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Nr. 7 6ren2lsn6 O b e r I 3 u s 1 tz vergangenen Jahrhunderts dringen naturwissenschaftliche Schrif ten in unseren Vrt nnd finden in Wicise begeisterte Aufnahme. Er beginnt naturwissenschaftlich zu denken und zu arbeiten, wenn auch, wie er selbst schreibt, noch sehr unfruchtbar. Roß- inäßlers Volksblatt „Aus der Heimat" schürt seinen empfäng lichen Geist zur Hellen Flamme. Der Naturwissenschaftler, in einem abgelegenen Provinzdorfc, was konnte er damals für die Naturwissenschaften leisten? Nur sammeln, peinlich sam meln. Die unbekannte Heimat erschließen. Die von ihm ver öffentlichten Listen von Schmetterlingen, Käfern, Mollusken, Pflanzen, Gesteinen, Versteinerungen n. a. aus unserer Heimat » habe» mehr Bedeutung und viel mehr Ntühe verursacht, als manch dicke Folianten von anderer Seite. Sie find vorwiegend enthalten in den Festschriften zum 25- nnd 50jährigen Bestehen ' des HumboldtvereinS. Freilich, er stand allein auf weiter Flur. Von wem sollte er Anleitung holen zum Präparieren der ges ammeltenSachen, wie warenSammlungen, die Wert haben sollten, zu ordnen? Ihm fehlte es an Lehrern und an guten Lehrbüchern. Aus diesen primitiven Verhältnissen heraus ergibt sich erst die rechte Würdigung des Werkes von Weise. In Herrn von Schlieben auf Rittergut Nieder-Frie- dersdors, einem geübten Schmetterlingssammler, und Apotheker Kinne in Herrnhut, Besitzer einer wertvollen Gesteins- und - ersten wissenschaftlichen d fleißig sammeln, dieser Grundsatz trug ihn vorwärts. Berufliche Reisen zu den Miessen nach Frankfurt, Breslau, Leipzig und Berlin brachten ihn naturwissenschaftlich reichen Gewinn und öffneten seinen Blick für die Mannigfaltigkeit der Natur unserer deutschen Heimat. Er blieb jedoch nicht der einsame Forscher. „Naturwissen schaften müssen Gemeingut des Volkes werden", das war da mals der Schlachtruf aller bewegten Geister. Mät dem Ge- meiu'deoorstand Nküller erließ er im Jahre 1861 den Aufruf zur Gründung des HumboldtvereinS Ebersbach. In dertr so gewonnenen Kreise gleichgesinnter Grübler und Denker fühlte er steh wohl. Immer tiefer versenkte man sich in die Geheim nisse der Natur, Aufsätze wurden ausgearbeitet und fleißig Vorträge „gehalten. Er war die wissenschaftliche Seele des Vereins. 37 Jahre stand er iin Verein an der Seite seines I. Vorsitzenden Ntüllcr. Ms dieser alkerswegen zurücktrat, übernahm er mit 63 Jahren selbst die Leitung des Vereins nnd verwaltete sie 6 Jahre noch. Weitere Reisen an den Rhein, nach Holstein nnd wiederholt in die Alpen erweiterten seine Kenntnisse dauernd. In den Alpen waren es insbesondere die Flora nnd die Landmollusken, denen er sein Studium widmete. Sein Ruf als gewissenhafter Forscher drang bald über die Grenzen der engeren Heimat hinaus. Lange Zeit galten seine Sammlungen naturwissenschaftlich führend in der Ober- lausttz. Größen aller Zweige der Naturwissenschaften verkehr ten bei ihm und studierten seine Sammlungen. Besonders (arl Hugult Vteile Mineraliensammlung, fand er sei Stützen. Viel reisen, viel sehen waren cs Geologe», wie Geheimrat Dr. Eredner, Direktor der Geologischen Landesanstalt Leipzig, Hofrat Professor Dr. Geinitz in Dresden, sein Sohn Professor Dr. Eugen Geinitz in Rostock, die sächsischen LandeSgeologcn Dr. Hazard und Professor Dr. Siegcrt in Leipzig, Professor Dr. Beck in Frei berg, Professor David Brauns in Halle, Professor Bruder in Aussig, Dr. Karl Endries-Stuttgart und Professor Holland aus Norwegen, dann Zoologen, insbesondere Nsolluskenfor- scher, wie die weit bekannten Herren Reibisch in Dresden und Schulrat Schmidt in Haida, weiter die Botaniker Professor Dr. Drude in Dresden und der Herausgeber der berühmten Heimatfloreubücher lWstnsche in Zwickau, ferner der bekannte böhmische Heimatforscher Professor Paudler, sowie auch der Astronom Galle aus Breslau. Im Jahre -1801 suchte ibn der Direktor des böhmischen Landesmuseums in Prag. Professor Dr. Anton Fritsch, wie derholt auf, bis er ihm für das böhmische Museum schließlich den wertvollsten Teil seiner Sammlung, die nur in dieser vor- llandenen Jura-Versteinerungen von Zeidler Sternberg über ließ. Im großen tschecbischeu Landcsmnseum grüßt uns neben diesen Versteinerungen sein Bild. Sehr wertvoll find auch die von ihm gesammelten Kreidcversteincrungen, die vom llntcr- rcichneten teils in der Festschrift zum 50jährigen Bestellen des HumboldtvereinS. teils in der soeben erschienenen ..Fauna der oberste» Kreide in Sachsen, Böllmen nnd Schlesien" be arbeitet worden find. Er entdeckte wild wachsend die Kniekicfer bei Wialters- dorf und in den Stöckefichteln bei Rumbnra. an letzterem Plake auch die Griincrle, beides Relikten der Eiszeit. In Anerkennung seiner Forscllertätiakeit ernannte illn die naturwissenschaftliclle Gesellschaft Isis in Dresden zu ihrem korrespondierenden Mitglied. Naturwistenschaftliche Aussäke erschienen außer in beiden genannten Festschriften in den Schrif ten des nordböhmischen Ercnrsivnsclnbs nnd in der Lusatia- Verbandszeitschrist. Wmren die Naturwissenschaften die eine Seite seiner For- schertätigkeit. so war die Hcimataesclliclltc die andere. Vom ^allre 1866 an beschäftigte er iich mit diesem Gebiete. Er studierte die alten Ebersbacher Schöppenbücher und andere W^crke. 1808 erschienen die Ehronik von Ebersbach und 1004 „die Geschichtsbilder von Ebersbach und Umgebung". Auch auf diesem Gebiete wirkte er t'allnbrecllend. Er hatte mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämofen als unsere heutigen Ehro- nisten und Volkskundler. Gewissenllast. peinlich nüchtern, ohne Ubertrcibuna. so sind auch diese Schilderungen von Wieisc. Schließlich darf er als Nknndartforscller nicht vergessen werden. Er llatke schon verschiedene Dberlaufitzer Nsundart- gedichte nnd Aufsätze geschrieben, als im allaemeinen noch nie mand daran dachte Das wertvollste aber iü das von ihm hin terlassene saubere Verzeichnis Ebersbacher Mundartwörter und -Ausdrücke. Sic stammen aus einer Zeit da in Ebersbach die Nknndart noch ganz unverfälscht war. Leider war noch keine Möglichkeit, sie zu veröffentlichen. Wieise war von schwächlichem Köroerbau, jedoch mit un gewöllnlicher Zälliakeit nnd Ausdauer llat er alles geschaffen. .UNein Leben ist eine Harlekinsiacke gewesen", so sagt er von sich. Auf und ab warf ihn das Schicksal, nicllt verzagend suchte er es immer wieder zu meistern. Ans den kleinen Verhältnissen im Elternhaus und väter lichen Geschäft trat Wicise im ^allre 1871 an leitende Stelle in das in stetem Ausbleiben begriffene Tertilunternehmen von Hermann Wmnsche ein. Das war für ihn das richtige Arbeits feld. Gesundheitsrücksichten zwangen ihn leider schon 1875