auch bei unbeschränktem Zeitaufwande, namentlich bei landschaftlichen Darstellungen, kaum je ganz befriedigende Resultate. Mit schwerwiegender Verantwortung verknüpft ist die Auswahl der aufzunehmenden Zeichnungen. Neben der grossen Zahl unbezweifelbar echter Stücke steht eine Gruppe, deren Originalität unsicher ist. Man kann beobachten, dass sich derartigen Werken gegenüber der Standpunkt der kunstgeschichtlichen Kritik zuweilen schon innerhalb kürzerer Zeiträume merklich verschiebt. Die Herausgabe alter Handzeichnungen findet deshalb innere Schwierigkeiten, die in allseitig befriedigender Weise nicht gelöst werden können. Es überrascht uns demnach auch nicht, dass von uns für echt gehaltene Blätter von Andern verworfen werden, und wir zögern keineswegs einzugestehen, dass auch unsere Ansichten über die Echtheit einzelner Stücke sich geändert haben. So verschliessen wir uns nicht der von Thausing gemachten Darlegung, dass die Nummern 43 und 44 nicht von Dürer herrühren; diese wie die Zeichnung Nr. 92 glauben wir jetzt dem Hans Baidung Grien zuweisen zu müssen. Hingegen vermögen wir Thausing nicht beizupflichten in der Werthschätzung einer in der Bremer Sammlung be wahrten, einen weiblichen Kopf darstellenden Silberstiftzeichnung, die er eine ,,in kräftiges Deutsch über tragene Mona Lisa Gioconda“ nennt (Dürer I, 329). Wir haben nach sorgfältigster Erwägung dieses Blatt fortgelassen, da es für Dürer viel zu schwach ist und deutlich die Hand Baidung Grien’s zu zeigen scheint. Einige Blätter wurden in die vorliegenden Abtheilungen aufgenommen, trotzdem ihre Originalität unsicher ist. Unsere Zweifel haben wir im beschreibenden Text an den betreffenden Stellen ausgedrückt und glauben in dieser Weise dem Zwecke des Werkes besser zu dienen als durch einfaches Weglassen