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102 6reri2l3nä O b e r I 3 u s 1 ß denträger in der Ratsloge. Der ganze Gottesdienst ist auf männlichen Ton gestimmt, schmetternde Musik, die kräftigsten Gesangbnchlieder und die Predigt, ein starkes 2Dvrt über das Thema Gott und Vaterland. Der Vater verstand es immer recht gut, die Herzen anzuschlagen. Nach dem Gottesdienst hieß es oft: „Hoite hoat ha's aber wieder schiene gemacht! Ha hoats'n aber ooch urndlich gesojt, Dunnerschtag noch amoal, wajgn Kirchegiehn! Doa hoar'ch mancher hintrn Ilhrn ge- kroatzt!" Eigenartig bei der Schützenparade ist noch, daß beim Gebet des Vaterunsers in der Kirche zum Anschlägen der Glocken die Völler auf dem Hutberge erdröhnen und die ganze Kirche er zittern lassen. (1927 mußte „dr Majur" dafür Strafe be zahlen!) Am Sonntagnachmittag geht das Treiben ans der Schieß wiese los. Das muß man zunächst von ferne hören, Leierkasten und Drehorgeln, Orchestrions und große mechanische Musik werke in edlem ^Wettbewerb: ,,O du wunderschöner, deutscher Rhein! Im Grünewald, im Grünewald, is Holzauktion! Zch bete an die Macht der Liebe! Das war in Schöneberg im Monat Mai usw. usw.", Trompetengeschmettcr, Tuten, Klingeln, Ouietschen, Pfeifen, Ausrufen, Zanitscharenmusik der Schützen, Krachen der Flinken auf dem Schießstande, Dröh nen der Völler, das gibt zusammen eine wahrhaft höllische Symphonie, an der nur der Teufel, ein moderner Komponist und — — eben ein Lausitzer Schicßbesucher seine Freude hat. Dazu der infernalische Geruch: Lokomobilenrauch, Schmieröl, verbruzeltes Fett, Apfelsinen, zürn Teil verfault, iWürschtcl- maschinenduft, Mpnagerieodeur, Ausdünstung schwitzender Manschen! Zum Anderschwcrden! Aber es wird keinem andersch! Tausende walzen in endlosen Nlenschenschlangcn zur iWiese und genießen die Herrlichkeiten in vollen Zügen, 's ist eben alles Geschmacksache! in Am Sonnabend, dem 23. M"ärz, hielt der Verband „Lusatia" der GebirgS-, Humboldt- und Volksbildungsvereine der Obcrlansitz auf dem Hutberge seine Frühjahrsoertreter sitzung ab, die als Hauptversammlung des Verbandes gilt. Die Sitzung begann mit herzlichen Vegrüßnngsworten des Verbandsführers Direktor Fritsch- Leutersdorf. Besonders begrüßt wurden Amtshauptmann Berger- Zittau, Bür germeister Neubauer- Großschönau, Kreisoberturnwart Richter- Oberoderwitz, sowie die Vorsitzenden von vier Ver bandsvereinen, die im vergangenen Zahre neu zum Vereins führer gewählt worden sind. Der Verbandsführer gedachte dann der politischen Ereignisse, die seit der Winterivanderversamm- lung am Saarabstimmungstage in Ebersbach geschehen find. Der Verband verlor am 8. Nkärz sein hochverdientes Ehren mitglied Oberlehrer i. R. Julius Frenzel-Bautzen, den lang jährigen Vorsitzenden des Gebirgsvereins Bautzen, der die Lau sitzer Heide als Wandergebiet erschlossen hat. In Zittau starb Oberlehrer Voigt, der seine heimatlichen und naturkundlichen Kenntnisse jederzeit in den Dienst der Gesamtheit gestellt hat. Zm Berichtsjahre ist auch Oberlehrer Heidrich-Zittau heim gegangen, der Verfasser des lausitzcr Heimatbuches. Die Ver sammlung erhob sich zu Ehren der Verstorbenen von den Plät zen. Herzliche Gencsungswünsche wurden dem Vorsitzenden des Ebersbacher Humboldtvereins entboten, der schwer erkrankt ist. Neu ausgenommen in den Verband wurden der Verkehrs verein Ostritz und der Heimat- und Verkehrsverein Oppach. Oberlehrer Stadtrat Kramer und Hauptmann a. D. Kittel als die beiden Führer dieser Vereine wurden be sonders herzlich begrüßt mit den besten ^Wünschen auf ein ge deihliches Zusammenarbeiten. Weitere Begrüßungsworte spra chen Bürgermeister Neubauer-Großschönau, Amtshanptmann Berger-Zittau, der betonte, daß er jederzeit die Tätigkeit des Verbandes tatkräftig fördern will, und Schulleiter 2D erner im Namen der ,.Saronia"-Großschönau. Er wies auf eine kleine Schau im Nebenranm hin, in der man Großschönauer Damaste, Gemälde und asteS Geschirr aus dem Heimatmuseum zusammengestellt hatte und die das lebhafte Znteresse der An wesenden fand. Kreisoberturnwart Richter begrüßte das zu künftige Zusammengehen zwischen den Turnvereinen und den Verbandsvereinen. Turnen und 2Dandern ist schon immer ans das engste verbunden gewesen. Aus dem Jahresbericht des Verbandsgeschäfts führers Lehrer Köhler- Großschönau sei folgendes wieder gegeben. Er verglich zunächst die heutige Sitzung mit der Ver bandssitzung vor zehn Zähren. Damals waren nur neun Ver eine mit 15 Vertretern anwesend. Seitdem bat der Verband einen sehr erfreulichen Aufschwung genommen. Die Ausstellung von Fragebogen durch die Verbandsvereine über ihre Tätig keit und die Aufstellung von Satzungen wurden damals be schlossen. Damals wurde Kaufmann Kurt. Kittel- Zittau als Verbaudskassierer gewählt. Zu seinem zehnjährigen Amts- jnbilänm wurden ihm herzliche Glückwünsche ausgejprochen. Die Verbandshauptversammlung im Vorjahre in Taubenheiui wurde noch von Dr. Heinke-Iittau geleitet. So begeistert wie dort hat er selten über die Zukunftsaufgaben des Verbandes ge sprochen. Vierzehn Tage später verstarb er an den Folgen eines Autounfalles in Athen. Für den verwaisten Verbands vorstand galt es im vergangenen Soinuierhalbjahr zunächst, die Stellung zu halten und einen neuen Führer zu suchen. Die Festigung der Verbandsvereine ist gelungen, ausgeschieden find nur die Landsmannschaften der Oberlausitzer in Berlin und Dresden. Aufgelöst hat sich der Lefsingvcrein in Kamenz. Der Volksbildnngsverein in Großröhrsdorf hat sich mir dem Hei matverein Rödcrtal vereinigt. Der Verband Lusatia umfaßt bei zwei Ab- und zwei Zugängen gegenwärtig 54 Verbands vereine mit 7629 Mitgliedern. Der Verbandsvorstand hielt 8 Vorstandssitznngen, 3 Vortragsbcsprechungen und eine LDcge- meistersitznnq ab. Persönliche Fühlungnahme erfolgte mit den vier Aintshanptlcnten und den vier Kreislcitcrn der Oberlausitz. Von allen Stellen ist Förderung unserer Bestrebungen zugc- sichert worden. Zeder Verein hat den Anschluß an die Deutsche Heiniatschule vollzogen. Das Verhältnis zu den Verkchrsver- eincn ist sehr gut. Gebirgsvercinsarbeit und Verkehrsvercins- arbcit gehören in der Obcrlansitz zusammen. Der Verband