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S12 LrenrIsnZOberlsusitz ^r. 12 Da hatt' es glasene Blätter fein, Das war eine Pracht! Ganz eigenartig ist der 2Volkenreigen, der Nebeltanz über den Bergen, das Sauselied des Tauwindes. Jetzt weiß r'ch's, bei uns, in unserm Gebirge, raucht Rübezahl seine Pseife ge nau so gut wie im Riesengebirge. Die Zittauer Berge gehören sicher mit dem Jeschkenzug zum Jsergebirge. zu den Riesen- beraen, sind ebenso der Bergherrn Revier! Ich möchte hier er wähnen, daß ein Spaziergang von Bertsdors über das Jäger- wäldcben und Saalendorf nach Waltersdorf sich auch bei schö nem Wetter lohnt, vor allem im zeitigen Frühjahr, wenn die Haseln ihre Troddeln schwenken und die Palmmietzel schimmern und unten am Bach die goldenen Himmelschlüssel leuchten, auch noch später ist's fein, wenn die Dvrfhäusel ans dem Blüten schnee der Obstbäume herauslugen und die Landstraße eine Festallee für den König Frühling geworden ist. Der hier un- gewöbnliche Einblick in unsre sebönen Berge. 'Wälder. lWie- senaründe und emsigen Dörfer ist ganz überraschend schön' — Von der Paßböbe aus wird aber heute der üWea rn eklia! Wir schindern förmlich uud sind öfters in Gefahr. Platz zu nehmen. Siehe, da saust ein Radfahrer an uns vorbei sicher den Berg hinab. Der ist noch verdrehter wie wir alle, das ist ein Troll. Jekt aeht's aber nicht mehr, wir bieaen auf die Wiese ein und schlürfen durck den alten, scbmntziaen Schnee zu Tal. Dock wenigstens etwas Wintersport, wenn auch eianer Art! Beim „Jägerwäldchen" fällt mir ein: .Hier ist dock etwas ru sehen, was du lange schon sehen wolltest, das Bertsdorser Krüppel vom Meister Kunze!" Aha. desweaen bat mir Rübe- rahl heute den Weg zur „Wache" rnr Lausche vereist, daß ick endlich einmal ein aam feines °Werk Heimatlicker Volks kunst betrachten und ästimieren soll! Kck will dem deutlichen Wan? folgen! War kehren im ..Jäaerwäldcken" -an. In der traulichen Gaststube erholen wir uns bei einer aeradezn idealen Fleischbrühe, bei Kaffee und ostvreiistischer Maibowle und Grog von der Rutscherei und Glitscherei unseres sWander- weaeS. Der liebenswürdige snnae Vsirt. Reinhold Franz. plau dert mit uns und gibt uns die Voraeschichte des Bertsdorser Krüppels, das bei ihm eine bleibende Statt, Obhut und Pflege gefunden hat. In 26 (!) Jahren hat ein Bertsdorser Haus künstler. ein richtiger „Oberlausikcr Bastlich", die Krippe ge baut. Er heißt Ernst Wilhelm Kunze und war Malermeister von Beruf. Am 3. Marz l926 ist er in die bessere Heimat gegangen. (Im Krüppel, ihm zum Andenken, ein segnender Christus mit dem Nachruf Nkeister Kunzes.) Sein Krivplein aber hat die Jägerwäldchenfamilie Franz aus seinem Dorn röschendasein hervorgeholt und der Öffentlichkeit geschenkt. Recht so! Ein so originelles Heimatökunstwerk soll und muß angesehen, bewundert werden. War treten in das Krüppelzim mer im Obergeschoß des „Jägerwäldchens" ein. Nkit einem lustigen Großmutterglasschrank teilt das Krüppel den Raum, fast alle vier Seiten, bis auf den Platz für den Glasschrank, nimmt es ein. Noch fehlt ihm das Leben, eine Schalterdrehunq, kleine Glühbirnen flammen auf und schaffen auf Häuschen, in Stuben, über Landschaften allerlei Lichter. Räder und Räd chen rasseln, Übersetzungen schnurren. Die Krippe beginnt zu leben, jetzt durch elektrische Kraft, früher durch ein Uhrwerk mit Gewichten. Mar gehen zu der Abteilnna der Krippe, die so eigentlich des Ganzen Urzelle ist. zur Darstellung der Weih nachtsgeschichte. War sehen in Bethlehem den Stadtwächter ins geöffnete Tor treten und die Mütternachtsstunde verkün den. Auf dem Felde erwachen die Hirten; denn zu ihnen kommt aus einer sWolke mit leisem Flügelschlag der Verkündigungs engel Gabriel herabgeschwebt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, Die allem Volke widerfahren wird; Denn euch ist heute der Heiland geboren." VCir geleiten die Hirten zu Maria und Josef und dem Christuskind in der Krippe; über der Krippe kreist ein naiver Engelöwagen. Es ist mir so anheimelnd, wie unser Lausitzer Landvolk in den Darstellungen der Geburt Christi die WUH- nachtögeschichte lebendig macht und mit erlebt. Ein Neues! WÄter Persönlichkeiten, die nie an der Lau sitzer Weihnachtskrippe fehlen dürfen, kommen angezogen, die heiligen drei Könige hoch zu Roß, mit Dienern, Kamelen und Elefanten. Eö ist ganz kostbar zu sehen, mit welcher Feinheit Meister Kunze die Figuren gearbeitet hat, die Tiere setzen richtig die Füße, die Menschen bewegen Häupter und Hände. Auch die Adventsgeschichte ist aufgebaut, Jesus reitet als Friedenskönig ein in Jerusalem, Kinder voraus und blumcn- streuendeS Volk, die palmschwingenden Jünger zur Seite. ^Wunderhübsch sind die Figuren, aber auch die Häuser von Bethlehem mitten in einer Gebirgslandschaft hineingebant. bunt, lebensvoll ist der Hintergrund, alles wirkt zusammen wie ein Gemälde eines mittelalterlichen MAsters, kindlich und innig, wie's im Reiche Gottes sein soll, llnd das Reich Gottes ist mitten in die Heimat hineingestellt. Fein! Hörst du nicht den Heiland sagen: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch?" Um den Feiertag des Freudenfestes gruppiert sich lebensecht der Lausitzer Alltag. Zunächst das zur ^Weihnacht gehörende, die WÜnkerlandschaft. Das Dörflein mit Fachwerkhäusern, echte lWeberhäusel und Bauernhöfe, liegt im Schnee: neben der Krippe gleiten Schlittschuhläufer über den Dorfteich, auf der rechten Seite bauen Jungs einen Schneemann, der eine Ben gel rollt sogar eine mächtige Schneekaule heran, ein andrer setzt dem Schneemann das „Heet" (Kopf) auf. Man möchte mitmachen! Vom Berg! gleiten hübsch sachte, daß „kees hie- schläht". die Ruschelschlitten und Käsehittschen herab, wer keinen Schlitten hat, der „tschindcrt". WÄter drüben gibt's eine Schneeballschlacht, Hände fahren hoch, Schneebäller sau sen rüber und nüber. So ein Bastlich, der Knnzemaler, wie ers ock fertig gebracht hat. Eine Eisenbahn, die ja in keinem größeren Krüppel fehlt, leitet mehr in den Sommer hinüber, zu Saat und Ernte, zum Bauer beim Pflügen, Säen und Mähen. Hirt und Herde fehlen nicht, auch nicht der Hühner hof und der Taubenschlag; lustig, wie die Bauersfrau aus streut und die Hühner und Tauben pickern. Auch geplumpt wird an der Plnmpe, es kommt sogar 'Master, eine sick drehende Eüszapfc vom Christbaum, die in optischer Zauberei laufen des Wasser vortänscht. Ein anderes Wasterspiel ist der 'Was serfall. Wirklich, auch seine Master sind lebendig: hinter einer gemalten halbdnrchsichtigen Wasterkuliste gebt ein Stoffstrei fen mit aufgeklebter Zinnfolie über eine endlose Rolle! Doch, ich möchte nicht zuviel verraten von den mechanischen Geheim nisten des Bertsdorser Krippels. Unendlich sind die Einfälle des Krippelbaners gewesen, hier läßt er einen Jungen seinen Bustie dressieren (der Junge reckt wirklich ein Stück Zucker hin, der Hund macht wirklich schön, schnappt und psotelt). links ein Vogelfänger, der KrammekSvöaeln nackstellt. In der Ecke schauen wir hinein in ein Bergwerk. Bergleute in ihrer alten Tracht mit Schachthut, Leder, Blende, Schleges und Eisenerz fahren gefüllte Hunte in den Stollen hin und her.