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Der Klingelbeutel ist seit 4860 abgeschafft, das frühere bedeutsame Be-ern mit der großen Glocke, die beim Läuten nur angeschlagen wurde, hörte mit der Glockenabuahme 4917 auf. Unsere Kirche zeichnet steh besonders durch ihre Lage im Dorfbilde aus; nach drei Seiten das gemütliche Nkandantal überragend, dominiert sie mit guter Distanz, nach Süden hin gegen schaut sic bis zur Lausche hinüber, im Rahmen, des lieben Hutberges, überaus freundlich, mW vom Hutberge aus selbst weiß sie sich trotz aller- und mancherlei Neubauten, noch immer zuerst die Blicke des das malerische Qrtsbild Betrachkerwen auf sich zu richten. Der die Kirche umschließende alte Friedhof gefällt durch seine stimmungsvollen Lebcnsbaumhaine, wie überhaupt durch seine gute Pflege, er wurde mehrmals im Laufe der Zeit, und zwar 4772, 1820, 1839, 1865, 1870 erweitert; die imposante Brautkreppe, die den eigentlichen Hauptausgang bildet, ist 1733, 1768/69 mit Platten, die aber 4878 erneuert und 1903 mit Beton ausgegossen wurden, belegt ivorden: die Turm treppe hingegen ward 1771 erbaut und 1835 sowie 1885 er neuert. Von den mancherlei Grabmälern seien nur die älte sten, sowie einige neuere von Bedeutung angeführt. Der älteste Grabstein ist der eines unbekannten Knaben, eine Jnschrift- platte von 1596, der nächstälteste ist der v. Nostitz'sche von 1607 mit Ritterfigur, weiter folgen die Platten der Pfarrer David Porsche v. 4674 und George Eckard von 4696. Das Grabmal des Kirchvaters Gvhle stammt von 4740, das des Oberschulmcisters und Gründers von Neu-Schönau Joh. Friedr. Goldberg von 1779, das des Mustermalers Gottlob lWaentig von 1794; die hübsche Empireurne der Frau Kieß ling von 4806. Im gleichen Jahre ward vom Hofbildhauer Pettrich die 4854 vom Dresdner Johannesfriedhofe hierher versetzte Urne des hiesigen Künstlers E. Schenau geschaffen. Ein ansprechendes lWcrk der Neugotik dürste wohl die 4848 edbauke, mit hübschen Reliefdarstellungen in Karrarrischem Marmor staffierte Eh. D. lWaentigsche Gruft sein, und aus noch neuerer Zeit stammen die Johann Gottfried Haeblersche Gruftgebäuhe von nm 4838, das VUttsack'sche Grabmal von 4905 und das iMünzbergsche Mal von 4942. Da der alte Kirchhof trotz seiner Erweiterungen nicht mebr ausreichte, ward 1887 auf Gründen des ehemaligen Kretschams, jenseits der Bahn der neue Friedhof mit Leichenhalle und Begräbniskapelle, die aber 4909 innen neu ausgcmalt wurde, angelegt und am 30. Mai 1889 geweiht. Dieser Bcgräbnisplatz erfuhr 1933 eine Erweiterung, welche nach neuesten künstlerischen Gesichts punkten ausgestattet ward, und eine von Dünnebier-Großschönau geschaffene Kollossalstatue „Der gute Hirte", die am 40. Mai 4934 ihre TFeihe erhielt. Ein Ilrnenbain für Eingeäscherte besteht auf dem alten Kirchhofe seit 1928. Richard Nk ä t t i g. Zn einer französischen Zeitschrift: ,,Le Volenr. Journal pour tous" 1873, welche 2 Bilder von Schenau und eine ganz kurze Lebensbeschreibung gibt, heißt es S. 272: „Jo hann Eleazar Zigzig, dit Schenau. uaquit a Groß- Schenau en Sare, de l' an 1 7 3 4 ä 1 7 4 0." Aus dieser Notiz ersahen wir schon, daß man über das Geburtsjahr Schcnau's bis in die neueste Zeit im Unklaren war. Auf seinem Grabdenkmal stand bis zu seiner Renovierung 4906 als Geburtstag angegeben der 7. November 1740. Die alte sowie neue Ehronik von Großschönau, sowie verschiedene Künst- lerlerika bringen den 23. August 1734, auch in den Lausitzer Museen, welche Bilder von Schenau bringen, wird dieses Geburtsdatum angegeben. Nur eine einzige Quelle, die Schrift des Inspektors der Kgl. Gemäldegalerie in Dresden, 1895: „Vergessene u. halbvergessene Dresdner Künstler d. vor. Jahr hunderts", nennt als Geburtstag den 8. Nov. 1737. Wns ist mm richtig? Fragen wir als einzige und sicherste Quelle die Großschönauer Kirchenbücher. Da finden wir allerdings im Taufregister des Jahres 1734 die Angabe, daß am 23. August genannten Jahres ein Johann Elias Zeißig getauft sei. Aber das Sterbcregister berichtet uns, daß dieser Johann EliaS Zei ßig bereits am 25. Fcbr. 1735 im Alter von 26 Machen wieder verstorben sei. So müssen wir uns weiter umsehen, und da finden wir unter Nr. 32 des Taufregisters vom Jahre 4 7 3 7 geschrieben: „Den 8. Novbr. ist Elias Zeißigen, Hausm. n. gez. TLebcr n. s. Ehew. Anna Elisabeth geb. Paulin ein Elias getauft." Zu bemerken ist hierzu, daß die Geburtstage in den Kirchenbüchern dieser Jahre nicht beson ders verzeichnet werden, aber es steht fest, daß die Kinder an ihrem Geburtstag oder spätestens den Tag darauf getauft wurden. Da nun hier als Tanftag der 8. Nov. angegeben ist, so können wir wohl als richtigen Geburtstag den auf dem Denkmal angeführten 7. Nov. annehmen. Das Geburtsjahr 1 7 3 7 wird auch bestätigt durch das Skcrberegister der Kreuz- parochie in Dresden, in welchem das Alter des am 23. Ang. 1806 Verstorbenen mit 69 Jahren angegeben ist (desgl. in der Todesanzeige im „Dresdner Anzeiger"). Es wäre nun ernstlich zu wünschen, daß an den m a ß g c b e n d e n S t c l- len die unrichtigen Angaben über Sche na U ' S Geburtstag e n d l i ch berichtigt würden. Scbe- nan ist also am 7. 1 1. 1 7 3 7 in Großschönau im Hause 643, welches 1906 aus Anlaß des zum 100. Nkal wiedcrkehren- den Todestages Schenaus mit einer Gedenktafel versehen wurde, geboren als 7. Kind des Damastwebcrs Elias Zeißig und seiner Frau Anna Elisabeth geb. Paul. 5 Schwestern und 1 Bruder, von denen 2 Schwestern und der Bruder in frühestem Kin desalter wieder verstorben waren, gingen ihm voraus, während 1 Schwester und 3 Brüder ihm nachfolgten (die Schwester und 1 Bruder verstürben ebenfalls in frühester Kindheit). Gleich seinem Vater und Großvater erhielt er in der Taufe den Namen Elias. Daß er später noch den Beinamen Jo hann führte, ist daraus zu erklären, daß die Eltern auf ihn die Namen des älteren, im Jahre 1734 geborenen und 1735 verstorbenen Bruders, mit dem unser Schenau, wie wir oben sahen, tatsächlich verwechselt wurde, übertrugen, wie das ja sonst auch häufig vorkommt. Es war also ein großer Familien kreis, in welchem der Knabe anfwuchs, der mit seinen Geschwi stern schon frühzeitig mit zum Unterhalt der Familie beitra gen mußte (durch Arbeit am Spinn-, Spul- und Treibrad und als „Zichjunge" am lWebstnhl). Unser kleiner Elias zeigte nun schon früh eine gewisse künstlerische Begabung, die der Vater wohl dereinst zum Nutzen seiner Webmuster verwen-