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Oren^lsnä Ode r 1 u u s 1 tz 82 Slic« vom »utberg nack Lrolllckünau unri «ier t.oul«ke pkoto^ Vagner, ?Mou 6sv6Ic!iönsus Inc!u!trie Von Ilichard II c n g e r, Großschönau Die Erwerbszweige der Großschönauer Einwohner waren mancherlei Art und damit verbunden die Erzeugnisse. Als älte ster Erwerbszweig ist der Feldbau zu nennen. Die Viehzucht blühte nur insoweit, als sie sür den Feldbau unentbehrlich ivar. Der Obstbau war im Vergleich zu anderen Arten von geringer Bedeutung. Daneben bestand immer das Handwerk. Die Webereien waren jedoch der HanpternährungSzweig der Einwohner. Großschönau ist die deutsche Geburtsstätte des edel sten Erzeugnisses der Leinenweberei, des Damastes, und ist da durch der Ort, der innerhalb der oberlanfitzer Textilindustrie eine ganz besondere eigene Bedeutung hat. Der „Damast" hat seinen Ursprung in den großgemnsterten Seidengeweben, die scbon im frühen Illittelalter über „Damaskus" nach Europa eingesührt wurden. Die Begründung der Damastweberei in Großschönau fällt in das Jahr 1666. Außer dieser Zeitangabe weiß man im Orte wenig von der Entstehung dieser Weberei zu sagen. Die Damastweberei galt lange als Geheimnis. Die nach und nach wachsende Zahl der Damastweber wurde durch Einführung einer Konzessionsgebühr beschränkt. Die Groß schönauer Damastweber hatten eine eigene, am 31. August 1705 landesherrlich bestätigte Damastordnung, welche die un entbehrlichen Damastweber von der Illilitärdicnstpflicht be freite. W as i st nun Damast ? Eine Beschreibung über die Entstehung und Entwickelung würde hier zu weit führen. Der Leinendamast ist eine Nach ahmung des Seidendamastes und hieß „Gezogenes" over „ge zogene Ware", weil die Kettenfäden, welche die einzuwebenden Figuren bilden sollen, in die Höhe gezogen wurden, damit die Figur eine erhobene Bildung erhielt. Zuerst mußte das Bilc> — die Figur —, das in das Zeug gewebt werden soll — so ist es auch heute noch — gezeichnet und gemalt werden. Die fertige Zeichnung heißt das Illuster und ist das !Werk des Musterzeichners, auch Illustermacher genannt. Bevor der Damastweber seine Arbeit beginnen kann, muß nämlich der Illusterzeichner das aufgegebenc Illuster, das oft sehr schwer auszuführende künstlerische Figuren, wie Blumen, Bäume, Häuser, Schiffe, iWappen, Tiere, Landschaften usw. enthält, mit Linien und Punkten verzeichnen, die dann von dem Ein leger mit Bindfaden vorgerichtet werden. Dieses Zeichnen er fordert eine besondere künstlerische Begabung und Geschicklich keit, welche genau zu berechnen sein muß, wie die Zeichnung im Gewebe sich ausnehmen werde. Erfindungsgabe ist dem Illusterzeichncr ebenso nötig, als die Kunst, das Erfundene zweckmäßig und geschmackvoll darzustellen. Die mühsame Ar beit erfordert wieder den Illustermacher oder Einleger und be steht darin, daß das gezeichnete Illuster in die Illusterschnüre gebracht wird. Hierbei sei angeführt, daß es zu keiner Zeit an geschickten Damastwebern, Stuhlbanern, Kammachern und Blattsetzern, an kunstfleißigen Musterzeichnern bezw. Muster machern und an talentvollen, erfindungsreichen Illustermalern gefehlt hat. Um dem Laien noch besonders klar zu machen,