vieses Vveihnachtsspielcs im Druck vor. Er stimmt inhaltlich uns tertlich mit misercm veutschen Christkindelspiel überein. Zweifellos hat oas deutsche Spiel als Vorbild gedient und nicht umgekehrt. Überhaupt ist in der Oberlausttz von neueren Volkskundlern der wendische Einfluß nicht selten überschätzt worden. Eine Sichtung Vieser Arbeiten ist notwendig. Der Vergleich unserer volkskundlichen Eigenheiten mit dem west deutschen Mutterlanv zeigt, daß manches, was als wendischer Herkunft galt, rein deutschen Ursprung hat. (kriitkinctelumgcing in kberrdacli, Für die Deutung des deutschen Ehristkindelspieles ist eine handschriftliche Nachricht des aus Ringenhain gebürtigen Realgymnastallehrers 2Lobst wichtig: In Ringenhain war cs noch vor 50 Jahren (um 4 850) allgemeine Sitte, dreimal zu bescheren. Die meisten Gaben brachte der Heilge C h r i st am Weihnachtsheiligenabenve. In der Benennung davon unterschieden brachte das Christkinde! am Neujahrs morgen den Kindern Pfefferkuchen, welche früh auf dem Tische lagen. Am Hohen Neujahr lag gewöhnlich eine Semmel oder ein Dreierbrötchen für jedes Kind auf dem Tische, und die Kin der wurden zur Empfangnahme dieser Gabe mit den Worten anfgcmuntert: „Die hohe Frooe is do gwast und Hot euch voas gbrucht." .Merkwürdigerweise wurde in diesem Falle „hohe Frooe" gesagt, während das Wort „Frau" sonst in vcr Ringenhainer Ortsmnnvart nicht vom Schriftdeutsch ab weicht. Bewußt war den Dörflern, daß unter der hohen Fran die Jungfrau Maria zu verstehen war. Die Abstufung der immer geringer werdenden Geschenke bei den drei Bescherun gen wurde genau beachtet. Nach dieser Abschweifung wenden wir uns einem neuen Teilgebiet der Oberlausitzer Weihnachtslandschaft zu: der M u s i k. Der Oberlausitzer ist musikalisch. Das macht viel leicht der österreichische Einfluß. Nicht nur, daß das Land bis 4635 mit Böhmen verbunden war, nicht nur durch seine Grenzlage, nein, hier pulst Erulanteublut in den Adern. Ganze Dörfer entstanden in der Zeit der Gegenreformation. Es ist daher kein Wmnder, wenn eine große Zahl von Komponisten vie Oberlausitz ihre Heimat nennt. Zwischen finsteren Tagen des Jammers leuchtet als Heller Stern das Lied vom Tannenbaum. Ein Oberlausitzer, Melchior Franck, geboren 4580 in Zittau, hat es in seiner Urform erstmalig aufgezeichnet. Damals war es ein besinnliches Liev, zu dem sich eine schwermütige Melodie in Moll gesellte: „Vvenn andre feine Blümelein In großen Trauren stehn, So grünst du uns den Winter, Du edler Tannebaum." Jahrhunderte haben dann an Vvort und Meise gefeilt, bis cs envlich zum fröhlichen Weihnachtslied unserer Zeit ge worden ist. Wie oft erklingt nicht in der ^Weihnachtszeit das Lied „Nk orgen Kinder wird's was geben!" Der Zittauer ^Magister Karl Gottlieb Hering hat es ver tont. Er starb 4853. Sein Grab ist auf dem Frauenkirch hof zu Zittau. Die Weise des Liedes „Q Weihnachtszeit" stammt von Karl Eduarv Hering, dem Sohne des INagi- sters. Als vierter muß hier der Zittauer Rektor Christian K e y m a n n genannt werden. Er war nicht nur der Ver fasser von Wcihnachtsspieleu, sondern ist gleich mit zwei Weihnachtsliedern im Kirchengesangbuch vertreten. Am innig sten wird die Weihnachtsgeschichte jedoch in dem alten Mnnd- artlied „O Freede ieber Freede" besungen. Trotz seiner An klänge an die sndetendeutsche Mundart gehört es doch auch zur Oberlausttzer Weihnachtslandschaft. In Bruchstücken ist es aus verschiedenen Orten bekannt. In seiner Volkstümlichkeit gleicht es dem vielgerühmten erzgebirgischen „Heiligabendlied". Erwähnt sei, daß unser Lied bereits gegen 100 Jahre vor der Entstehung des erzgebirgischen Liedes erstmalig im Druck auf taucht. All das beweist, daß es ein Oberlausttzer Weihnachten gibt. Es ist reich an bodenständigen Sitten und hat darüber hinaus das große deutsche Weihnachtsfest in reichem Maße ausstatten helfen.