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Osltltstten im unc! sm I^o^wslcle Von Nicri ch , Neukirch. Jahrhunderte hindurch hak der RÜensch einen Kampf mit dem lWalde geführt, und manches Anwesen, das er ihm in zähem Ringen abgetrotzt hat, nahm der Wald wieder in sei nen Besitz, und wieder rauschen Bäume ihr urewiges Lied, wo einst Iberischen lachten und litten. Heute ist der Kampf ent schieden; wo einst in dem ungeheuren ^Waldgürtel nur einzelne Auen und Rodungen wie hellgrüne Inseln in dem lWipfel- ineere schwammen, bilden jetzt Dörfer und Städte mit den teppichgleichen Fluren des Landmannes ein zusammenhängen des Kulturland, und der Wald, nur noch ein schwaches Abbild des einst gefürchteten Urwaldes, legt sich schützend um felsige Berggipfel, und selbst in seine ferne Einsamkeit dringen verwor ren die Stimmen der neuen Zeit. Auch das immerhin noch große iWaldgebiet um den Valtenberg, das sich bis in die Tschecho slowakei erstreckt, ist nur ein Nest des die ganze Südlausitz bedeckenden Vdaldlandes. Der Mensch der Maschinenzeit sucht Erholung in der Ruhe unserer Bergwäldcr, aber unsere Vorfahren inseden die dunklen ernsten Baumriesen, und die zahlreichen Sagen von Geißern und Unholden geben genug kund, daß man im Walde nicht den Ort der Erholung sah. So ist es denn auch nicht verwunderlich, daß in diesen Wäldern keine Siedlun gen zu treffen ivaren, und die jetzt so gern ausgesuchten Gast stätten stammen fast alle aus ziemlich neuer Zeit. Forsthäu ser waren gewöhnlich die ersten Niederlassungen in der grü nen Vsaldwildnis, und sic haben sich zum größten Teil die ivyllische Romantik bewahrt. Das alphabetische Verzeichnis der Mühlen aus Sachsen vom Jahre 1768 erwähnt auch zum ersten Ntale das Forsthaus im Klunker- Tal, während die älteste Karte unseres Gebietes von Ocder aus dem Jahre 1586 wohl den Namen Klunker nennt, aber kein Forsthaus verzeichnet. Das einsame Anwesen liegt an der Grenze des Rittergutrevieres von Putzkau und gehört als solches zum Majorate der gräflichen Familie Schall-Riaucour zu Gaußig. Die Jahreszahl 1840 über der Haustür gibt das Jahr des Neubaues an, nachdem das alte Holzgebäude baufällig gewor den war. Eine Zeit war dieses Forsthaus, in dem aber schon seit langer Zeit nur ein Waldwärter wohnt, auch eine von Ottendorfer und Berthelsdorfer Bewohnern gern ausgesuchte Einkehrstätte, und vor allem hielten die Holzfnhrleute hier immer Rast, die die alten Baumriesen aus dem Hohwaldc fortfnhren, die fast ganz verschwunden sind. Nur die alte Tanne am Lobigbache bei Langburkersoorf zeigt uns mit ihrem Umfange von 3.85 Meter, welche Bäume einst im Hoh- walde grünten. Seit tOOO ungefähr ist die Schankgerechtig keit im Klunker eingcgangen. Ans der anderen Seite des Angstberges, der dieses stille Waldtal abschließt, wurde auf einer sumpfigen Waldwiese ein Torfstich errichtet, der von 1846 bis 1886 den zur Feue rung nötigen Torf in die Dörfer der Umgebung lieferte. Altere Einwohner können sich noch sehr gut des kleinen strohgedeckten Häuschens erinnern, in dem man bei der alten „INutter Marr" aus Langburkcrsdorf ein, wenn auch nicht gerade einwandfreies Glas Bier, Schwarzbrot mit würzigem Käse und einen guten Schluck Neukirchcr' Korn zur Stär kung bekommen konnte. Gemütlich istg in der niedrigen Holz stube gewesen, und mancher dachte erst ans Heimgehen, wenn draußen die Abendnebel gespenstische Bilder um die schwarzen Torfziegelhaüfen woben. Mit dem Aufkommen der Kohlen feuerung schlief die Nachfrage nach Torf allmählich ganz ein. Auf der Torfwiesc wuchs junger Fichtenwald, und l887 wurde die Torfhütte auf Abbruch verkauft. Ein Schlosser in Steinigtwolmsdorf erstand sie und baute sich einen Schuppen daraus. Im moorigen Vvaldboden versunken träumen die Grundmauern heute vom ^Werden und Vergehen. Der Valtenberg: Schon in frühester Zeit genoß der Valtenberg als Markscheide zweier Gaue ein Ansehen: lief doch die uralte Grenze über seinen Gipfel hin. Der alte Karto graph Oeder fügt in seiner Karte die Bemerkung hinzu, daß er auf dem Gipfel ein altes Gemäuer noch getroffen habe. Bis heute ist das Rätsel noch nicht gelöst, welcher Art dieses Bauwerk gewesen sein könnte. Ein steinerner Ringwall, von dem mündliche Überlieferung berichtet, ist beim Turmbau zer stört worden. Berichte von der Valtenburg gehören ins Reich der Sage. Das Gemäuer könnte höchstens aus der Zeit der Berqbauversuche gestammt haben. Der verdienstvolle Pfarrer Götzinger ans Neustadt wies zuerst auf die Scheuheit des Valtenberges hin und reate 1804 den Bau eines Aussichts gerüstes oder „Belvederes" an. Dieser Anregung folgend, ent warf Freiherr von Huldenberg auf Neukirch, der Letzte seines Stammes, den Bau eines Turmes und ließ bereits den Platz abstecken. Sein früher Tod 1812 ließ auch das Bauprojekt wieder ruhen. Erst vicrrig Jahre später trat ein Ausschuß zu sammen und brachte die Idee tur Ausführung. Die Ban summe von t775 Talern wurde durch Anteilscheine von ie -I Taler aufgebracht. Ilm 14. April 1856 erfolgte die Grund steinlegung, am t7. September war der Turin vollendet und erhielt den Namen „König-Johann-Turm". Ein gußeisernes Medaillon reigt das vergoldete Reliesbild des einstigen Königs. Am t. Juli 1857 fand die feierliche Einweihung statt. An die rohlreich erschienenen Besucher wurden in einem Zelte Erfri schlingen gereicht. Das gleichzeitig erdichtete hölzerne Gasthaus ""irde am -10. April 1850 durch Brandstiftung eingeäschert und noch im gleichen Jahre durch einen steinernen Ban ersetzt. lWstrde früher den wenigen Besuchern geraten, einen Führer aus den Berg zu nehmen, so weist er heute dank der guten Wüaverhältnisse und der vortrefflichen Bewirtschaftung mit die höchste Bcsucherrahl unter den Bergen der Lausitz auf. Die H o b w a l d s ch e n k e: Schon Mntthias Oeder ver- reichnet in seiner Karte eine Straße durch den Hohwald, die über die „Königsbrücke" führt, es ist dies die Brücke am Schmalbornstcig, die die Jahreszahl t800 tränt. Die jetzige Landstraße deren Verlauf Oberreit in seiner 1821—1822 be arbeiteten Karte anfreichnet. läßt di? an Landstraßen tnni scheu Fuhrmanngschenken vermissen. Vielleicht hatte die Straße tür den Fuhrvcrkehr nicht die Bedeutung, die man ihr erst m gemessen, oder war die alte Goldwäschcrstadt Neustadt mit ihrem Salzämt zu nahe; kurz, erst um die Nkittc des vorigen Jahrhunderts hat an der der festigen Dobwaldschenke gegen überliegenden Straßenseite eine Hol-bude gestanden, in der an Vorübergehende Getränke verabreicht wurden. An der jetzi gen Stelle des Gasthauses wurde daun e>u Dolt- und Fachwerk bau errichtet, der t872 dem jetzigen Gebäude Platz machen wußte und nach Wsthrsdors wand-wte. Dort kann man noch heute d'e alte Hohwaldlchenke an der Südosteckc des Sckmsten- "latzes stehen sehen, doch ist sie nur zu einem einfachen Wohn haus degradiert worden. Gasthaus rnr G r ü n e n T a n n e : Im Jahre 1866 wurde die Straße von Ottendorf nach Bischofswerda ausge baut. Ein Ottendorfer Einwohner errichtete an der Nkitte der