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dir. z 6reri2l3näOberl3USitz 51 Karswalde verwüstet hatte. Eine von Praßer angenommene wüste Mark in der Mastenei ist eine Verwechslung mit dem Röhrsdorf in Nordböhmen. Im 30jährigen Kriege hatte Großröhrsdorf sehr durch die Kroaten zu leiden, nachdem zuvor in den Jahren 4634—33 dreihundertundvier Personen an der Pest gestorben waren. Es wurden mehrere Großröbrsdorfer von den genannten Feinden erschossen, z. <B. am Grünen Donnerstage 4 637 in der Mu- stenei am Seeligstädter Wrge NPatz Brückner und Bvrnhans Schöne. Der Aberglaube verwandelte die Miordstelle zum Spukorte, und aus den Namen Nlatz und BornhanS entstand der Spukgeist Bornmaß, der sich im Lause der Zeit zum weib lichen Gespenste der Zstau Bornmaßin gestaltete. Niemand ge traute sich, in der Geisterstunde nach Seeligstadt zu gehen oder am Tage „Bornmaßin, huck uff!" zu rufen, weil man glaubte, das lWaldgespenst werde ihm auf den Rücken springen. Jetzt herrscht unweit der sonst so unheimlichen Stelle an schönen SonntagSnachmittagen fröhliches gesellschaftliches Leben, vor dem die Bornmatzin längst gewichen ist. 4637 wurde auch der Großröhrsdorfer Pfarrhof von den feindlichen Soldaten aus geraubt. Kaum glaublich ist es, wenn der damalige Geistliche, M". Klette, im Kirchenbuch berichten mußte, „daß übelgesinnte Kirchkinder mit geraubt hätten, davon sich viel reden ließe". Auch im siebenjährigen Kriege blieb Großröhrsdorf vom Kriegs elend nickt versckonk. Schon 1742 bekam unser Ort Einquar tierung. Diese setzte sich mit wenig Unterbrechungen bis 4756 fort. 4745 mußten 334 Taler 16 Groschen Kriegsgelder ge zahlt werden, und solche Zahlungen hörten während des sieben jährigen Krieges (4756—4763) im Orte nicht auf. 4758 war ganz in der Nähe der jetzigen Niederstadt ein Scharmützel zwischen Preußen und Österreichern. Dabei kam folaendeS vor: Zwei preußische Reiter transportierten in ihrer Mitte einen gefangenen Pandur, der plötzlich sein Pistol erhob und den vorderen Reiter niederlchoß, worauf er von dem Hintermann niedergebauen wurde. Von 4807 bis 484 3 machten sich wieder Kriegsnöte durch Teuerung, Krieqssteuern, Einquartierungen, Lieferungen und Plünderungen bemerkbar. Die Einquartie rungen hörten erst 4846 anf. Endlich kam wieder ZstiedenSzeit. 4848 entstand kriegerischer Geist durch Bildung der Kommn- nalaarde in Großröhrsdorf Sie hatte vier Kompanien zu je 84 Mann, zählte demnach 336 (Mann und als Chargierte einen Kommandanten mit Stellvertreter, einen Zugführer nebst Stellvertreter, zwei Feldwebel, zwei Rottmeister und vier Gar disten. Es war beinahe jeder 7. (Mann ein Chargierter. 00 (Maun hatten Zstnergewshre. die übrigen Piken. Nur die Chargierten waren uniformiert. Bis zum 4. (Mai 4 849 hatte die Großröhrsdorfer Kommunalqarde ein sricdlickes Leben. Da brachte der bekannte Volksrcdner und Dichter Karl Rosen kriegerischen Geist in sic. 22 Großröhrsdorfer und fünf Bret- niger marschierten mit vollständiger (Musikkapelle (44 Spiel leuten) mnächst nach Radeberg. Die meisten blieben dort zu rück. Nur wenige kämm bis zum Dresdner Wstldlcklößcken. Dort wurden sie vom (Militär znrückaehalten. . Ziemlich spät, Juni 4 850, erfolgte vom Generalkommando eine Zurecht weisung. Ende genannten Jahres bestand die Kommunalaarde nicht mehr. Das Krieassahr 4 866 begann für Großröhrsdorf mit Lieferungen von Getreide Heu und Stroh, Brot und Bier. Den Zstldrug machten 72 Großröhrsdorfer mit. Die Namen der Gefallenen von 4 866 und 4870—74 nennt das Krieger denkmal das in der Nähe des Rathauses steht. Die Namen der im (Weltkriege Gebliebenen liest man auf unserem Ehren friedhofe, auf dem um das Ehrenmal gruppiert jedem Gefal lenen ein besonderes Sandsteinkreuz gesetzt worden ist, Zum Schluß sei noch drei hiesiger Bewohner gedacht, die sich in ihrem Heimatorte besonders verdient gemacht haben. 4680 wurde von George Hans die Bandweberci hier einge führt und damit der Grundstein zu der Industrie gelegt, die noch heute den Ort beherrscht und zum größten Teil ernährt. Aus Dankbarkeit ist an seinem Geburtshause eine Ehrcnplatte angebracht worden. Ilm 4700 lebte in der oberen Stadt Jakob Vogel, der erste hiesige Doktor med., der den sächsischen Kurfürsten von der (Mundsperre befreite und in seinem Labo ratorium heilsame Arzneien bereitete, mit denen er u. a. eine kursächsische Prinzessin gesund machte. Der dritte erwähnens werte Großröhrsdorfer war Zstiedrick Ehregott P r a ß e r. Er wurde 4844 geboren und starb 4888. Er gab eine Chronik von 25 Ortschaften heraus, war (Mädchenlehrer und Organist all- hier, (Mechaniker, Astronom, entdeckte 4859 einen Komet und batte als Meteorolog eine Wetterwarte. Als Techniker ver fertigte er (Meß- und (Maßinstrumente, baute ein Klavier und eine Orgel, verstand die Tischlerei, das Zimmerhandwerk und die Buchbinderei. Er war Dichter und Kartograph, zeichnete hiesige Ortsbilder, war Baum- und Obstzüchter und zuletzt sei cs gesagt, ein — Sonderling. öketnig uncl lein Rittergut Von Erwin Schurig- Bretnig Das Herz des RödertaleS ist Bretnig, ein ausgeprägtes „Reihendorf", das schon in seiner Anlage den deutschen Ur sprung zeigt. Die ersten Ansiedlungen sind etwa um 4200 ent standen und zwar durch fränkische Kolonisten, die in dem weit ausladenden Tale fruchtbaren Boden zur Landwirtschaft fan den. Ein halbes Jahrtausend wohl bot diese den einzigen Er werb des Ortes. llber die Entstehung Bretnigs berichtet Praßers Chronik folgendes: „Es ist zu vermuten, daß die südliche Hälfte von Bretnig, die sogenannte Bauernseite mit Hauswalde gleich zeitig, wenn nicht etwa früher als dieses entstanden ist, obgleich dessen älteste Namen ein schon noch ausgebildetes Deutsch re präsentieren. So weit die Nachrichten reichen, führte Bretnig früher folgende Namen: Bretnigk, Breitenigk, Breiteneichicht, Breitcnach, Breitnich, Breitenbach, in einer Urkunde von 4683 Pretnig, ferner Brettnig, Brtttenich und Bretcnig. Breiten bach ist unter allen derjenige Name, welcher die Bedeutung aller anderen am deutlichsten ausdrückt und die Ursache an zeigt, warum der Ort so genannt wurde, nämlich nach der hier breiter werdenden Röder." Bretnigs Entwicklung ist eng mit seinem Rittergnte ver knüpft. Über die Geschichte des Rittergutes, die eigentlich ein Stück oberlausitzer Heimatgeschichte ist, soll nachfolgend etwas berichtet werden. Gotthold Gebier, ein Bretniger Kind, schreibt in seinem im Jahre 4879 herausgegebenen Büchlein: „Einiges über die gute alte Zeit in Bretnig und Hauswalde" folgendes: „Das Rittergut Bretnig ist ungefähr zu Anfang des 46. Jahrhunderts ein solches geworden; früher war es nur ein Vor werk, und die Besitzer desselben wohnten in Pulsnitz. Die da maligen Besitzer waren die Gebrüder von Schleinitz. Das Rittergut hat seine Größe durch die nach und nach zusammen- gckanften und auf verschiedene Weise dazu gescklagenen Grund stücke und Bauerngüter erlangt. Im Jahre 4523 kam das Rittergut unter die Herrschaft der Gebrüder Schlicken, 4532 durch Teilung der großen Be-