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dlr. 10 Orenrlsnä Oberlsusitz 287 's is g!ei a gaor aniN Vor einer .Reihe von Jahren lebten in Dresden eine ganze Anzahl von Heimattreuen Oberlausitzern, die sich in regelmäßi gen Zeitabständen zu einem Trünke und gegenseitigem Aus tausche trasen. Unter ihnen befand sich auch einer, der sich nicht unmittelbar in Dresden selbst, aber ganz in der Nahe, näm lich in Pirna niedergelassen hatte. Schon ost hatte er ge beten, doch einmal eine dieser Zusammenkünfte nach Pirna zu verlegen, bis ihm endlich sein Wunsch erfüllt wurde. Eines Tages rückten seine Landsleute an. Das; ich cs gleich vorweg nehme, es wurde eine richtiggehende Bierreise. Erst nahmen die Freunde eins in, „Sächsischen Hof, dann eins im „Schwarzen Adler", eins oder auch zwei im „Schwan" und dann noch eins und noch eins und noch einige! Jedenfalls hatten die edlen Zecher alles vergeßen, auch wann der letzte Zug nach Dres- oen ging. Sie haben ihn Venn auch verpaßt und wollten nun gleich warten, bis der erste fährt. Wie's manchmal ist, auch den ersten Zug verpaßten sie und hatten schließlich alle Sehn- sncbt nach einer Handvoll Schlaf. Der Pirnsche meinte, er könne 7 iMann in seiner Wohnung nnterbringen und in der Nachbarschaft sei ein Wirtshaus, wo die übrigen Unterkom men könnten. Also gincss nach Hanse. In Ermangelung von Etas oder Elektrisch zündete der schwankende Gastgeber ein Kerzchen an, bei dessen Schein nun die drei gemeinsam Schla fenden — die andern waren in einem zweiten Zimmer nnter- gebracht sich langsam, man kann wohl sagen sehr langsam ansschälten. Am ersten war der bei den lOllcr Schützen stehende Landser fertig, obschon gerade er dem edlen Gerstensafte am meisten zngesprochen hatte. Kaum jedoch lag er in seinem Bett, so klagte er über die schlechte Luft und machte schon nach wenigen Sekunden Inventar und brachte den gesamten IUagen- inhalt wieder ans Licht. Oder eigentlich nicht ans Licht, denn das ivar inzwischen niedergebrannt und verloschen. Sein Freund Mar suchte auch gleich nach dem Fenster und konnte in der Finsternis lange keinS finden. Endlich fühlte er Glas. Aber ivo ivar nun der Fensterwirbel? Keiner zn finden! Schließlich riß ihm die Geduld, und er drückte mit dem Ellebogen eine Scheibe ein. „'s is glci a ganz annr Liftl", meinte der Schütze. Am andern Vormittage stellten die Erwachenden fest, daß zwar die Fenster alle noch unversehrt waren, dafür aber in dem Glasschrankc mit dem Porzellan und den Reiseandenken eine Scheibe eingedrückt war. E. Topi. Lusatia-Mitglieder! tveovl für die vervaiidsNseistt SdeelaafttzevSetmatrettang Oie Leineweber. Roman von Oskar Schwär. (Verlag Herbert Ascher, Beilin SW 6t, Leincnband RM. 3,50.) Oskar Schwär schildert in seiner stillen, innigen Art das Leben der alten Lausitzer Weber und die Entwicklung ihres bodenständigen Handwerks zur wichtigen deutschen FnLustrie. Lebendig sehen wir den Weber Traugott Matthes vor uns. Tag aus, tagein sitzt er mit seiner Frau Hanne am Webstuhl, unverdrossen, voll unerschütterlichen Vertrauens aus eine bessere Zukunft. Wenn der Tag nicht ansreiiht, den Lebensunterhalt für die Seinen zu schaffen, dann nimmt er auch die Nacht hinzu. Er ist froh, daß er s noch kann; denn die Not ist t!!47 groß im Lausitzer Land, und in vielen Häusern steht der Webstuhl still. Hostend und bangend kommt er über die böse Zelt. Er sinnt, Ivie er denen, die schlimmer leiden müssen, helfen könnte. Handtüchel-Heinrich stirbt an der „Auszehrung", der Weberkraukhcit. Seiner Witwe, die für vier kleine Kinder zu sorgen hat, schafft Matthes die fertige Leine wand stundenweit über die Berge, und er bringt ihr neue und bessere Arbeit mit. lind dieses Tun aus Mitleid mit den armen Nächsten ist der Anfang zu seinem Aufwärts. Er möchte vielen helfen können. Klein fängt er an, ach, so ganz klein! Auf der Schiebkarre holt er Garn für seine Weber herbei, nnd auf dem Rücken schafft er die fertige Ware über Land zu den Kunden. Er schiebt seine Karre dann bis nach Dresden auf den Markt und nach Leipzig auf die Messe. Das Werk, das er begonnen, wächst trotz llnruhe und Not, die drei Kriege über das Land bringen, und mit zwingender Notwendigkeit entwickelt es sich zum großen mechanischen Fabrikbetrieb. Es gibt Widerstand von seitcn der einheimischen Bauern, die eine Gefahr wittern. Traugott Niatthcs überzeugt sie, daß er keinen Angriff gegen ihre Lebcnsinter- essen vorhar. Mit seinen Söhnen baut er das Unternehmen aus, bis es für das ganze Dorf zum Segcnswcrke gediehen ist und ein alter Weber bekennen muß: „Wenn's ock Matthesen's gutt gikt, do gitt's o uns gutt!" Traugott Matthes, der Fabrikant, bleibt, wie er war: einfach, schlicht und fromm. Das ist der Mann, von dem der Dichter im Vor wort sagt: „Ich nenne ihn einen Helden. Hat er auch in den drei Kriegen, die er erlebte, keine Rolle gespielt, so war ihm ans einem anderen Kampffelde eine um so bedeutendere Rolle zugedacht. Er Hai sie zum Heile seiner Heimat durchgcführt. Darum erinnern sich seiner die vcnte, die ihn noch gekannt haben, gern, alle reden mit Dankbar keit nnd Ehrfurcht von ihm." Neben ihm steht Hanne, sein Weib, eine rechte, herzhafte Frau, eine wundervolle Mutter. Dann die Kinder: August, Luise, Ehristvph, der Dickkopf, dessen Berufswahl nnüberwind liehe Schwierigkeiten anfzutürmen scheint, der natürlich endlich das wird, was er als Traugott Nlatihes Sohn werden kann: Leineweber, und später der Kopf des großen llniernehmens. Da sind Gevattern und Freunde, cs ist ein ganzes Dorf mir seinen charakteristischen Gestalten, mit seinen kleinen und großen Ereignissen, Freuden und Leiden. Alles ist voll Leben. Wie packend weiß Schwär zu gestalten! Oft läßt er uns zwischen den ernsten Geschehnisten jener Zeit belustigt auf lachen über drollige Einfälle, über wahrhaft komische Handlungen, über menschliche Schwächen in der aufgeregten Dorfwelt. Wie eine Frau die auszichcnde Bürgergardc aufhält und hcimjagt zu nützlicherem Tun, wie das Dorf t866 vor den durchmarschicrcnden „Preißcu" in Angst nnd Schrecken versetzt wird, der eine im Taubenschlag, der andere im hohen Baum, der dritte in einer „Arche Noah" auf dem Wasser sich versteckt - das sind Bilder von überwältigender Komik. Am Schluß aber wird man still und demütig. Traugott Matthes macht seinen letzten Rundgang durch die Fabrik, er nimmt Abschied von seinem Werke, von allen, die mir ihm schafften, zuletzt von seinem — Kvppelsack. „Dan Kuppelsak, ihr Kinder — dan tutt ni weg! Suli n ni weg! Mit dan Kuppclsake hoa ich s oagefang." lind in den wenigen Worten, die der Sterbende noch flüstern kann, vernehmen wir die ganze große Geschichte vom Heldentum«: der Arbeit. So hat Oskar Schwär mit seinem Buche dem starken, sich selbst so treuen Wcbcrgcschlechte seiner Heimat ein schönes Denkmal geschaffen. Zugleich aber ein leuchtendes Vorbild für unser ganzes Volk. Gertrud Melhorn. den Spalten der Heimatzeitung ^»klingt die Sprache der Heimat! Wer die Heimatzeitung liest, unterstützt die heimische Wirtschaft und schafft Arbeit für ortsansässige Volksgenossen! Der Gesamtauflage liegt ein Prospekt der Firma Max Neumann, Landhaus Jungborn, Oyten (Kreis Verden in Hannover) bei, betreffend Jungborn-Honig, den wir einer gefl. Beachtung empfehlen. Verlag und Druck: Alwin Marx, Buchdruckerci und Zeitungsverlag GmbH., Reichenau, Sa. Hauptschriftleitcr OttoMarx, Reichenau, Sa., unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatschriftsteller. Verantwortlicher Anzeigenleiter: Otto Marx, Reichenau, Sa. IM. lll. Vierteljahr 35: 4200.