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20 6renrl3n6Oberl3usitz Ur. 1 ver Beachtung wert sind. Da kriecht oer Günsel inii den me tallisch glänzenden Blättern, da blüht die Stronze, die Socken blume, das Korallenblümchen, auch Purpurglöckchen genannt. .Mehrere Arten der Nelkenwurz und der Wolfsmilch, die Einbeere und die Judenkirsche gedeihen in der Steinwelt. Die doldige Vogelmilch, wegen der Färbung der Blüten Sachsen stern geheißen, streckt ihre Ästchen aus. Der Kenner der einheimischen Pflanzenwelt freut sich über alte Bekannte, wie Lungenkraut und Zauke, Katzenpfötchen nud Hasenwurz, Teufelskralle und Wiohlverleih. Die stachligen Anten des Besenginsters tragen ihren gelben Blütenschmuck, das Knabenkraut treibt seine eigenartigen Blumen, die Ran ken des Bärlapps schlängeln sich über Boden und Gestein. Alle diese Kinder unsrer Flora haben fleißige Sammler und Lieb haber zusammeugerragen und damit dem Alpengarten einen Artenreichtum geschenkt, wie er auf verhältnismäßig kleinem Raume nicht allzuhäufig gefunden wird. Die Leser dieser Zei len werden nicht so grausam sein, die Betreuer des Gartens wegen solcher Sammeltätigkeit zu tadeln und als „verruchte Florafälscher" und „Ansalber" zu bezeichnen. Über die ver brecherischen Absichten dieser Leute gibt der Dichter Heinrich Seidel in seinen „Vorstavtgeschichteu" unter der Überschrift „Linaria cumbalaria" genaue Auskunft, wenn er sagt: Die Ansalber sind „Leute, die bestrebt sind, die Flora des Gebiets, in dem sie sich aufhalten, durch Aussaat oder Anpflanzung, um neue Arten zu vermehren". Sie bilden eine „den Botanikern verhaßte Gilde". Zu dieser Gilde wollen die Pfleger des Alpen gartens nicht gerechnet werden, da ihnen die Absicht des Fäl schens vollständig fern liegt. Daß sich zwischen den Pfleglingen auch ungebetene Gäste einstellen, ist der Schmerz jedes Gartenliebhabers. Gräser und Binsen, Johanniskraut und Kreuzkraut, Weidenröschen und Hohlzahn wollen immer wieder siedeln. Der kleine Ampfer treibt geschäftig unterirdische Ausläufer. Das Waldruhr kraut meint, als nächster Verwandter des Edelweißes einen Platz beanspruchen zu können. Alljährlich sproßt reichlicher Birkenanflug, und der Kampf mit der Brennessel, der unver meidlichen Begleiterin menschlicher Kultur, wird auch ans dem Gchlechteberge geführt. Im Herbste schießen allerlei Pilze her vor, die leider ohne Sammelwert sind. Höchstens ist der Krempling zu gebrauchen, der den Gaumen des nnverwöhnten Pilzessers zu kitzeln vermag. Auch Vertreter der Tierwelt statten dem Alpengarten unerwünschte Besuche ab. Trotz Anpflai, zung von ^Wolfsmilch treibt der Erdfahrec seine Wühlarbeit weiter. Wilde Kaninchen üben steh im Scharren und Graben, ohne auf Seltenheit unv Preis der Pflanzen Rücksicht zu neh men. Sie fressen in Gemeinschaft mit .Meister Lampe das Gänsekraut (Arabis), die jungen Blätter der niedrigen Strauch astern samt den Blüten und verleiben sich noch manch anderes Grünfutter ein. Das Schlimmste aber ist, daß der (Mensch als Raubtier austritt und den wohlriechenden Kcllerhals (Daphne Eneorum), mehrere winterharte Opuntien, Grasnelken, Haus wurz und andere Gewächse ungeheißen mitgchen läßt. Solche Gartendiebe und Pflanzenräuber sind als Abart der Gattung Homo sapiens mit dein Namen Homo rächens zu brandmar ken. Ob ein solcher wohl einmal die Brautfichtc mir den am Stamme wie ein Schleier herabhängenden Zweigen „wcg- botanisieren" wird? (Mochte doch jeder Besucher des Alpengar- teuS die (Mahnung des Schildes, das der arbeitsfrendige und kunstgeübte (Wander- und Wegcwart ausgestellt hat, beherzigen: (Maus' keene Pflanzen, reiß' nischt raus, sunst biste reif fersch Stookhaus! Beim Abschied vom Alpengarten wende der Besucher einen Blick nach der kleinen Hütte, die ganz in der Nähe dieses Schildes steht. Da wird er sich über die lebensfrische Sennerin freuen, die am geöffneten Fenster sitzt und ihm Dank und Gruß znjauchzt. ^I5KOV. in Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler schreibt in sei nem politischen Testament: „Sorgt dafür, daß die Stärke unse res Volkes ihre Grundlage nicht in Kolonien, sondern im Boden per Hemmt in Europa erhält. Haltet das Reich nie für gesichert, wenn es nicht auf Jahrhunderte hinaus jedem Spros sen unseres Volkes sein eigenes Stück Grund und Boden zu geben vermag. Vergeßt nie, daß das heiligste Recht auf dieser Welk das Recht auf Erde ist, die mau selbst bebauen will, und das heiligste Opfer das Blut, das man für diese Erde vcr- gießt." Diese Gedanken waren bestimmend für die Entstehung des Sicdlungsvorhabens innerhalb der NSKOV. Die Kämpfer des Weltkrieges, die für ihre Heimat geblutet, und die Kämp fer der Bewegung, die für das neue Deutschland gestritten, waren und find die Berufensten, ein Stück Heimaterde als Eigentum zu erhalten. Nachdem innerhalb der Reichslcitung die Richtlinien aus gearbeitet, kamen dieselben auch nach Ebersbach. Sofort ivur- ven von Seiten der örtlichen NSKOV.-Leitung die notwen digen Verhandlungen wegen Landbeschaffung und Finanzierung mit der Stadtvertretnng ausgenommen. Das überaus große Entgegenkommen unserer Stadtväter förderte die Vorarbeiten ungemein. So konnte, nachdem auch genügend Siedlungslnstige sich gemeldet hatten, die Verbindung mit dem Siedlungsamte der NSKOV. ausgenommen werden. Alles klappte großartig und schlagartig wurden die Anfangsarbeiten für die kommende Siedlung erledigt. Von Anbeginn der Arbeiten standen zwei große Gesichtspunkte im Vordergrund; 1. ) Die Siedlungslustigen sollen ihr Heim erhalten. 2. ) Durch den Bau der Siedlung soll die Arbeitslosig keit in nnserm wirtschaftlich so schwer darniederliegendem Orte etwas behoben werden. Beides ist gelungen; denn alle Arbeiten und Lieferungen für die Siedlung sind, soweit es möglich war, von hiesigen Baumeistern, Bauarbeitern und Bauhaudwerkern getätigt worden. Bereits am 28. August wurde der erste Spatenstich zur Siedlung, die am Nordhange des Schlcchteberges liegt, ge tan. 24 hübsche Einfamilienhäuser, deren Entwürfe vom hie sigen Baumeister, Herrn Oskar Thomas, stimmen, beginnen zu wachsen. Nichts Fremdes liegt darin, alles atmet Heimat luft und Heimatliebe. (Wie Pilze schossen die Häuser aus dem Boden. Es war eine Lust, dem fröhlichen Treiben auf dem Baugelände zuzu sehen. (Wie in einem Ameisenhaufen wimmelte es, waren doch zeitweise annähernd 200 Arbeiter beschäftigt. Gar bald wur den die ersten Häuser gehoben und bereits am l3. Oktober stan den alle Häuser gehoben da.