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Oie O^erlsulih im ^ittelcieutlciien I^unc!kunl< Mät einem Bunten Abend des Reichssenders Leipzig am Sonnabend, dem 49. Oktober, im Linden hofsaale in Zittau hakte die Sendeleitung erstmalig neue Wege beschritten in der Art, solche Veranstaltungen nicht mehr als eine lose Aneinanderreihung künstlerischer Pro grammpunkte herauszubringen, sondern eine Form zu wäh len, die man am besten als eine Verbindung künstlerischer Darbietungen mit den Worten bodenständigen Volkstums charakterisieren kann. Demzufolge wurden nun für einen solchen Abend auf der einen Seite dis Heimatspiclschar „Tha lia" in Reichenau und das M u n d a r t q u a r t e t t in Ebersbach berufen, andererseits bestbekannte Künstler, wie Paul Hörbiger, Rosl S e e g e r s, die Dietrich- Schrammeln, das E m - D e - O r ch e st e r , Kammer sänger Seidel vom Opernhaus in Leipzig und Ilniversal- Jmikator G a r r i ck. Die Gesamtveranstaltung des Bunten Abends lief unter der Devise: „A n e s a u g e m ü t l i ch e K ö r m st a dr Ab er lau sitz". Für unsere Oberlausitz war die Wmhl eine glückliche. Gerade die Kirmes behauptet sich noch heute in den ländlichen Orten als ein Volksfest, das in althergebrachter Weise gefeiert wird. Kuchen werden gebak- ken, Einladungen ergehen an Verwandte und Freunde, Bier und ein Kirmes-Schnaps darf nicht fehlen. Volksbelustigungen werden vorbereitet: Umzüge, Adlerschießen, Ritterstechen, Ver kleidungen und tolle Streiche sind die Vergnügungen der Ju gend. Gerade diesen Sinn am Bunten Abend des Reichssen ders Leipzig in Zittau in bodenständiger Art hierbei mit zu ver körpern, war die Heimatspielschar „Thalia" in Reichenau berufen worden. VAeit über 4000 Personen füllten dichtgedrängt den Lin denhofsaal, als die Großveranstaltung mit dem Einmarsch des Kirmcsznges ihren Anfang nahm. Die „Thalia"-Reichenan mit ihren über SO mitgebrachten Beteiligten stellte hierzu den Haupt-Anteil der dabei Mitwirkenden in ihren bunten Farben und Trachten und bildete somit unstreitig den Grundton zur „Körmsi". Voran lustige ElownS mit ihren Späßen und die eigene Dorfkapelle eröffneten den Zug, der sich nur langsam durch des Saales schmale Mitte bewegen konnte. Hinterher ein „feiner Herr hoch zu Roß", Armbrustschützen, dann ein ge waltiger Holzadler, ihm folgten das Mitführep einer großen Ritterfigur, die schon vor ca. SO Jahren bei gleichen Zwecken in Reichenau ihre Verwendung fand, Ritter, Ritterfräulein, Marketenderinnen und ein langer Zug von Leutchens in bun ter Farbenpracht und in verschiedenen Gruppen, kreyzsioel, mit besoiwerem Beifall vom Publikum begrüßt. Hieran schlossen sich das Mundart-Doppelqnartett Ebersbach und das Em-De- Orchester des Neichssenders Leipzig, das sein Kommen ebenfalls mit mächtigen Marsch-Akkorden ankündigte. Und alles versammelte sich Sann auf der Bühne im Halb kreis vor dem Orchester, das Gesamtbild erhielt nun eine ganz besonders bunte Ausgestaltung. Vor dem ^Mikrophon boten als erste die Ebersbacher ihre Witze und Gesänge, die im Verlauf des Abends überreichlich ihre Fortsetzung fanden, wodurch von der „Thalia" vorgesehene Kirmesdarbictungen dem Blaustift der Sendeleitnng zum Opfer fallen mußten. Immerhin ver blieben für die Spielschar noch einige Gespräche und altlau- sitzer Volkstänze. Die berechtigte Anerkennung kann der „Tha lia" aber nicht versagt werden, daß sie mit- ihrem famosen Kirmeszug den zweckentsprechenden Rahmen für diesen Abend gegeben hat. Neben den volkstümlichen Darbietungen bilde ten die künstlerischen Programmpunkte einen hervorragenden Genuß. Funkreporter Langewisch schien die Zittauer sehr gut zu kennen, er errang sich mit seinen köstlichen Reporter glossen stürmischen Beifall. Mit meisterhafter Vollkommen heit ahmte der IIniversal-Jmitator Garrick alle Vogelstim men und anderes Getier, alle Geränscherreger, vom Hanomag bis zum Rückkoppler, nach. Rhein- und iWeinlieder sowie die „Rigoletto"-Arie, gesungen vom Kammersänger August Sei del, Leipzig, bildeten innerhalb dieses bunten Wirbels über stürzender Eindrücke ein genußreiches Verweilen und fanden spontanen, langanhaltenden Beifall. Rosl Seegers, die be kannte Sängerin der Berliner Rnndfunkansstellung, mit ihrer schönen und warmen Stimme sang sich in die Herzen der Hörer schaft, wie auch die Dietrich-Schrammeln mit ihrer Original Wiener Schrammelmusik die Besucher unwidersteh lich in ihren Bann zogen. Den Höhepunkt des Abends bildete das Auftreten Paul Hörbigers und die Stimmung im Saale steigerte sich unter tosendem Begrüßungsbeifall für den Filmliebling. Es war nichts neues, was er sang, aber es wirkt, wenn man den liebenswürdigen Menschen dabei sieh t. Die Leute durch „Nichts" entzückt zu machen, das ist Hörbigers Kunst. Das bunte Treiben auf der Bühne löste sich um 40 Uhr in einem fröhlichen Tanz der Mitwirkenden auf der Bühne auf, der bald darauf auf das Parkett Übergriff. Als Abschluß auf der Bühne entbot ein Zittauer Küfer als Gruß der Gemeinde Obernheim einem Vertreter der Stadt Zittau (Stadtrat Volprecht) einen großen Humpen Patenwcin als Ehrentrunk. Zehntausende im Reiche hörten an diesem Abend die Sendung am Lautsprecher aus der Oberlausitz, neben den Dank an die Mitwirkenden gebührt dieser auch den Leitern Alfred Schröter und Gerhard Slavik vom Reichssender Leip zig. Der Reichssender Leipzig plant im nächsten Frühjahr unserer oberlausitzer Heimat einen neuen Besuch abzustattcn. ttaur mit beclarktem 5«kornltein In v>t>in