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verschont, denen nun die Oberlausitz im Lause der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte ausgesetzt war. Der Bischof von Meißen waltete und schaltete in seinen Besitzungen als Landesherr, der, nur dem Kaiser unterstellt, auch vom Mark- grafen von Meißen nicht abhängig war. 4559 tauschte der sächsische Kurfürst Vater August ein anderes Gebiet gegen die bischöflichen Besitzungen in der Lausitz ein. Seit diesem Jahr war auch Weifa kurfürstlich sächsisch. In Stolpen wurde ein Amtmann eingesetzt, dem auch die Weifaer Bewohner unter stellt waren. Bis in die Zeit um 1500 wissen wir sehr wenig von 2Leifa mW sind daher größtenteils aus Mutmaßungen angewiesen. .Nachdem der Bischof von Meißen die neuen Gebiete in Be sitz genommen hatte, zog er immer wieder neue Ansiedler in das noch wenig bevölkerte Bergland. So entstanden zunächst wahrscheinlich schon um 1200 Steinigtwolmsdorf und Ringen hain; Wilthen und Neukirch wurden bedeutend vergrößert. Die neuen Kolonisten rodeten den Wald und legten Felder an. Etwas später, als die Fluren schon ziemlich ausgeteilt waren, wurden auch die höher gelegenen Waldstücke gerodet. So dürste wohl Weifa etwas später als die übrigen Kolonisten dörfer gegründet sein. Die Adligen erhielten Rittergüter und übten zugleich die Rechtspflege in den neuen Orten aus. Für treue Dienste wurde 1488 Friedrich von Bolberitz, der bischöf licher Schloßhauptmann von Stolpe» war, vom Bischof Jo hann I V. mir Weifa belehnt. Doch schon im nächsten Jahre erhielten oie Bewohner einen neuen Herrn in Peter von Hang witz, besten Verwandte einen großen Teil der Oberlausitz und der meißnischen Ortschaften besaßen. Go war MAfa zwar bischöflich-meißnisch, gehörte aber einem Lausitzer Adligen. Peter von Haugwitz war zugleich bischöflicher und böhmischer LehnSträger. Ihm gehörten außerdem Nedaschütz, Kleinpraga, vier Bauern in Göda, die Mühle von Muschelwitz, Steinigt wolmsdorf, halb Ringenhain, Tantewalde nsw. Er starb 1520 in Gaußig. Von seinen Söhnen erhielt Christoph von Haug witz u. a. auch Weifa und Wilthen. Von dessen fünf Kin dern erhielt 1605 Johann Ernst von Haugwitz das Dorf, der es in demselben Jahre an Siegmund von Haugwitz auf Roth- naußlitz abtrar. Da Weifa von dessen Stammgut Rothnauß- liy sehr abgelegen war, löste er die Dienste der lWeifaer durch eine Geldsumme von 3000 meißnischen Gulden ab. Für den Adel kam nun eine schlimme Zeit. Er verarmte allmählich, und die Ortschaften wechselten oft ihre Besitzer. 1609 bis etwa 1612 gehörte Weifa einem Hans Bastian von Haugwitz, der es am 6. Juni 1609 samt dem Holz genannt der „Tautc- wald" erwarb. Dann besaß es Joachim von Gersdorf etwa bis 1611. Von diesem erwarb es Balzer von Gersdorf, der Weifa 1613 an Frau Maria von Kostitz für 1000 Taler verkaufte. Ihr Mann gehörte einem in der Oberlausttz weit verbreiteten Adelsgeschlecht an und besaß Rothenburg. Von 1636 an gehörte Weifa dessen Sohn Hans Heinrich von Nostitz, von der» sich im Februar 1661 die WAfaer vollständig freikauften. War wenden uns nun den Bewohnern von Weifa zu. Die ersten Bewohner des neuen Dorfes hatten es nicht leicht. Es waren wetterharte Leute, die mit viel Fleiß und Ausdauer ven Boden von Steinen und Wurzeln säubern mußten. Außer der Landwirtschaft betrieben sie die Leineweberei. Zwischen 1500 und 1600 bildete sich die Weberei immer mehr als be sonderes Handwerk heraus. Die Bevölkerung nahm zu und konnte sich vom Ackerbau allein nicht mehr ernähren. Der Bischof plagte oie Untertanen nicht sehr mit Diensten und Abgaben. Der Rittergutsbesitzer aber wohnte weit weg. So wnroen die Weifaer balo selbstänoig und krauchten sich nicht nach den vielen Gesetzen und Veroronungen zu richten, denen die Bewohner tiefer gelegener Gegenden meist unterworfen waren. Im Jahre 1608 weroen 11 Bauern, 7 Gärtner und 10 Häusler als dienst- und zinspflichtig bezeichnet. Dies brau chen aber noch nicht alle Bewohner gewesen zu sein. Oft hat ten die Bauern und Gärtner noch „Hausleute". Die iWeifaer waren ourch die Weberei ziemlich wohlhabend geworden. Sie boten dem Herren von Haugwitz eine größere Summe an, um ihrer Dienste und Abgaben auf einmal ledig zu sein. Sie schil derten ihm die Beschwerlichkeit der Fron bei der weiten Ent fernung seines Gutes und der schlechten Beschaffenheit der steinigen Wege im Bergland. An Abgaben waren von jedem Bauern 4—10 Groschen, I Scheffel Korn, 1 Scheffel Hafer, 2—3 alte Hühner uno 18—27 Eier zu entrichten* Von den Gärtnern gab jeder 2—6 Groschen, 1 Viertel bis I Scheffel Korn oder Hafer, 1—2 alte Hühner und 9 Eier. Jeder Bauer mußte im Jahre 2 Tage für den Herrn auf dem Acker, 2 Tage in der Ernte und I Tag bei der Jagd arbeiten. Jeder Gärtner arbeitete 2 Tage im Jahr bei der Ernte und einen Tag auf der Jago, jeder Häusler 1 Tag in der Landwirt schaft und einen auf ver Jagd für den Herrn. Lange Zeit ließe» die Weifaer Bewohner ihr Getreide in Ringenhain mahlen. Zwischen 1611 und 1620 ließ Hartig von Nostitz eine Muhle in 2Deifa erbauen. Aber die Be wohner waren schwer dazu zu bewegen, ihr Getreide darin mah len zu lasten. Durch Krieg und Pest litt der Mmhlenbetrieb sehr. Der 30jährige Krieg hinterließ auch in Weifa seine Spuren. 1631 trieben die Kroaten ihr Unwesen. Die Einwoh ner wurden beraubt, mißhandelt und etliche getötet. 1633 waren die Kroaten wieder in dem Dorfe und hatten es beson ders ans das Vieh abgesehen. Zehn Jahre später kamen Hatz- feldsche Truppen durch den Ort. Schweden und Kaiserliche Soldaten suchten in den folgenden Jahren die Bewohner noch heim. Trotzdem erholten sich diese ziemlich schnell von den Leiden des Krieges. Die Einwohnerzahl war nicht zurückgegangen, wie ein Verzeichnis von 1652 zeigt. 1658 werden 12 Bauern, 6 Gärtner und 21 Häusler aufgezählt. Wüste Güter werde» nicht genannt. Die Einwohnerzahl nahm weiter zu. In einem Verzeichnis von 1663 finden wir 22 Bauern, 7 Gärtner, 9 Althäusler und 18 Neuhäusler. Freilich sind diese Bauern mehr Wirtschaftsbesitzer in unserem Sinne. Der wohlhabendste, der Erbrichker Elias Becke, besaß 18 Scheffel Feld und 2 Fuder Wiesewachs. Da nährten sich viele von der Weberei. Dabei sind die Mieter in den Verzeichnissen noch gar nicht ge nannt, Einen Beweis für den Wohlstand bildet der Freikauf von 1661. Gegen Zahlung von 2200 Talerw wurde TLeifa von seinen Abgaben und Diensten für den Herrn von Nostitz befreit. Die Gemeinde lieh sich 1000 Taler dazu von dem Bürgermeister von Pirna. Nur wenige Jahre später zahlte sic das Geld wieder zurück. Die Bewohner wurden immer selb ständiger. Es gab nur wenig Dörfer in der Lausitz und den Evblanden, die sich einer solchen Selbständigkeit erfreuten. So gar die Ober- und Niedergerichte hatte sich die Gemeinde ver schafft. Im 19. Jahrhundert gingen die Vorrechte alle wie der verloren.