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Einen Sondertypus schafft Großschönau für den säch sischen Hof. In der (Mitte den Namenszug oder daö große sächsisch-polnische (Wappen, die Ränder sind mit Füllhörnern, Palmetten oder Akanthus ausgelöst. So zeigen sich die drei Servietten aus den Jahren 4746, 4738 und um 4730 herum, die noch durch die zwei im Krumbholzmuseum, Groß schönau, befindlichen Stücke ergänzt werden. Gerade die Ser viette ans dem Jahre 4730, die mit chinesischen Figuren, Vögeln und Sonnenschirmen verziert ist, zeigt den starken Einfluß, den der Ausbau von Pillnitz und der Hang für Ehinoiserien auf die Zeit gehabt hat. Leider hat sich von den übrigen Großschönauer Arbeiten nur wenig erhalten. Selbst mit Gold- und Silberfäden Der Vater Von Toten reden, ist eine heilige Sache! Da ist es, als wären sie ans einmal bei uns, die mit den leichten Füßen, als wäre alles wie einst, wie in den Zeiten, die so fern von uns liegen. Ich muß gestehen, von meinem heimgegangnen Vater bin ich trotz seines Sterbens nie getrennt gewesen. Im Be rufe habe ich soviel von seinem Erbe zu verwalken, daß ich ihn im Geist oft frage und im Traum, da ist er ganz wie einst, wir wandern Seite an Seite durch Gottes schöne (Welt in einem Lande Orplid, das Erinnerung und Sehnsucht mir ge staltet. (Manch ein lieber (Mensch meiner Heimat, manch schlich ter frommer Großschönauer, wünschte heute noch meinen Vater ins Leben zurück; denn er war ein recht guter Pfarrer und Seelsorger, ein Menschenfreund, an dem seine Gemeinde hing und eigentlich heut noch hängt? Als wir am 43. Juli 4924 an seinem Grabe standen, die ganze große Gemeinde und wir, seine Lieben, ging mir ein gut Stück meiner besten Zeit zu Grabe und mir fiel es schwer aufs Herz: „Sie haben einen guten (Mann begraben nnd mir war er mehr!" Denn dafür danke ich dem Vater, daß er mir nicht nur Vater war, sondern Freund, Wanderfreund und Weggenoß! Der Vater war nie so engherzig, in seiner Kirche, in seinem Amt, im Gotteshaus, in der Bibel, im Bekenntnis, in seiner Pre digt, in der engen Christengemeinde allein Gottes Offenbarun gen zu finden, sondern e r glaubte noch an den Gottesgarten, an die Gotteöschöpfung um uns her, er glaubte hier weder an einen Demiurgus, einen Schöpferteufel, noch an einen Zufall, der aus einer Schlammgärung den Lebensgarten Erde zusam mengekollert haben sollte. Der Vater sah hier den großen Künstler, wie er aus Freude ain bunten Dasein, an Schönheit, an Farben, Form und Duft sein Erdenparadies erschuf aus dem Chaos des Bösen heraus. Dieser schaffcnsfreudige Vater war ihm trotz allen Leiden und Unvollkommenheiten in der Natur, auch im Menschen (das studiert er am eigenen, oft geplagten Leibe) immer der Urheber alles Lebens. Und wie wundervoll wußte hier mein Vater zu Gott zu führen! Ich denke an die Zeit, da ich noch ein kleines Knirpslein war. An jedem schönen (Morgen, den Gott im Frühling werden ließ, bin ich mit dem Vater ins nahe Lausurtal gewandert. Zweier lei lockte uns, die ersten Blumen und das prächtige Vogelkon zert. Jedes Buschwindröschen, jedes Himmelschlüssel, jedes Leberblümchen wurde zu einem „Grüß Gott!", jeder Lerchen sang, jeder Finkenschlag, jeder Drosselruf zu einem „Großer durchzogene blauseidene (Möbelbezüge sind 4737 für den Kurprinzen gewebt worden. Kaffeeservietten mit Porträts und Anspielung auf die großen polnischen Ereignisse der Zeit, sriedenschließende Fürsten, Apotheosen von August dem Starken und Genrebilder mit tanzenden Bauern sind ur kundlich überliefert, zur Zeit aber noch verschollen. Die Frage aber, was in Großschönau geleistet worven ist, die noch Karl August Kassiert, der Bearbeiter der Groß schönauer Ortsgeschichte 4887, stellt und wegen des fehlenden (Materials nicht beantworten konnte, ist durch die Ausstellung „Alt-Lausitzer Kunst", Bautzen 4935, ihrer Beantwortung etwas näher gebracht worden. D r. von S ch l i e b e n. Gott, wir loben Dich!" Wir saßen still auf den Naturbänken unter den grün bewimpelten Lärchen, die so wunderfcin im (Winde harften, vor uns breitete die (Wiese ihren farbcnfröh- lichen Teppich, hinter den hohen Erlen rauschte das Gebirgs wasser seinen Frühlingösang, über den Baumwipfeln grüßte aus blauer Luft mit weißen (Wolkenschiffen die Lausche, mor- genqlanz-umslosten. Da saßen wir eine (Weile ganz, ganz still und hielten Gottesdienst, der Vater bewußt, mit gefalteten Händen, ich unbewußt, mit ganz weitem Herzen, bis der Väter tief, tief atmete und leise sprach: „(Mein Junge, wie hat Gott doch unsere Heimat so schön gemacht!" Nichts von Pflicht sprach er, nichts von Dank, aber wenn der liebe himmlische Vater jetzt leibhaftig an mir vorübergegangen wäre, ich hätte nicht anders gekonnt, ich hätte ihm nm den Hals fallen müssen. So tat ichs mit seinem lieben Stellvertreter und ich glaube fest, der liebe himmlische Vater hat sich sein Teil davon auch genommen! In jedem Falle hat er mir den Segen solcher Offenbarungen erhalten. Noch heute ist es mir ein Finden des Schöpfers, wenn ich staunen muß über die Mannigfaltigkeit und Schönheit der Pflanzenwelt. Einst lehrte sic mich der Vater beim Namen nennen, die Lenzboken nnd die Sommer verschönenden und die, deren Farbe ein letztes Lebensaufflackern im Herbst bedeuten. Sie wurden mir Freunde, Geschwister, sie und die rauschenden Bäume des wunderbaren deutscben D5aldes, unter deren Säulenhallen schon die Väter wald- fahrteten, um zu beten zur unbekannten doch geahnten Gotr heit. Die Wunder des Lebens in der Tierwelt, der kleinen und der großen, sie wurden mir die (Wunder einer Gotteswelt. (Noch heute berge ich in meinem Arbeitszimmer Erzstufen und Kristalle, Versteinerungen und Felsstücke, jedes schön in sei ner Art, seiner Gesetzmäßigkeit, und wenn ich fliehen will aus menschlichen Verdrehtheiten, nehme ich mir eine prachtvolle Rauchquarzsäulc aus dem Heimatgestein des Neißetales zur Hand. Wer zwang dich, auf einem maßvollen System dich 'aufznbauen, wie alle, die mit dir aus einem Kristallboden wuch sen? (War es nicht der Gleiche, besten Vakerwille in den Menschenkindern hervorruft himmlisches Gleichmaß, himmlische Schöne, wenn wir nur wollen? Oder — ich schaue zu de» Wänden! Hier hängen in großer Zahl Schmetterlinge, nicht in langweiligen Paradereihen, nein, nach Form und Farbe, wie im Fluge zusammengestellt, herrliche Kinder fremder Erd teile, fliegende Edelsteine und schlichte, in ihrer Art nicht min der schöne Falterkinder unserer Heimat, oft mit Eiern, Rau pen, Puppen. Tot sind sie wohl, haben gelebt, in der Sonne gespielt. Mir sind sie nicht tot, mir predigen sie den Gedan ken der Auferstehung! Raupe, Larve, waren sie, mußten sich vor meinen Augen ost, wunderbar verwandeln, ruhten ans nnd